Neue deutsche Esskultur: Food Trucks von Sinah Vonderweiden
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Food Trucks erobern Deutschland
In China zum Beispiel sind Food Trucks, die ein schnelles Frühstück oder leckeres Sandwich am Mittag anbieten, schon seit langem bei Berufstätigen beliebt. Weitere Vorgänger des modernen Food Trucks sind mobile Kantinen oder Feldküchen. Und in Thailand gibt es immer noch ein paar schwimmende Märkte. Auf denen wird Obst, Gemüse und anderes Essen von Booten aus angeboten, denn früher dienten die Kanäle des langen Chao Phraya Flusses als Transportwege und die Waren wurden direkt vom Fluss aus weiterverkauft. Heute sind diese „Floating Markets“ selten und eher eine Attraktion für Touristen.
Der Trend für warmes, herzhaftes Essen auf dem Food Truck stammt aber eher von den amerikanischen „Chuckwagons“. Das sind von Pferden gezogene Wagen, die Cowboys und Holzfäller begleiteten, während sie in der Wüste oder im Wald ihrer harten Arbeit nachgingen.
In anderen Ländern, wie z.B. Amerika sind Food Trucks bereits ein fester Bestandteil des kulinarischen Angebots geworden. In Deutschland waren lange Zeit Eis- und Bratwurstverkäufer die einzigen, die ihre Gerichte mobil verbreiteten. Inzwischen wird der Trend für ausgefallene Snacks und einen guten Mittagstisch aber auch hier immer beliebter und das Angebot an Food Trucks immer größer.
Sind Food Trucks die Zukunft der Mittagspause in Deutschen Hochschulstädten?
Ganze Food Truck-Märkte findest du in Deutschland vor allem in den großen Universitätsstädten, zum Beispiel in Hamburg, Stuttgart oder Köln. Es gibt aber auch viele moderne Food Trucks in Lübeck, Nürnberg oder München. Deswegen essen inzwischen immer mehr Leute ihr Mittagessen gerne an so einem Stand. Aber sind die mobilen Küchen auch eine gute Alternative zur Mensa?
Ein heißer Tipp: Oft stehen die Wagen mittags am Campus, vor Firmen mit großem Parkplatz oder auf kleinen Plätzen in der Innenstadt. Die Pause am Food Truck ist aber leider nicht günstig. Für einen Burger vom Food Truck musst du mit einem Preis von etwa acht bis neun Euro rechnen. Dafür wird das Essen frisch zubereitet und ist mit der massenhaften Ausgabe in der Mensa nicht vergleichbar.
Street Food Festival: Die Kölner Food-Trucks im Test
Das Street Food Festival ist dafür der ideale Ort. Auf dem Gelände des Helios 37 in Köln-Ehrenfeld zum Beispiel kochen, braten und frittieren die Food Truck-Betreiber ihre Spezialitäten. Die Veranstaltung steht für authentische Küche aus der ganzen Welt und zieht jedes Wochenende in eine andere deutsche Stadt. Und das Beste daran ist: Hier gibt es jede Menge Food Trucks.
Hier habe ich mich mit Yuedi aus China auf eine kulinarische Reise begeben. Schon beim Reingehen haben wir sofort gemerkt, dass die Veranstaltung alle unsere Sinne anspricht: Wir sehen direkt Rauch aus einem sogenannten „Smoker“ aufsteigen, das ist ein Grill. Überall stehen bunte Menüs und wir riechen die verschiedensten Gewürze. In den Auslagen der Food Trucks liegen leckere Sandwiches oder es werden frische französische Crêpes gemacht. Wir hatten also die „Qual der Wahl“ und haben uns dann dafür entschieden philippinisches „Fusionfood“ zu testen, also eine Mischung aus deutscher und philippinischer Küche.
Interview mit Yuedi Zhang
Hallo Yuedi! Erstmal: Wie bist du eigentlich nach Deutschland gekommen?
Mein Hauptfach an meiner Heimatuniversität ist deutsche Sprache und Literatur. Ich habe in China zwei Jahre lang Deutsch gelernt. Jetzt bin ich als Austauschstudierende hier an der Universität in Köln und lerne weiter Deutsch und studiere Germanistik. Ich bin also in einem Austauschprogramm.
Der größte Unterschied ist glaube ich, dass es bei der deutschen Küche Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise gibt. Das ist bei uns in China nicht so. Egal ob süß oder salzig, es wird alles gleichzeitig auf den Tisch gestellt. Ein anderer Unterschied ist noch die Zeit. Wir essen unser Frühstück, Mittag oder Abendbrot mindestens eine oder zwei Stunden früher als die Deutschen. In meinem Wohnheim gibt es einige die erst gegen neun oder zehn Uhr Abendessen. Da ist für mich schon Schlafenszeit. (lacht)
Hast du ein deutsches Lieblingsgericht?
Ja, da gibt es schon ein Gericht: Currywurst. Die mag ich sehr. Überhaupt, alle Würste die ich kenne sind hier sehr lecker. In China kann man nicht so viele unterschiedliche Sorten Wurst finden und die sind auch nicht so lecker gekocht.
Na ja, das erst Mal war auf dem Weihnachtsmarkt an einem Bratwurststand. Und insgesamt bin ich dann bestimmt noch drei oder vier Mal da gewesen und habe jedes Mal wieder eine leckere Wurst probiert.
Gibt es bestimmte Ecken in Köln wo du besonders gerne Essen gehst?
Am häufigsten esse ich eigentlich Döner. Auch wenn das glaube ich gar kein richtiges deutsches Essen ist, sondern eine Mischung aus Deutschem und Türkischem. Aber es geht immer sehr schnell und ich brauche nicht so viel Zeit um mit der Essenspause fertig zu sein. Und Döner ist ja auch ein bisschen wie Street Food.
In Deutschland habe ich bis jetzt noch keine Food Trucks ausprobiert, aber in China schon. Man sagt zwar nicht Food Truck dazu, aber es gibt einige auf den Straßen. Die haben hinten raus eine Küche und vorne eine Kasse. Und alle machen Fastfood. Diese Küche ist besonders für die Berufstätigen gemacht, denn die haben keine Zeit sich zu Hause selbst etwas zu kochen. Deshalb ist es praktisch, dass sie sich was an diesen Wagen holen können. Es gibt da meistens Burger oder Sandwiches zum Essen oder Sojamilch zum Trinken und vor allem auch alles zum Mitnehmen. Besonders für das Frühstück sind unsere Food Trucks sehr üblich und beliebt, weile die Leute morgens am wenigsten Zeit haben.
Meinst du, Food Trucks sind eine Alternative für das Essengehen in der Mensa oder im Restaurant? Manchmal sind die Preise ja nicht gerade günstig ...
Ich würde sagen, dass Food Trucks keine echte Alternative, sondern eher eine Ergänzung zu dem altmodischeren Essensangeboten sind. Besonders wenn man – wie gesagt – schnell und gesellig mit Freunden essen will. Ansonsten würde ich schon immer eher in die Mensa gehen und dort etwas essen.
Nach unserer exotischen Stärkung verließen wir dann glücklich und satt das Festivalgelände, perfekt gerüstet für einen Spaziergang im historischen Zentrum von Köln.