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Bildrechte: Auswärtiges Amt, Christoph Mukherjee/Max-Planck-Gesellschaft, DAAD, DAAD/Nathan Dreesen, DAAD/Stefan Zeitz, DAAD/Stefan Zeitz Photography, DWIH, DWIH Neu-Delhi, DWIH New York, DWIH New York/Sebastian Marin, DWIH San Francisco, DWIH San Francisco/Barak Shrama, DWIH Sao Paulo, DWIH São Paulo, DWIH Tokyo, DWIH/Barak Shrama, DWIH/Stefan Zeitz, Fazit, TU Dresden/Nathan Dreessen

Grußworte

Dr. Bernhard Kotsch

Staatssekretär des Auswärtigen Amts

Die DWIH sind fester Bestandteil unserer Science Diplomacy, die Außenpolitik mit Instrumenten der Wissenschaft betreibt. Sie fördern internationale Kooperation und stärken den Forschungs-, Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland. Mit dem Schwerpunktthema 2024 ‚Künstliche Intelligenz: Mensch und Gesellschaft im Fokus‘ haben sie eine Technologie in den Vordergrund gerückt, die Wirtschaft, Wissenschaft und den Alltag grundlegend verändert.

KI kann ein Katalysator für Fortschritt und Innovation zum Wohle der Menschheit sein, aber auch für Desinformation, Cyberangriffe oder die Entwicklung verbotener Kampfstoffe genutzt werden. Damit Gesellschaften demokratisch, offen, plural und solidarisch bleiben, müssen wir Möglichkeiten und Risiken der KI offen diskutieren und transparent regeln. Dabei sollte die KI auf den Menschen und die Menschenrechte ausgerichtet sein. Ich danke den DWIH für die wertvollen Beiträge, die sie zu aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen leisten und dabei immer die internationale Perspektive mitdenken. Gerade in außenpolitisch herausfordernden Zeiten brauchen wir die DWIH. Ich wünsche allen, die daran mitarbeiten, viel Erfolg!



Prof. Dr. Patrick Cramer

Präsident der Max-Planck-Gesellschaft

Die Welt verändert sich rasant – durch geopolitische Verschiebungen, aber auch durch Innovationen. Die wohl präsenteste Innovation unserer Zeit stand 2024 im Zentrum des Jahresprogramms der Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH): Künstliche Intelligenz. Schon heute transformiert Künstliche Intelligenz die Wissenschaft, aber auch Wirtschaft und Gesellschaft. Wir können absehen, dass KI-Systeme überall auf der Welt die verschiedensten Lebensbereiche durchdringen werden. Und wir müssen uns fragen, wie wir den Risiken, die mit dieser Entwicklung einhergehen, begegnen. In Zeiten umwälzender Veränderungen ist es umso wichtiger, dass Wissenschaft und Innovationsträger international im Austausch miteinander stehen. Das ermöglichen die DWIH mit ihrem entscheidenden Beitrag zur internationalen Vernetzung. Perspektivwechsel sind nötig – und inspirierend. Kooperation ist unabdingbar; bestehende Partnerschaften müssen gestärkt und neue geschlossen werden. Die Herausforderungen einer weltweiten Entwicklung können wir nur gemeinsam meistern. Und nur gemeinsam können wir zu einem Konsens finden, wie die Zukunft unserer Welt aussehen soll.



Prof. Dr. Joybrato Mukherjee

Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)

Was verbindet die deutsche Innovationslandschaft mit globalen Partnern? Wo liegen Stärken, von denen alle Seiten profitieren können? Das weltweite Netzwerk der Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) bietet Antworten in einer Zeit, in der internationaler Austausch vielfach unter Druck gerät. 2024 hat das DWIH-Netzwerk an seinen Standorten deutsche und internationale Innovationstreiber weiter zusammengeführt – mit dem Schwerpunktthema ‚Künstliche Intelligenz: Mensch und Gesellschaft im Fokus‘, das Vernetzung auf ganz unterschiedlichen Ebenen behandelt hat. Ob in Indien oder Japan, in Brasilien oder den USA: KI verändert Gesellschaften tiefgreifend. Als Schaufenster und Plattformen der deutschen Wissenschafts- und Innovationslandschaft stehen die DWIH für herausragende Forschung zur Künstlichen Intelligenz. Zugleich sind sie ein Beispiel dafür, dass sich in Deutschland Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammenschließen, um auch für andere Themenbereiche zukunftsweisende Lösungen zu finden. Ich lade Sie herzlich ein, im digitalen DWIH-Jahresbericht 2024 zu entdecken, wie die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser einmal mehr einen außergewöhnlich vielfältigen Austausch über Ländergrenzen hinweg ermöglicht haben.

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Das DWIH-Netzwerk im Jahr 2024

Auch in Zeiten tiefgreifenden Wandels zeigen die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) Präsenz und stärken den globalen Austausch zu entscheidenden Zukunftsfragen.

Die internationale Strahlkraft der Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) wirkt nicht nur in innovationsstarken Regionen in Amerika und Asien – auch in Deutschland entfaltet die Arbeit der Häuser und der Bonner DWIH-Geschäftsstelle mehr und mehr Wirkung. So auch auf dem DWIH-Netzwerktag im Juni 2024 in Berlin: Zahlreiche Teilnehmende aus den Bereichen Politik, Forschung und Technologientransfer nutzten die Gelegenheit, die DWIH näher kennenzulernen. Aus erster Hand erfuhren sie mehr über den Einsatz des DWIH Neu-Delhi für wissenschaftsbasiertes Entrepreneurship oder über die Aktivitäten des DWIH New York im Feld der Wissenschaftsdiplomatie. Wie vielschichtig das DWIH São Paulo mit der brasilianischen Wissenschaftslandschaft verknüpft ist, war ebenso Thema wie die Verbindung des DWIH San Francisco mit dem kalifornischen Innovationsökosystem. Das DWIH Tokyo präsentierte seine langjährig aufgebaute Expertise im Feld der Künstlichen Intelligenz – welche zudem als gemeinsames Schwerpunktthema im Jahr 2024 von allen Häusern facettenreich behandelt wurde.

Die Profile der Häuser haben sich über die Jahre immer weiter ausdifferenziert.

Dr. Ursula Paintner,

Direktorin der Abteilung

Kommunikation im DAAD

Auch jenseits der einzelnen Beispiele für die Arbeit der DWIH und weit über den alljährlichen Netzwerktag hinaus bringt das Netzwerk Akteurinnen und Akteure der deutschen Innovationslandschaft zukunftsweisenden Partnerschaften näher. Die DWIH vermitteln nicht nur Wissen, sondern ermöglichen konkrete Kontakte in den jeweiligen Sitzländern und für Deutschland besonders interessanten Regionen. An den Standorten können sich Akteurinnen und Akteure aus Deutschland über die DWIH zielgerichtet präsentieren und effizientes Networking betreiben.

Der DWIH-Netzwerktag 2024 in Berlin bot Gelegenheit zum Austausch mit den DWIH.

„Die DWIH haben vor rund 15 Jahren ihre Arbeit aufgenommen, um den Innovations- und Forschungsstandort Deutschland international möglichst bekannt zu machen“, sagt Dr. Ursula Paintner, Direktorin der Abteilung Kommunikation im DAAD, in der auch die DWIH-Geschäftsstelle angesiedelt ist. „Die Profile der Häuser haben sich über die Jahre immer weiter ausdifferenziert, und die DWIH ermöglichen heute passgenaue Vernetzung zu unterschiedlichsten Innovationsthemen.“ Dabei berücksichtigten sie die oft sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in den Sitzländern.

Ursula Paintner veranschaulicht diesen Aspekt mit einem Vergleich der DWIH in San Francisco und São Paulo. „In Brasilien knüpft das Interesse an der deutschen Innovationslandschaft an eine lange Tradition des Austauschs an, die 2024 auch mit dem Jubiläum ‚200 Jahre deutsche Einwanderung nach Brasilien‘ gefeiert wurde. In Kalifornien gibt es dagegen, insbesondere durch das Silicon Valley, eine besondere Konkurrenzsituation für Innovationstreiber aus aller Welt. An beiden Standorten gelingt es den DWIH, neue Verbindungen zu knüpfen und Kooperationen zu ermöglichen.“

Wissenschaft und Wirtschaft profitieren

2024 zeigte auch, wie vielfältig die deutsche Wissenschaft und forschende Wirtschaft von den DWIH profitieren. „Die Standorte wissen sehr genau, was in ihrer jeweiligen Region für Deutschland besonders interessant ist“, hebt Ursula Paintner hervor. „In Indien ist das zum Beispiel die außergewöhnlich starke Start-up-Szene, die demonstriert, wie schnell Ideen aus der Wissenschaft in die Wirtschaft transferiert werden können.“ Gleich mehrere Veranstaltungen des DWIH Neu-Delhi untermauerten zuletzt, wie Indien zu einem der größten Start-up-Ökosysteme der Welt werden konnte. In Japan richtete das DWIH Tokyo den Blick derweil auf Themen wie das Potenzial der Kreislaufwirtschaft und neue Wege der Industrie 4.0 im deutsch-japanischen Austausch. Als Ko-Organisator des AsiaBerlin Summit im Mai 2024 in Tokyo nahm das DWIH zudem in den Blick, worauf es in der „Smart Society“ der Zukunft ankommt.

Die DWIH werden auch weiterhin zur Förderung und Vernetzung von Forschung und Innovation beitragen.

Dr. Ursula Paintner,

Direktorin der Abteilung

Kommunikation im DAAD

Auch in Russland ist das DWIH-Netzwerk nach wie vor präsent: Das DWIH Moskau bietet Einblicke in die russische Wissenschaftslandschaft und eröffnet in kleinem Rahmen Kontaktmöglichkeiten für russische Forschende.

Unter dem Druck globaler politischer Veränderungen fördern die DWIH weltweit Innovationen. Über deren Entstehen entscheiden nicht allein technische und finanzielle Möglichkeiten. Zunehmend wichtig wird auch, wie Wissenschaft und Politik gemeinsam den Wandel gestalten können. Das DWIH New York hat seinen Fokus auf „Science Diplomacy“ in den vergangenen Jahren stetig vertieft. Das FUTURE FORUM des DWIH im Oktober 2024 in Washington, D.C., war dem Oberthema „Science Diplomacy in an Era of Technological Disruption“ gewidmet und verdeutlichte den wechselseitigen Nutzen von Diplomatie und Wissenschaft. Ursula Paintner unterstreicht: „So unterschiedlich die Bedingungen weltweit auch sein mögen: Die DWIH werden auch weiterhin internationalen Austausch stärken und damit wesentlich zur Förderung und Vernetzung von Forschung und Innovation beitragen.“

Johannes Göbel

Das DWIH-Netzwerk in Zahlen

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Unterstützer (und 73 assoziierte Unterstützer) zählt das weltweite DWIH-Netzwerk.

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Kuratoriumsmitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sind für die strategische Steuerung des DWIH-Netzwerks verantwortlich. Die Leitung der DWIH-Geschäftsstelle liegt in der Verantwortung des DAAD.

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Veranstaltungen wurden 2024 von den DWIH an ihren internationalen Standorten und virtuell (ko-)organisiert.

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Referentinnen und Referenten folgten 2024 den Einladungen des DWIH-Netzwerks.

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Referentinnen und Referenten aus deutschen Institutionen haben bei Veranstaltungen der DWIH mitgewirkt.

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Referentinnen und Referenten aus internationalen Institutionen haben zu DWIH-Veranstaltungen beigetragen.

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Rund 39.350 Personen wurden 2024 durch Veranstaltungen mit Beteiligung der DWIH erreicht.

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Veranstaltungen zum Schwerpunktthema „KI: Mensch und Gesellschaft im Fokus“ wurden 2024 organisiert.

DWIH-SCHWERPUNKTTHEMA 2024

Künstliche Intelligenz: Mensch und Gesellschaft im Fokus

Forschende der Konrad Zuse School of Excellence in Embedded Composite Artificial Intelligence (SECAI) an der TU Dresden

Internationale Zusammenarbeit ist der Schlüssel für den sinnvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Wir werfen einen Blick auf die Sitzländer der Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) und ihre jeweilige Perspektive auf die Technologie.

Anfang Februar 2025 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 100 Ländern zum „AI Action Summit“ in Paris, um über die Zukunft der Künstlichen Intelligenz zu diskutieren, internationale Standards zu formulieren und nachhaltige und ethisch verantwortungsvolle KI-Entwicklungen zu fördern. Nach den Gipfeln in Bletchley 2023 und Seoul 2024 war es bereits das dritte Mal, dass sich Staats- und Regierungschefs, Unternehmerinnen und Unternehmer, Forschende sowie Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft über die Chancen und Risiken dieser hoch disruptiven Technologie austauschten.

Für viele Expertinnen und Experten markierte das Treffen in Paris einen wichtigen Wendepunkt: Die europäischen Länder nehmen das Heft des Handelns in die Hand und überlassen Innovationen in diesem Technologiefeld nicht mehr den großen Playern USA und China. Insgesamt 200 Milliarden Euro sollen in die Entwicklung einer europäischen KI fließen – im Rahmen der bislang größten öffentlich-privaten Partnerschaft der Welt.

KI-Standort Deutschland

Für den Standort Deutschland sind das gute Signale. Mit seiner 2018 eingeführten und 2020 aktualisierten KI-Strategie setzt Deutschland auf Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz, bei denen ethische und gesellschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen. Und wie zuvor immer bloß angemahnt, könnten für einen solch risikoreflexiven Ansatz nun tatsächlich die benötigten Milliarden zur Verfügung stehen. Den Rahmen bildet weiterhin der am 1. April 2024 in Kraft getretene AI Act der EU, das weltweit erste umfassende Regulierungsframework für Künstliche Intelligenz – bislang eher als Innovationshemmnis verstanden. Die erhöhte Investitionsbereitschaft könnte Europa nun erneut zur Position eines KI-Pioniers verhelfen. Schon in den 1980er-Jahren setzte vor allem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) weltweit Maßstäbe in der Erforschung der Technologie.

Langjährige Partnerschaften, gemeinsame Visionen

Das DFKI ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig und lohnend internationale Partnerschaften im Bereich disruptiver Technologien sind. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet das deutsche Forschungszentrum mit der Osaka Metropolitan University (OMU) auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz zusammen. Eine enge japanisch-deutsche Kooperation besteht auch zwischen DFKI und dem National Institute for Informatics (NII). Masterstudierende, Doktoranden, Postdoktoranden und Forschende beider Institutionen haben die Möglichkeit, ihre Expertise im Rahmen gemeinsamer Projekte zu bündeln. Deutschland und Japan verbindet eine gemeinsame Vision in Bezug auf wünschenswerte gesellschaftliche Entwicklungen, die durch disruptive Technologien ermöglicht werden können. Im Fokus der Forschung steht das synergetische Zusammenwirken von Mensch und Maschine, das mit besonderer Rücksicht auf ethische und sicherheitsrelevante Fragestellungen gestaltet wird.

Auch Indien weiß auf seinem Weg zur führenden Industrienation um das enorme Potenzial von KI-Anwendungen bei der Bewältigung vieler Herausforderungen – etwa in den Bereichen Medizin, Infrastruktur, Bildung oder Ernährung. Entsprechend massiv investiert die Regierung in Forschung und Entwicklung im Feld der Künstlichen Intelligenz, den Rahmen bildet die 2018 veröffentlichte „National Strategy for Artificial Intelligence“. Ebenso wie ihre Partner in Deutschland und Europa setzt die Nation dabei auf einen verantwortungsvollen und inklusiven Ansatz, etwa durch die Entwicklung sektorspezifischer Leitlinien für Datenschutz, Sicherheit und Ethik. Mit Deutschland verbindet Indien eine langjährige wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit.

USA als wichtiger Partner

Die USA bleiben ein wichtiger Orientierungspunkt, was Innovationskraft und Investitionsvolumina im KI-Bereich angeht. Deutsche Hochschulen sind an vielen transatlantischen Forschungskooperationen beteiligt. Ein Beispiel ist die Beteiligung der Technischen Universität München (TUM) an der von US-Unternehmen initiierten „AI Alliance“, der sich mehr als 50 global agierende Unternehmen, Institutionen und Universitäten angeschlossen haben. Die Partner, so die Grundidee, tauschen dynamisch Daten und Ressourcen aus. Die TUM verfügt über führende Expertise in KI-basierter Robotik sowie KI-gestütztem Wissenserwerb. Die deutsche KI-Kompetenz wird auch in den USA wahrgenommen. Anfang 2025 kündigte das Unternehmen OpenAI an, eine Niederlassung in München zu eröffnen. Neben der Rekrutierung von Fachkräften strebt das Unternehmen weitere Kooperationen mit deutschen Hochschulen an.

Chancen im Gesundheitssektor

Herausragendes Potenzial wird Künstlicher Intelligenz auch im Gesundheitswesen zugeschrieben. Schon heute analysieren KI-basierte Programme sehr erfolgreich medizinische Bilddaten auf krankhafte Anomalien oder unterstützen Forschende bei der Entwicklung von Medikamenten. Unternehmen arbeiten an Plattformen, die es ermöglichen, die Reaktionen von Millionen von Zellen auf eine Vielzahl von Medikamenten und Wirkstoffkombinationen virtuell zu testen.

Zur Vorhersage epidemiologischer Ereignisse eignet sich Künstliche Intelligenz ebenfalls hervorragend. Brasilien ist eines der Länder, die KI bereits erfolgreich im Gesundheitssektor einsetzen. 2021 wurden sechs angewandte Forschungszentren (CPA) für KI eingerichtet, von denen sich zwei speziell auf das Gesundheitswesen konzentrieren. Die Zentren erhalten umfangreiche Fördermittel und arbeiten an KI-Lösungen für verschiedene Bereiche des Gesundheitswesens, auch für die Bewältigung von Epidemien und Naturkatastrophen.

Gerade der Einsatz in der Pandemievorsorge zeigt deutlich auf, welcher Entwicklungspfad für diese weltverändernde Technologie erstrebenswert wäre. Gestaltet werden sollte sie als transnationales Projekt, das nicht nur im internationalen Schulterschluss vorangetrieben wird, sondern sich in seiner transformativen Kraft in den Dienst der gesamten Menschheit stellt.

Klaus Lüber



DWIH New York



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STATEMENT

„Es geht weniger um das Ob als um das Wie“

Christian Strowa, Direktor des DWIH New York

Die Vereinigten Staaten sind weltweit führend im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Christian Strowa,

Direktor des DWIH New York

„Die Vereinigten Staaten sind weltweit führend im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Es geht hierzulande oft weniger um das Ob als vielmehr um das Wie, gleichzeitig aber auch darum, die breite Bevölkerung mitzunehmen und einen ethischen Umgang mit KI anzugehen. Und das schon lange nicht mehr nur an der Westküste: Ende 2023 hat der Bundesstaat New York beispielsweise das Empire AI Consortium ins Leben gerufen, unterstützt durch öffentliche und private Mittel, das mit Hilfe eines universitären Großrechenzentrums KI-Innovationen fördert und den verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen vorantreibt. Gleichzeitig hat die Stadt New York ihren ersten umfassenden KI-Aktionsplan vorgestellt, der Schlüsselmaßnahmen für den verantwortungsvollen und effektiven Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Stadtverwaltung enthält. Neben Risikoanalysen und der Vereinfachung von Verwaltungsabläufen liegen weitere Schwerpunkte auf der Einbeziehung der Öffentlichkeit und der ethischen Nutzung von KI. All dies passiert also genau dort, wo das DWIH in seiner Arbeit ansetzt: an der Schnittstelle zwischen Universitäten, Unternehmen, politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit.“

IM FOKUS

Die Arbeit des DWIH New York im Jahr 2024

Science Diplomacy ist einer der Schwerpunkte des DWIH New York. Dementsprechend intensiv beleuchtete das Haus auch 2024 wieder die Wechselwirkung von Wissenschaft und Politik in verschiedenen Kontexten. Das Thema Nachhaltigkeit spielte dabei ebenso eine Rolle wie Strategien für eine zeitgemäße Wissenschaftskommunikation oder die gesellschaftlichen und politischen Dimensionen disruptiver Technologien.

Evelina Santa-Kahle, Science Counselor der deutschen Botschaft in Washington, beim Side Event des Zukunftsgipfels

Wissenschaft als Brückenbauer

Die großen Herausforderungen unserer Zeit sind ohne faktenbasierte Entscheidungen in einem gemeinschaftlichen, globalen Rahmen kaum zu bewältigen. Dass die Wissenschaft dabei eine entscheidende Rolle spielen kann, liegt auf der Hand. Mit dem Abschlussdokument des Zukunftsgipfels bei den Vereinten Nationen nutzten die Delegierten im September 2024 die Gelegenheit, diesen Zusammenhang auch auf höchster diplomatischer Ebene zu betonen. Das DWIH New York leistete dazu mit seinem Side Event „Building Bridges Through Science Diplomacy: Accelerating Progress Towards Sustainable Development“ einen Beitrag. „Uns war es wichtig, Fallbeispiele für Wissenschaftsdiplomatie aus ganz unterschiedlichen Bereichen zu zeigen – von der Physik über Biodiversität und Artenschutz bis hin zur Nutzung indigenen Wissens“, so Dr. Jan Lüdert, Programmleiter des DWIH New York. „Wissenschaft ist längst ein globales Unterfangen, das auf universellen Prinzipien beruht und internationale Bemühungen um Frieden und Sicherheit auf wertvolle Weise stärkt.“

Teilnehmende der „Pitch Night“ im Rahmen des Programms STEP USA University

Vom Labor in den Markt

New York verfügt über eines der dynamischsten Start-up-Ökosysteme der Welt. Deutschen Gründerinnen und Gründern den Markteintritt in den USA zu erleichtern und gleichzeitig ein Schaufenster für deutsche Innovationsleistungen zu bieten, ist das Ziel des Programms STEP USA University, das das DWIH gemeinsam mit der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer New York entwickelt hat. Im Jahr 2024 fand die jeweils dreitägige Veranstaltung zweimal statt. „Es war erneut beeindruckend zu sehen, wie die Gründerinnen und Gründer es geschafft haben, aus erstklassiger Forschung auch erstklassige Produktideen zu entwickeln“, sagt Christian Strowa, Direktor des DWIH New York. Ein Beispiel ist Digity, eine Ausgründung der Universitätsklinik Göttingen, die Exoskelette für den Einsatz bei Handverletzungen entwickelt. Für Mitgründerin Viola Bartels war das STEP-Programm vor allem im Hinblick auf das Networking und die Vorbereitung auf die spezifische „Pitch-Kultur“ in den USA hilfreich: „Wir erhielten wertvolle Einblicke in die soziale und geschäftliche Kultur, was für Markteinsteiger von entscheidender Bedeutung ist.“

Interkulturelle Kommunikation für die Karriere

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten zunehmend in globalen Netzwerken. Entsprechend wichtig ist es, neben fundiertem Fachwissen auch über interkulturelle Kompetenz zu verfügen. Um diesen Aspekt zu fördern, hat die University of Connecticut (UCONN) zwei Dual-Degree-Programme entwickelt, die es Studierenden ermöglichen, das Fach German Studies mit einer Ausbildung in den Bereichen Wirtschaftswissenschaften und Ingenieurwesen zu kombinieren. Das Symposium „Germany on Campus“ am 14. November 2024 bot Interessierten die Gelegenheit, mehr über die beiden Programme zu erfahren und sich mit Alumnae und Alumni zu vernetzen. Ziel ist es, den angehenden Fachkräften nicht nur die deutsche Sprache zu vermitteln, sondern sie auch über Praktika mit deutschen Unternehmen in Kontakt zu bringen, die in Connecticut stark vertreten sind. „Die beiden UCONN-Programme zeigen, wie groß das Potenzial ist, den interkulturellen und in diesem Fall dezidiert transatlantischen Ansatz im akademischen Bereich zu fördern“, hebt Jan Lüdert hervor.

Kunst und Wissenschaft

Ausstellung „Faszination Wissenschaft“ in New York

In Zeiten von Wissenschaftsskepsis und Desinformation wird es immer wichtiger, Sinn und Zweck wissenschaftlicher Erkenntnisse verständlich und prägnant zu vermitteln. Einen viel beachteten Versuch dazu hat die renommierte deutsche Fotografin und Dokumentarfilmerin Herlinde Koelbl unternommen. Für ihre fotografische Porträtserie „Faszination Wissenschaft“ hat sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gebeten, die Essenz ihrer Forschung auf die Innenfläche ihrer Hand zu skizzieren: Bei manchen sind es Worte, bei anderen Formeln oder kleine Kunstwerke; die Meeresforscherin Professor Antje Boetius präsentiert auf ihrem Porträtfoto stolz die Miniaturzeichnung eines Segelschiffs. Anlässlich der Präsentation der Ausstellung in New York traf sich Herlinde Koelbl am 28. Mai 2024 zu einem Gespräch mit dem deutsch-amerikanischen Chemie-Nobelpreisträger Joachim Frank. „Besonders inspirierend war zu beobachten, wie es Professor Frank als begnadetem Wissenschaftskommunikator gelingt, komplexe Ideen in einfache Worte zu fassen“, erinnert sich Jan Lüdert.

Konsequenzen der Künstlichen Intelligenz

Wie wird sich Künstliche Intelligenz auf unsere Gesellschaft auswirken? Angesichts der sehr dynamischen Entwicklung und der Deregulierungstendenzen, wie sie unter der Trump-Administration zu beobachten sind, kommen viele zu einer eher negativen Einschätzung. Dies war auch im Publikum der Podiumsdiskussion „What are the Consequences of AI?“ zu spüren, die das DWIH New York am 13. März 2024 veranstaltete. Dabei stellten sich der Physiker Professor Jesse Thaler und der IBM-Forscher Dr. Hendrik Strobelt den Fragen von Renate Kurowski-Cardello, Präsidentin der Kurt Forrest Foundation. „Es war spannend zu sehen, wie positiv die beiden renommierten KI-Forscher auf zukünftige Entwicklungen blicken“, so Jan Lüdert. Jesse Thaler berichtete von den enormen Vorteilen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in der Forschung. Doktoranden und Postdocs könnten sich sehr schnell einen Überblick verschaffen und hätten dadurch mehr Kapazitäten, relevante Fragestellungen zu entwickeln. Und Strobelt plädierte dafür, in KI eher ein Werkzeug als eine Bedrohung zu sehen – vielleicht auch eine Folge des Begriffs Künstliche Intelligenz selbst, die zu oft zur Anthropomorphisierung verleitet.

Das DWIH New York 2024 in Zahlen

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Insgesamt rund 3.000 Fachleute kamen 2024 durch das DWIH New York zusammen.

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Im Jahr 2024 hat das DWIH New York mehr als 50 Aktivitäten ausgerichtet oder unterstützt.

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Im Zuge des STEP-Programms wurden 2024 17 deutsche Start-ups unterstützt.

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Mehr als 1.000 neue Followerinnen und Follower gewann die LinkedIn-Seite des DWIH New York im Laufe des Jahres 2024.



SCHLAGLICHT

Kooperation statt Konkurrenz

Inwieweit erfordert der gravierende technologische Fortschritt neue Formen der Wissenschaftsdiplomatie, angepasste Governance-Strukturen und eine strategische Neuausrichtung nationaler Interessen? Darüber tauschten sich hochrangige Expertinnen und Experten im Rahmen des FUTURE FORUM 2024 aus.

Beim FUTURE FORUM 2024

Was bedeutet der rasante technologische Wandel für die internationalen Beziehungen? Das war eine der grundlegenden Fragen, mit denen sich das FUTURE FORUM 2024 des DWIH New York beschäftigte. „Wir wollten die Gelegenheit nutzen, unseren Schwerpunkt Science Diplomacy, den wir mit unseren Aktivitäten hier in New York seit vielen Jahren verfolgen, auch auf das Jahresthema 2024, Künstliche Intelligenz, anzuwenden“, sagt Christian Strowa, Direktor des DWIH New York. Dazu lud das Haus bereits Anfang des Jahres Expertinnen und Experten zu einem Workshop ein, um die wichtigsten Aspekte der thematischen Kopplung auszuloten. „Die hohe Entwicklungsdynamik und auch die aktuellen Durchbrüche im Bereich KI werden die gesellschaftliche Sphäre und damit natürlich auch die Politik stark beeinflussen“, ergänzt Dr. Jan Lüdert, Programmleiter des DWIH New York. „Gleichzeitig nimmt die Politik durch Standardisierung und rechtliche Rahmenbedingungen Einfluss auf die technologische Entwicklung. Ein Beispiel dafür ist der AI Act der Europäischen Union.“

Wie komplex die Verzahnung von Außenwissenschaftspolitik und technologischer Entwicklung sich darstellt, zeigte das Abschlusspanel des FUTURE FORUM mit dem Titel „New Frontiers in Science Diplomacy“. Disruptive Technologien wie Künstliche Intelligenz, so die von der Moderatorin Kathrin Kohs, Direktorin für Internationale Zusammenarbeit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), formulierte Leitthese, machen eine neue Art der Wissenschaftsdiplomatie notwendig. Zum einen setzen sie ein vertieftes technisches Wissen voraus, was die internationale Kooperation erschwere, so Christian Neubacher, Policy Engagement Planning Coordinator am Centre for Science and Policy der Universität Cambridge. Wie es gelingen kann, auf transnationaler Ebene zusammenzuarbeiten, zeige das 2022 durch den EU-US-Handels- und Technologierat (TTC) verabschiedete gemeinsame Risikorahmenwerk für KI-Systeme, sagte Neubacher.

DWIH-Direktor Christian Strowa, DAAD-Vizepräsidentin Muriel Helbig, DWIH-Programmleiter Jan Lüdert (v.l.n.r.)

Wettbewerb im Weltraum

Nicht nur auf der inhaltlichen Ebene wird Science Diplomacy komplexer. „Früher fand Wissenschaftsdiplomatie vor allem zwischen institutionellen Akteuren statt. Inzwischen haben sich die Türen für den privatwirtschaftlichen Sektor geöffnet“, sagt Professor Sumie Nakaya vom Zentrum für Global Online Education der Hitotsubashi-Universität in Tokyo. „Und es ist vielen immer noch nicht ganz klar, wie man am besten zusammenarbeitet.“ Für Nakayas Spezialgebiet, die Erforschung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Katastrophenereignissen, sei dies jedoch unerlässlich. Wissenschaftliche Gemeinschaften müssten stärker mit humanitären Akteuren interagieren, um effektive Strategien zur Krisenbewältigung zu entwickeln, so die Forscherin. „Unsere klassische Diplomatie stößt hier an ihre Grenzen.“

KI bündelt das Wissen der Welt und macht es für unterschiedliche Anwendungsfälle verfügbar.

Prof. Anette Wu,

Columbia University

In eine ähnliche Richtung argumentierte auch Professor Francisco Del Canto Viterale von der John D. Odegard School of Aerospace Science der University of North Dakota. Viterale lenkte den Blick in den Weltraum, eine Sphäre, die als Paradebeispiel für gelungene Wissenschaftsdiplomatie gilt. Bis heute diene die Internationale Raumstation ISS als Modell für multilaterale Zusammenarbeit trotz geopolitischer Spannungen. „Derzeit arbeiten sieben Astronautinnen und Astronauten aus vier Nationen – darunter auch die USA und Russland – trotz Ukraine-Kriegs gemeinsam auf der ISS“, so der Wissenschaftler. Die Rahmenbedingungen für Weltraumdiplomatie werden jedoch durch neue Akteure, private Unternehmen und den verschärften Wettbewerb um Ressourcen komplexer; die immer größere geostrategische Bedeutung des Weltraums berge Konfliktpotenzial. „Es ist ein zäher Wettbewerb entbrannt“, so Viterale.

IPCC für Künstliche Intelligenz

Doch gerade diese Wettbewerbsmentalität müsse hinterfragt werden, so Professor Anette Wu vom Vagelos College of Physicians and Surgeons der Columbia University. Wu zufolge entfaltet die Wissenschaft nur dann ihr volles Potenzial, wenn sie über Grenzen hinweg kooperiert und auf Zusammenarbeit statt auf nationale Interessen ausgerichtet ist. Künstliche Intelligenz berge hier ein enormes Potenzial, „sie bündelt das Wissen der Welt und macht es für ganz unterschiedliche Anwendungsfälle verfügbar“.

Hier gibt es allerdings ein Problem. Denn natürlich besteht sehr wohl das Interesse einzelner Staaten, KI-Entwicklungen auch zur Stärkung des eigenen Standorts voranzutreiben, worauf Christian Neubacher hinwies. Das hemme die Motivation, auf internationaler Ebene zusammenzuarbeiten und dringend benötigte Regulierungen für KI zu entwickeln. Neubacher hofft auf eine institutionelle und multilaterale Lösung. Ähnlich wie das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wissenschaftliche Berichte über den Klimawandel und seine Auswirkungen sowie Möglichkeiten zu seiner Eindämmung erstellt, könnte sich ein ähnlich ausgerichtetes Gremium mit den Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz beschäftigen. „Damit würde ein internationales wissenschaftliches Rückgrat geschaffen, das helfen könnte, einige Unterschiede zu überwinden“, so Neubacher.

Blick vom Veranstaltungsort in Washington, D.C., aufs Kapitol. Das FUTURE FORUM fand im Johns Hopkins Science Diplomacy Hub im Bloomberg Center statt.

Japans inklusiver Ansatz

Disruptive Technologien wie Künstliche Intelligenz haben die Kraft, unsere Welt grundlegend zu verändern. Auch deshalb ist es so wichtig, nicht nur in rein technischen Potenzialen zu denken, sondern sich grundsätzlich darüber zu verständigen, in welche Richtung sich die Gesellschaft überhaupt verändern will. Diesen Weg geht Japan mit seiner Vision einer Society 5.0. Seit seiner G7-Präsidentschaft im Jahr 2023 bemüht sich das Land um globale und inklusive Rahmenbedingungen für KI. Dabei setzt Japan auf offene Dialoge und multilaterale Prozesse. „Es gibt ein ehrliches Interesse daran, möglichst viele Staaten in eine gemeinsame Vision einzubinden“, sagt Yuko Harayama, emeritierte Professorin der Tohoku University. Auch DWIH-Programmleiter Jan Lüdert empfiehlt dringend, sich intensiver als bisher mit dem konkreten Veränderungspotenzial disruptiver Technologien auseinanderzusetzen. „Akteure der Science Diplomacy brauchen in Zukunft vor allem technisches Know-how. Nur dann ist es auch möglich, sich dezidiert mit den Konsequenzen der rasanten Entwicklung auseinanderzusetzen. Hier besteht definitiv Nachholbedarf.“

Klaus Lüber



DWIH São Paulo



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„Großes Potenzial für Forschungskooperationen“

Katharina Fourier, Direktorin des DWIH São Paulo

Gelungene Wissenschafts­kommunikation stärkt Brasilien und Deutschland als Wissenschafts­standorte.

Katharina Fourier,

Direktorin des DWIH São Paulo

„Brasilien bietet in mehreren Bereichen großes Potenzial für Forschungskooperationen, die auch Brücken zur Wirtschaft schlagen. Das Land steht vor der Herausforderung, nachhaltige Modelle zur Nutzung seiner immensen Ressourcen zu etablieren. Ein Schwerpunkt der deutsch-brasilianischen Zusammenarbeit sind deshalb erneuerbare Energien, etwa die Produktion von Grünem Wasserstoff, aber auch Umwelttechnologie und Klimaforschung. Sehr forschungsstark ist Brasilien zudem in der Biotechnologie, vor allem in der personalisierten Medizin und der Impfstoffentwicklung. Auch Künstliche Intelligenz gewinnt zunehmend an Bedeutung, weshalb wir den 11. Deutsch-Brasilianischen Dialog im Mai 2025 diesem Thema widmen. Die Strategie des DWIH São Paulo, um Innovationen effektiv voranzubringen, ruht auf drei Säulen: Wir fördern Synergien zwischen deutschen, brasilianischen und internationalen Akteuren in den genannten vielversprechenden Bereichen. Außerdem schaffen wir Dialogplattformen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, die Wissenstransfer und Vernetzung unterstützen. Nicht zuletzt wollen wir Forschungsthemen einer breiten Öffentlichkeit nahebringen und dabei möglichst viele gesellschaftliche Gruppen erreichen. Denn gelungene Wissenschaftskommunikation trägt dazu bei, Brasilien und auch Deutschland als Wissenschaftsstandorte zu stärken.“

IM FOKUS

Die Arbeit des DWIH São Paulo im Jahr 2024

Das DWIH São Paulo hat 2024 ein breites Spektrum gesellschaftlich relevanter Innovationsthemen in den Blick genommen, von erneuerbaren Energien bis zur Herausforderung der Pflege in alternden Gesellschaften. Ein wichtiger Rahmen war das Jubiläum 200 Jahre deutsche Einwanderung nach Brasilien.

Round Table: Forschen und Lehren in Brasilien

Wie attraktiv ist eine wissenschaftliche Laufbahn in Brasilien für Forschende aus dem Ausland? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion des DWIH São Paulo bei der 76. Jahrestagung der Brasilianischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (SBPC) im Juli 2024. Über Chancen und Herausforderungen sprachen unter anderem die deutschen Wissenschaftlerinnen Stephanie Dahn Batista und Judith Hoelzemann, die als beamtete Professorinnen an brasilianischen Bundesuniversitäten forschen und lehren. Hintergrund der Veranstaltung war das Jubiläum 200 Jahre deutsche Einwanderung nach Brasilien. „Die engen wissenschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind historisch gewachsen“, sagt Marcio Weichert, bis März 2025 Programmleiter des DWIH São Paulo. „Die Feierlichkeiten waren für uns der Anlass, auf die aktuelle und künftige Situation zu schauen.“ Während 2024 etwa ebenso viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Brasilien nach Deutschland gingen wie vor der Corona-Pandemie, liegt die Mobilität in umgekehrter Richtung immer noch deutlich unter dem Stand von 2019. Ein Grund dafür könnten Mittelkürzungen für Forschung und Wissenschaft in Brasilien sein, so Weichert: „Dennoch bieten brasilianische Forschungseinrichtungen und Universitäten nicht nur attraktive Forschungsmöglichkeiten, sondern auch sehr gut planbare wissenschaftliche Karrieren.“ Wer die Laufbahnprüfung für den öffentlichen Dienst Brasiliens bestanden habe, werde in der Regel nach drei Jahren Tätigkeit verbeamtet. Zu dem Thema veröffentlichte das DWIH São Paulo 2024 auch eine Video-Reihe mit Statements deutscher Professorinnen und Professoren an brasilianischen Hochschulen.

Symposium „Unlocking Sustainable Futures“

Symposium zu erneuerbaren Energien

„Auch 2024 war Nachhaltigkeit ein wichtiger Schwerpunkt unseres Programms“, sagt Marcio Weichert. Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien standen im Fokus des internationalen Symposiums „Unlocking Sustainable Futures“ im April 2024 in Florianópolis, das vom DWIH São Paulo unterstützt wurde. Die Vorträge und Workshops befassten sich mit drei Themenfeldern: neuen Entwicklungen in der Solarenergie, Grünem Wasserstoff sowie dem Potenzial sogenannter Second-Life-Batterien. Dabei handelt es sich um ausrangierte Batterien von E-Autos, die noch für andere Anwendungen nutzbar sind. An der Veranstaltung der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), der Universität Duisburg-Essen (UDE) und der Bundesuniversität von Santa Catarina (UFSC) in Florianópolis nahmen neben Forschenden und Studierenden auch Vertreterinnen und Vertreter international tätiger Unternehmen teil.

Symposium „Care that Matters, Matters of Care“

Internationaler Austausch zur Pflege

Im Jahr 2030 werden Prognosen zufolge fast sechs Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sein. Auch in der deutlich jüngeren Gesellschaft Brasiliens zeichnet sich ein demografischer Wandel ab: Während die Zahl der Geburten pro Frau sinkt, ist die Lebenserwartung in Brasilien in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Mit der wachsenden Bedeutung des Pflegesektors für die Gesellschaft befasste sich im Oktober 2024 das vom DWIH São Paulo unterstützte internationale Symposium „Care that Matters, Matters of Care“ am Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America (Mecila) der Universität São Paulo (USP). Die Teilnehmenden diskutierten unter anderem darüber, wie der Pflegesektor zur Überwindung sozialer Ungleichheit beitragen kann und weshalb er trotz seiner Relevanz nur wenig Wertschätzung genießt. Das Symposium im Vorfeld des G20-Gipfels in Rio de Janeiro wurde von der T20-Gruppe initiiert, die sich aus Thinktanks und Forschungsinstituten der G20-Mitglieder zusammensetzt.

Falling Walls Lab: Innovative Klimatechnik

Klimaanlagen und ähnliche Geräte zum Kühlen und Heizen verursachen 17 Prozent des globalen Stromverbrauchs und verwenden umweltschädliche Flüssigkeiten. Mit seiner innovativen Lösung für das Problem gewann Guilherme Fidelis Peixer von der Bundesuniversität Santa Catarina (UFSC) den Wettbewerb Falling Walls Lab Brazil 2024. Sein „MagChill“-Projekt, das Peixer dann auch im November beim weltweiten Wettbewerbsfinale in Berlin vorstellte, ermöglicht hocheffizientes Kühlen und Heizen mithilfe von Magnetismus – ohne den Einsatz umweltgefährdender Flüssigkeiten und bei wesentlich geringerem Energieverbrauch. Das Falling Walls Lab Brazil, für das 74 Projekte aus dem ganzen Land eingereicht wurden, organisierte das DWIH São Paulo zusammen mit dem DAAD, dem Auswärtigen Amt sowie der Hochschule CESAR School in Recife. Die Qualität der Projekte sei 2024 sehr hoch gewesen, hebt Marcio Weichert hervor. „Sehr erfreulich war auch, dass in der zweiten Auswahlrunde erstmals etwa gleich viele Frauen wie Männer vertreten waren.“

Das DWIH São Paulo 2024 in Zahlen

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Bewerbungen gingen für das Falling Walls Lab Brazil 2024 ein, das damit zu den größten Wettbewerben dieses Formats weltweit zählt.



SCHLAGLICHT

KI-Regulierung verantwortungs­voll und innovations­fördernd gestalten

Bei der Veranstaltung „AI 20: Künstliche Intelligenz im globalen Kontext“ in Rio de Janeiro diskutierten internationale Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen über Potenziale und Risiken von KI. Im Vorfeld des G20-Gipfels in der brasilianischen Metropole erarbeiteten sie Empfehlungen für KI-Richtlinien, die Zugänglichkeit, Fairness und Transparenz gewährleisten sollen.

Panel bei der Veranstaltung „AI 20: Künstliche Intelligenz im globalen Kontext“

Während KI-Anwendungen den Alltag vieler Menschen bereits verändert haben, sehen sich Regierungen weltweit vor der Frage, welche Regeln künftig für die Entwicklung und den Einsatz der neuen Technologien gelten sollen. „Wenn KI nicht oder nicht ausreichend reguliert wird, könnten Tech-Unternehmen vor allem dank der Datenmengen, über die sie verfügen, eine enorme Machtfülle erlangen. Das würde nicht nur den wirtschaftlichen Wettbewerb verändern, sondern auch bislang undenkbare Eingriffe in die Privatsphäre ermöglichen“, sagt Professor Wolfgang Schulz, Leiter des Leibniz-Instituts für Medienforschung (Hans-Bredow-Institut/HBI) in Hamburg. Andererseits seien zu strenge oder nicht zielgenaue KI-Regulierungen mit dem Risiko verbunden, technisch den Anschluss an Länder zu verlieren, die darauf verzichten.

In diesem Spannungsfeld zwischen Innovation und Verantwortung stand die Diskussionsveranstaltung „AI 20: Künstliche Intelligenz im globalen Kontext“ in Rio de Janeiro, die das HBI gemeinsam mit dem DWIH São Paulo, dem Instituto de Tecnologia e Sociedade – ITS Rio und dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) organisierte. Das Treffen fand im Juli 2024 statt – etwa zwei Monate, nachdem die Europäische Union mit dem „AI Act“ das erste Gesetz zur KI-Regulierung weltweit beschlossen hatte, und vier Monate vor dem G20-Gipfeltreffen unter brasilianischem Vorsitz in Rio, für das ein Policy Paper erarbeitet wurde.

„Obwohl KI-Systeme auf der ganzen Welt ausgerollt werden, sind die gesellschaftlichen Auswirkungen nicht überall gleich“, erläutert Vincent Hofmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am HBI. Das liege unter anderem an verschiedenen sozioökonomischen Strukturen. Berücksichtigt werden müsse auch, dass der EU AI Act wegen des Gewichts des europäischen Markts de facto auch andere Weltregionen betreffe. „Aus all diesen Gründen ist der internationale Austausch über die Regulierung von KI unverzichtbar.“

Großes Potenzial Brasiliens im KI-Bereich

Einer der Veranstaltungsteilnehmer in Rio de Janeiro war der Informatiker und Experte für KI-Governance Professor Virgilio Almeida. Der Emeritus der Bundesuniversität Minas Gerais (UFMG) verdeutlichte das große Potenzial Brasiliens im KI-Bereich, das unter anderem auf hochqualifizierten Absolventinnen und Absolventen und vielfältigen Datensätzen beruhe. Wichtig sei, die Schlüsselsektoren in Wirtschaft und Gesellschaft zu identifizieren, in denen KI echte Fortschritte bringen könnte, und zugleich „robuste Vorschriften“ zu erlassen: „In Brasilien sind politische Maßnahmen besonders wichtig, die verhindern, dass KI soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten verschärft, und die sicherstellen, dass der technische Fortschritt zur Inklusion und zum Wohlstand für alle beiträgt“, so Almeida.

Wenn KI-Systeme nicht mit Blick auf Inklusivität entwickelt werden, können sie marginalisierte Gemeinschaften ausschließen.

Celina Bottino,

Leiterin ITS Rio

Seit 2021 fördert die brasilianische Regierung sechs anwendungsorientierte KI-Forschungszentren, die unter anderem Lösungen für ein besseres Verkehrsmanagement oder genauere epidemiologische Modelle entwickeln. Doch auch die Gefahren von KI für die Gesellschaft werden im Land intensiv debattiert. Kritisiert wird unter anderem, dass KI zur Gesichtserkennung, die in brasilianischen Städten bereits eingesetzt wird, People of Colour aufgrund unausgewogener Trainingsdaten benachteilige. Die Leiterin des ITS Rio, Celina Bottino, nennt weitere Risiken: „Wenn KI-Systeme nicht mit Blick auf Inklusivität entwickelt werden, können sie marginalisierte Gemeinschaften ausschließen, indem sie öffentliche Dienstleistungen durch digitale Barrieren, mangelnde Sprachenvielfalt oder Voreingenommenheit bei automatisierten Entscheidungen unzugänglich machen.“

Das bei dem Treffen erarbeitete Policy Paper zu KI, das beim G20-Gipfel in Rio übergeben wurde, enthält Empfehlungen für Regulierungsbehörden, Gesetzgeber, Technologieunternehmen und Forschende zu drei Themenkomplexen. Besonders wichtig ist aus Bottinos Sicht eine Empfehlung, um den Zugang zu staatlichen Informationen zu verbessern: Mithilfe von KI könnten komplexe Texte zusammengefasst, sprachlich vereinfacht und so für ein breiteres Publikum besser verständlich werden. Dies könnte auch zum Erreichen des UN-Nachhaltigkeitsziels 16 beitragen, das den Zugang aller Menschen zur Justiz sowie den Aufbau rechenschaftspflichtiger, inklusiver Institutionen umfasst.

Eine weitere Empfehlung des Policy Paper betrifft geregelte Testumgebungen, sogenannte „Sandboxes“, die dazu dienen, innovative KI-Anwendungen in einer kontrollierten Umgebung zu testen. Um das öffentliche Interesse zu wahren und für ausgeglichene Machtverhältnisse zu sorgen, schlagen die Expertinnen und Experten unter anderem vor, Organisationen der Zivilgesellschaft und unterrepräsentierte Gruppen an Konzeption und Gestaltung von Sandboxes zu beteiligen. Ein weiterer Bereich, über den bei dem Treffen diskutiert wurde, ist das internationale Urheberrecht. Angeregt wurde eine diplomatische Konferenz, auf der über eine angemessene Vergütung für Urheber beraten werden soll, deren Werke zum Trainieren von KI verwendet werden. Über entsprechende Zusätze in der Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst müsse nachgedacht werden.

Stärke des sektorübergreifenden Dialogs

An den Diskussionen beteiligten sich neben Forschenden auch Vertreterinnen und Vertreter von Behörden, NGOs und der Tech-Unternehmen OpenAI und Meta. Das Treffen habe gezeigt, welch entscheidende Rolle der sektorübergreifende Dialog für eine gerechte und inklusive KI-Governance habe, meint Celina Bottino. Marcio Weichert, bis März 2025 Programmleiter des DWIH São Paulo, stimmt zu: „Die Veranstaltung war so erfolgreich, weil sie internationale Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammengebracht hat.“

Das DWIH-Jahresthema KI prägte 2024 auch den Wettbewerb „Startups Connected“ des DWIH São Paulo. Das deutsche Startup paged.ai gewann mit einem KI-Tool, das Nutzerinnen und Nutzern das Suchtpotenzial von Social-Media-Inhalten anzeigt. Die Anwendung klassifiziert die Inhalte anhand ihrer Geschwindigkeit: Schnelle sind in der Regel weniger informativ und schädlicher als langsame, die ein geringeres Suchtpotenzial haben. Auf einer Roadshow stellte Mitgründer Denis Tuzsuz das Tool in mehreren brasilianischen Städten vor. „Bei Forschenden und Unternehmen stieß Paged.ai auf viel Interesse“, berichtet Marcio Weichert.

Auch 2025 bleibt Künstliche Intelligenz für das DWIH São Paulo im Fokus. Der 11. Deutsch-Brasilianische Dialog für Wissenschaft, Forschung und Innovation im Mai 2025 widmet sich den Möglichkeiten und Grenzen von KI in Medizin, Ingenieur- und Geisteswissenschaften – und behandelt ebenfalls die Regulierung von KI als zentrales Thema.

Miriam Hoffmeyer



DWIH San Francisco



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STATEMENT

„Geprägt von einem visionären, interkulturellen Mindset“

Dr. Zahar Barth-Manzoori, Direktorin des DWIH San Francisco

San Francisco und die Bay Area sind ein Zentrum der Künstlichen Intelligenz.

Dr. Zahar Barth-Manzoori,

Direktorin des DWIH San Francisco

„San Francisco und die Bay Area sind ein Zentrum der Künstlichen Intelligenz (KI). Auch im Jahr 2024 zogen bahnbrechende KI-Innovationen aus dem Silicon Valley viel Aufmerksamkeit auf sich. Im Diskurs um Spitzentechnologien zeichnet sich die Region aber vor allem dadurch aus, dass es nicht nur um technologische Innovationen geht, sondern auch um die Frage, wem sie nützen und wie sie verantwortungsvoll gestaltet werden können. Die Region bleibt ein Hotspot der interdisziplinären Spitzenforschung. Gleichzeitig beobachten wir in San Francisco und der Bay Area eine immer stärkere Verknüpfung mit gesellschaftlichen Fragestellungen. Dieser Ansatz der Good Research Practice spielt auch bei den transatlantischen Aktivitäten des DWIH San Francisco eine wichtige Rolle. Die Bay Area ist geprägt von Offenheit, Teamgeist und einem visionären, interkulturellen Mindset, das über Disziplingrenzen hinausblickt und Unternehmertum fördert. Diesen Geist greifen wir in unserer Arbeit auf, bringen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit unterschiedlichen Akteuren zusammen und fördern gezielt junge Talente, Frauen und Diversität. Innovation entsteht im Dialog vieler Perspektiven.“

IM FOKUS

Die Arbeit des DWIH San Francisco 2024

Innovationsförderung, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Technologien standen 2024 bei Veranstaltungen des DWIH San Francisco im Vordergrund. Dabei wurde auch deutlich, wie eng wissenschaftlicher Fortschritt und gesellschaftliche Verantwortung miteinander verknüpft sind.

Teilnehmerinnen des Programms „GUILD Women in Entrepreneurship“

Innovationsförderung durch Diversität

In der innovativen Welt der Start-ups sind Wissenschaftlerinnen erstaunlich unterrepräsentiert. Trotz herausragender Qualifikationen und exzellenter Forschungsergebnisse gelingt vielen der Schritt in die Selbstständigkeit nicht. Statistiken wie der KfW-Gründungsmonitor 2024 zeigen zwar eine steigende Zahl von Unternehmerinnen in Deutschland, doch strukturelle Hindernisse erschweren den Übergang von der Forschung zur Gründung. Mit dem Programm „GUILD Women in Entrepreneurship“ unterstützt das DWIH San Francisco gemeinsam mit der GUILD Academy Frauen bei der Entwicklung unternehmerischer Fähigkeiten. Zehn ausgewählte Wissenschaftlerinnen aus Deutschland nahmen im Frühjahr 2024 zunächst an einer achtwöchigen Online-Akademie zum Thema Entrepreneurship teil, in der sie ihre Ideen verfeinerten und einen Pitch einreichten. Anschließend reisten sie für eine Woche in die San Francisco Bay Area, besuchten Veranstaltungen etwa zu Prototyping, Marketing, Finanzierung oder Pitching und erhielten individuelle Coachings. In Gesprächen mit Investoren und Start-up-Führungskräften vertieften sie ihr Verständnis für das Innovationsökosystem im Silicon Valley und bauten wertvolle Kontakte zu Innovationstreibern der Region auf. „Die Teilnehmerinnen fördern nicht nur den Aufbau transatlantischer Netzwerke, sondern auch Diversität und Innovationen“, fasst DWIH-Direktorin Dr. Zahar Barth-Manzoori zusammen.

Podiumsdiskussion „Emerging Technology and Geopolitics“

Diplomatie im digitalen Zeitalter

Inmitten rasanter technologischer Veränderungen steht die Diplomatie vor einer nie dagewesenen Herausforderung. Der Einfluss digitaler Technologien auf internationale Beziehungen wächst und die klassischen diplomatischen Instrumente reichen oft nicht aus, um die komplexen Herausforderungen der modernen Welt zu meistern. Wie passen Regierungen weltweit ihre diplomatischen Ansätze an und welche neuen Allianzen und Konflikte können sich daraus ergeben? Diese und weitere Fragen wurden im Dezember 2024 bei der internationalen, hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion „Emerging Technology and Geopolitics“ des DWIH San Francisco erörtert. Diplomatinnen und Diplomaten aus Brasilien, Deutschland, Indien und Kasachstan schilderten, wie sich technologischer Fortschritt und Diplomatie erfolgreich verbinden lassen. Der ehemalige indonesische Handelsminister Gita Wirjawan warnte vor den Gefahren des Nationalismus für die geopolitische Stabilität, während die Innovationsexpertinnen Daniela Caserotto-Leibert und Emilia Pasquier die Bedeutung von Vertrauen und Zusammenarbeit für Innovationsökosysteme betonten. „Die Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig es ist, Ethik und Vielfalt in der Diplomatie zu integrieren, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten“, unterstreicht DWIH-Direktorin Dr. Zahar Barth-Manzoori.

Teilnehmende des Programms zum Thema „Health Innovation“

Neue Ideen für soziale Gerechtigkeit

Technologische Innovationen in Gesundheitswesen und Energiesektor können nicht nur die Lebensbedingungen vieler Menschen verbessern, sondern auch soziale Gerechtigkeit fördern. Während digitale Gesundheitslösungen den Zugang zur medizinischen Versorgung revolutionieren und nachhaltige Energietechnologien den CO₂-Ausstoß senken, bleibt die zentrale Frage, wie diese Fortschritte allen Menschen zugutekommen können, unabhängig von ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund. 15 deutsche Nachwuchsforschende verschiedener Disziplinen suchten im Rahmen zweier Programme, die in Kooperation mit CITRIS – dem Center for Information Technology Research in the Interest of Society an der University of California – durchgeführt wurden, nach Antworten. Im März 2024 widmeten sich acht Teilnehmende dem Thema „Health Innovation“, während sich sieben im Herbst 2024 auf „Climate Innovation“ konzentrierten. Im Austausch mit Expertinnen und Experten und in interaktiven Workshops versuchten sie, ihre jeweiligen Forschungsarbeiten um die Frage zu ergänzen, wie daraus eine Innovation entstehen könnte, die soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt.

Gemeinsam für eine grüne Zukunft

Auf dem Ackerboden wachsen Kartoffeln und Hopfen, darüber sind Dächer mit Solarmodulen angebracht. Agri-Photovoltaik nennt man diese Methode, bei der auf einer Fläche gleichzeitig grüner Strom produziert und Landwirtschaft betrieben wird. Eine transatlantische Zusammenarbeit birgt große Potenziale: Deutsche Forschungseinrichtungen zählen im Bereich der Solartechnologie international zu den führenden Akteuren, Kalifornien wiederum verfügt über riesige landwirtschaftliche Flächen, die sehr wirtschaftlich genutzt werden. Wie genau die Zusammenarbeit intensiviert werden könnte, war Thema der „Second California Germany Agrivoltaics Conference“ im November 2024 an der UC Davis, die die AHK mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und gemeinsam mit den Unternehmen Solar4America und Sunzaun organisierte. Mehr als 200 Teilnehmende tauschten sich zu zentralen Fragen einer transatlantischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet aus. „Veranstaltungen wie diese sind uns sehr wichtig und wir unterstützen sie gerne, indem wir das Netzwerk ergänzen und den Wissenstransfer fördern“, erläutert DWIH-Direktorin Dr. Zahar Barth-Manzoori.

Professorin Mira Mezini (2.v.r.) mit Teilnehmenden der Veranstaltung „Beyond Generative AI: Innovative Germany Seminar“

Einblicke in den Innovationsstandort Deutschland

Für Forschende ist Deutschland einer der weltweit herausragenden Standorte. Der wissenschaftliche Output der mehr als 400 deutschen Hochschulen ist exzellent, gerade in zukunftsweisenden Fachrichtungen wie der Künstlichen Intelligenz zählen deutsche Hochschulen zu den besten der Welt. Wie der Innovationsstandort Deutschland aufgebaut ist und wie Forschung unterstützt wird, erfuhren Teilnehmende bei der Veranstaltung „Beyond Generative AI: Innovative Germany Seminar“, die das DWIH San Francisco Anfang November 2024 organisierte. In spannenden Vorträgen gaben Professorin Mira Mezini von der TU Darmstadt und Professor Sören Auer von der Leibniz Universität Hannover Einblicke in Forschung, Entwicklung und Innovation in Deutschland. Sie zeigten, welche Förderprogramme es gibt und wie eng Grundlagenforschung, angewandte Forschung und industrielle Entwicklung verzahnt sind. Mezini und Auer arbeiten an ihren Universitäten in Clustern und Netzwerken zur Künstlichen Intelligenz mit anderen Hochschulen, Instituten und Wirtschaftspartnern eng zusammen und berichteten praxisnah, welch große Vorteile dies birgt. Die Teilnehmenden hatten im Anschluss Gelegenheit, sich mit Vertreterinnen und Vertretern deutscher Innovations- und Spitzencluster auszutauschen.

Das DWIH San Francisco 2024 in Zahlen

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Im Jahr 2024 hat das DWIH San Francisco 14 Veranstaltungen entweder selbst geplant und umgesetzt oder unterstützt.

Zusätzlich zu den öffentlichen Veranstaltungen wurde ein umfangreicher Policy Report erstellt: „Fostering Entrepreneurship In Higher Education. A Comparative Study of Silicon Valley and Germany“.

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Das DWIH San Francisco richtet einen Fokus auf die Unterstützung junger Entrepreneurs. 15 Talente aus Deutschland nahmen beispielsweise am CITRIS Health Innovation Intensive Programm teil.

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Großen Wert legt das DWIH San Francisco auf die Förderung weiblicher Entrepreneurs. Für 100 von ihnen konzipierte das Haus mit der GUILD Academy das Programm „GUILD Women in Entrepreneurship“.



SCHLAGLICHT

Vom Forschungslabor zum Start-up

Forschung und Unternehmertum sind an US-amerikanischen Universitäten eng miteinander verknüpft. Wie auch deutsche Hochschulen mehr Unternehmergeist etablieren können, zeigt eine umfangreiche, 2024 veröffentlichte Studie des DWIH San Francisco.

Laborarbeit bei BioNTech (Foto: BioNTech)

In einem bescheidenen Bürogebäude in Mainz, in unmittelbarer Nähe zur Johannes Gutenberg-Universität, wurde 2008 eine Idee geboren, die zwölf Jahre später die Welt veränderte. Die Forschenden Uğur Şahin und Özlem Türeci verwandelten damals ihre visionären Ansätze zur Immuntherapie in das Unternehmen BioNTech. In der Corona-Pandemie entwickelte die Biotechnologiefirma gemeinsam mit dem US-amerikanischen Partner Pfizer in Rekordzeit einen Impfstoff, der Millionen Menschen das Leben rettete. BioNTech ist eines der bekanntesten Beispiele für die erfolgreiche Gründung eines Unternehmens aus einer deutschen Hochschule heraus – aber ein eher seltenes.

Zwar genießen deutsche Hochschulen international ein hohes Ansehen in Forschung und Lehre. Im QS World University Ranking 2025 etwa sind fünf deutsche Universitäten unter den Top 100 vertreten. Trotz ihrer akademischen Exzellenz gibt es Hinweise darauf, dass deutsche Hochschulen im Bereich der erfolgreichen Start-up-Gründungen international hinterherhinken. Die Zahl der Ausgründungen ist, gemessen am wissenschaftlichen Output deutscher Hochschulen, recht gering.

Wertvolle Impulse für deutsche Hochschulen

Wie können deutsche Hochschulen Innovationen und Ausgründungen besser fördern? Welche Unterschiede gibt es zwischen den Innovationsökosystemen in Deutschland und im Silicon Valley sowie in anderen IP-intensiven Volkswirtschaften wie Israel und Singapur – Volkswirtschaften also, die stark auf geistiges Eigentum (Intellectual Property, IP) angewiesen sind? Was kann Deutschland möglicherweise daraus lernen? Diese und weitere Fragen sind Gegenstand der Studie „Fostering Entrepreneurship In Higher Education. A Comparative Study of Silicon Valley and Germany“, die das DWIH San Francisco beauftragt und im Jahr 2024 veröffentlicht hat. Erstellt wurde sie von dem Beratungs- und Forschungsunternehmen Cambrian Futures. „Wichtig war uns Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger zu geben – und dies mit Best-Practice-Beispielen aus dem Silicon Valley. Dieser Ansatz kann deutschen Universitäten wertvolle Impulse für erfolgreiche Ausgründungen liefern“, fasst DWIH-Direktorin Dr. Zahar Barth-Manzoori zusammen.

Wichtig war uns, Handlungs­empfehlungen für politische Entscheidungsträger zu geben.

Dr. Zahar Barth-Manzoori,

Direktorin des DWIH San Francisco

Die Studie betrachtet fünf zentrale Faktoren für den Erfolg von Spin-offs aus Hochschulen: Schutz geistigen Eigentums, organisatorische Netzwerke, Talentförderung, Innovationskultur und Finanzierung.

Ein zentraler Unterschied liegt laut Studie des DWIH San Francisco in der Verwertung von geistigem Eigentum. Während das US-amerikanische Bayh-Dole-Gesetz Universitäten dazu ermutigt, Patente aktiv zu kommerzialisieren, fehlt in Deutschland ein vergleichbarer Anreiz. Patente werden oft gar nicht erst angemeldet oder bleiben ungenutzt, weil die notwendigen Ressourcen und Netzwerke fehlen. Die Studie empfiehlt daher eine schnellere und gezieltere Patentförderung, inklusive eines zentralen Beratungssystems für Hochschulen.

Technologie-Transfer: Mehr Vernetzung nötig

In den USA sind sogenannte Technology Transfer Offices (TTOs) mit der wirtschaftlichen Verwertung universitärer Erfindungen betraut. In Deutschland existieren solche Einrichtungen ebenfalls, allerdings mit deutlich weniger Ressourcen und Einfluss. Die Folge: Wertvolle Innovationen gelangen häufig nicht in den Markt. Die Studie empfiehlt daher eine engere Verzahnung zwischen deutschen TTOs und internationalen Netzwerken sowie mehr Austauschprogramme mit US-Universitäten.

Talente halten, Gründer anziehen

Ein großes Hindernis für Ausgründungen ist der Talentabfluss. Einige vielversprechende Absolventinnen, Absolventen und Forschende verlassen Deutschland, um in den USA oder anderen Ländern ihre Ideen zu verwirklichen. Gleichzeitig ziehen deutsche Hochschulen zu wenige internationale Talente an. Die Studie schlägt vor, den Anteil englischsprachiger Studiengänge zu erhöhen und Deutschland als attraktiven Standort für internationale Start-up-Gründer zu positionieren.

Wir fördern den Wissenstransfer über Best Practices.

Dr. Zahar Barth-Manzoori,

Direktorin des DWIH San Francisco

Neben strukturellen Problemen identifiziert die Studie kulturelle Unterschiede als eine der größten Herausforderungen. Während in Kalifornien Scheitern als Teil des Lernprozesses gesehen wird, dominiert in Deutschland eine risikoaverse Mentalität. Um dies zu ändern, sollte Entrepreneurship, so die Studie, bereits in der Ausbildung eine größere Rolle spielen, etwa durch praxisorientierte Programme und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Investitionen: Private Mittel mobilisieren

Auch die Finanzierung von Start-ups ist in Deutschland eine Hürde. Während US-amerikanische Universitäten enge Verbindungen zu Venture-Capital-Fonds pflegen und Alumnae oder Alumni als Investorinnen und Investoren gewinnen, sind deutsche Hochschulen stärker von staatlichen Fördermitteln abhängig. Die Studie empfiehlt, private Investitionen gezielt zu fördern, etwa durch universitäre Venture-Fonds oder Alumninetzwerke für Unternehmensbeteiligungen.

Unterstützung durch das DWIH San Francisco

„Die Studie macht eines sehr deutlich: Deutschland muss sich nicht in ein zweites Silicon Valley verwandeln“, resümiert Barth-Manzoori. Deutschland habe großes Potenzial, den Technologietransfer aus Hochschulen in erfolgreiche Start-ups zu verbessern, es gebe viele Stellschrauben, an denen gedreht werden könne: eine bessere Nutzung von Patenten, eine stärkere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, attraktivere Bedingungen für Talente und ein mutigerer Umgang mit Unternehmertum könnten dazu beitragen, die Innovationskraft der deutschen Hochschulen entscheidend zu steigern. „Hier setzt das DWIH San Francisco an. Wir vernetzen deutsche und US-amerikanische Innovationsakteure, bringen Start-ups mit internationalen Expertinnen und Experten zusammen und fördern den Wissenstransfer über Best Practices.“

Die Studie ist unter diesem Link verfügbar: DWIH-Full-Report-v2-Print.pdf

Clara Krug



DWIH Neu-Delhi



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STATEMENT

„Erfolgreicher Beitrag zur deutsch-indischen Zusammenarbeit“

Dr. Katja Lasch, Direktorin des DWIH Neu-Delhi

Es ist uns gelungen, indische und deutsche Förderinstitutionen in einen produktiven Austausch zu bringen.

Dr. Katja Lasch,

Direktorin des DWIH Neu-Delhi

„2024 feierten Deutschland und Indien 50 Jahre Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie (WTZ) – ein Jubiläum, das sich in den Aktivitäten des DWIH Neu-Delhi in vielfältiger Weise gespiegelt hat. Der erfolgreiche Beitrag des DWIH Neu-Delhi zur Ausgestaltung der deutsch-indischen Zusammenarbeit zeigte sich besonders auf der Ebene systematischer Vernetzung im Bereich Wissenschaft und Innovation. Es ist uns gelungen, indische und deutsche Förderinstitutionen in Workshops und Delegationsreisen in einen produktiven Austausch zu bringen und die Kooperation einschlägiger Gründerzentren, Stakeholder und Institutionen im Bereich wissenschaftsbasierter Start-ups voranzutreiben und bis hin zur politischen Ebene sichtbar zu machen. Der organisatorische, inhaltliche und beratende Input aus unserem Haus hat die Wahrnehmung des DWIH Neu-Delhi im Policy-Bereich beider Länder erkennbar gestärkt. Dank dieser Erfolge konnten wir mit der indischen Seite eine gemeinsame Erklärung zur künftigen Zusammenarbeit unterzeichnen, in der auch Kofinanzierung in Aussicht gestellt wird.“

IM FOKUS

Die Arbeit des DWIH Neu-Delhi im Jahr 2024

Das DWIH Neu-Delhi vernetzte auch 2024 deutsche und indische Innovationstreiber erfolgreich. Die wertvollen Erfahrungen des Hauses im Bereich wissenschaftsbasiertes Entrepreneurship und Stärkung der Start-up-Kultur zahlten sich vor dem Hintergrund der langjährigen deutsch-indischen Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie besonders aus.

Prof. Dr. Joybrato Mukherjee (r.), Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), und Dr. Abhay Karandikar vom indischen Wissenschafts- und Technologieministerium (l.) mit der Absichtserklärung

Meilenstein: Gemeinsame Absichtserklärung

Ende Oktober 2024 unterzeichneten das DWIH Neu-Delhi und das Department of Science and Technology (DST) des Wissenschafts- und Technologieministeriums der indischen Regierung im Rahmen der deutsch-indischen Regierungskonsultationen in Neu-Delhi eine gemeinsame Absichtserklärung. Sie erweitert die deutsch-indische Partnerschaft und Zusammenarbeit auf der Ebene der Hochschulen und Forschungseinrichtungen um das Themenfeld wissenschaftsbasiertes Entrepreneurship. Neue gemeinsame Programme sollen gezielt den Wissensaustausch zwischen politischen Entscheidungsträgern, Inkubatoren und Deeptech-Start-ups gezielt fördern. Der Wunsch, ein deutsch-indisches Innovations- und Inkubationsaustauschprogramm zu initiieren, fand zudem Eingang in die abschließende gemeinsame Erklärung der von Premierminister Narendra Modi und dem damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz geleiteten Regierungskonsultationen.

Teilnehmende von Incubators Connect 2.0

Entrepreneurship-Programm auf Erfolgskurs

Gleich mit mehreren Veranstaltungen hat das DWIH Neu-Delhi 2024 sein zentrales Thema der systematischen Vernetzung von Inkubatoren an Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie deren Start-ups vorangetrieben: So verzeichnete das DWIH beispielsweise noch einmal gesteigertes Interesse aus Deutschland und Indien an dem Format Innovators Connect – Tandem, dem alljährlich stattfindenden zweiwöchigen Vernetzungsprogramm für Entrepreneure und Entrepreneurinnen sowie Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen. Die Veranstaltung „Incubators Connect 2.0“ brachte 18 Innovationszentren aus Deutschland nach Indien, wo diese sich systematisch im Bereich Entrepreneurship mit 60 indischen Stakeholdern und Institutionen vernetzten, wobei ein Schwerpunkt auf Deeptech-Start-ups und Innovation lag. Querschnittsthemen beider Veranstaltungen waren dabei immer wieder auch KI-Anwendungen, zum Beispiel im Bereich der öffentlichen Gesundheitsversorgung.

Indo-German Research Day

Zum dritten Mal war der Indo-German Research Day ein großer Erfolg. Das Online-Format zur Erkundung der indischen und deutschen Forschungslandschaft richtet sich an ein Publikum, das sich über Disziplinen hinweg für die Zusammenarbeit interessiert, Möglichkeiten der Finanzierung für mehr Mobilität in deutsch-indischen Forschungsprojekten sucht oder die eigenen Netzwerke ausbauen will. Viele Unterstützer des DWIH Neu-Delhi wirkten 2024 aktiv mit, und insgesamt waren mehr als 20 Forschungseinrichtungen, Universitäten und Förderorganisationen an der Veranstaltung beteiligt. Neben den Paneldiskussionen boten rund 20 Sessions den circa 370 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zahlreiche Gelegenheiten, die bilaterale Forschungszusammenarbeit zu vertiefen.

Teilnehmende aus Indien und Deutschland beim Start-up BW Summit 2024 in Stuttgart

Doppelte Präsenz in Deutschland

Rostock, Heidelberg, Stuttgart, Dresden, Köln – im Sommer 2024 zeigte das DWIH Neu-Delhi viel Präsenz an deutschen Universitäten. Im Mittelpunkt der Reise mit zahlreichen Workshops und Veranstaltungen wie etwa „Incubators (Re)Connect 2.0“ an der Universität Stuttgart stand das Ziel, die Sichtbarkeit der indischen Hochschul- und Forschungslandschaft zu steigern und Potenzial für die Zusammenarbeit aufzuzeigen. Von deutscher Seite war das Interesse an der systematischen Vernetzungsarbeit des DWIH Neu-Delhi 2024 auch vor dem Hintergrund des 50-jährigen Jubiläums der deutsch-indischen Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie besonders groß.

Im Herbst 2024 reiste das DWIH Neu-Delhi dann erneut nach Deutschland – mit einer gemeinsam mit der DAAD-Außenstelle Neu-Delhi organisierten hochrangigen Delegation von zehn indischen Fördereinrichtungen und Mittlerinstitutionen wie etwa dem Indian Council of Agricultural Research, dem Department of Science and Technology und der Association of Indian Universities. Die Delegation besuchte deutsche Hochschulen, unter ihnen die Universität Bonn und die TU Berlin. Gleichzeitig wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops aktiv ins Gespräch gebracht mit deutschen Hochschul- und Forschungsinstitutionen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Helmholtz Gemeinschaft, dem DLR Projekträger, der Alexander von Humboldt-Stiftung sowie mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)und dem Auswärtigen Amt.

Das DWIH Neu-Delhi 2024 in Zahlen

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Teilnehmende besuchten die Veranstaltungen des DWIH Neu-Delhi.

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Sprecherinnen und Sprecher teilten ihre Expertise auf Events des DWIH Neu-Delhi und seiner Partner.

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Innovationszentren und Inkubatoren aus Indien und Deutschland wurden in zwei Workshops des Programms „Incubators Connect“ vernetzt.

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Prozent: So deutlich stieg die Zahl der LinkedIn-Follower des DWIH Neu-Delhi von 2023 auf 2024.



SCHLAGLICHT

Neuer Schwung für die deutsch-indische Zusammenarbeit

Das DWIH Neu-Delhi verfügt über exzellente Kontakte in die indische Innovationslandschaft. Angesichts Indiens zunehmender Bedeutung als globaler Akteur gewinnt die DWIH-Vernetzungarbeit zwischen Deutschland und dem südasiatischen Partner zunehmend an Bedeutung.

Programmleiterin Aadishree Jamkhedkar beim

DWIH-Netzwerktag 2024 in Berlin

Die Strategische Partnerschaft zwischen Deutschland und Indien, der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt, rückte 2024 für die Bundesregierung besonders in den Fokus. Die offizielle wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit (WTZ) jährte sich zum 50. Mal und das Bundeskabinett beschloss das Grundsatzdokument „Fokus auf Indien“, um die bilateralen Beziehungen zu stärken. „Für das DWIH Neu-Delhi ergab sich daraus ein Anlass, in diesem Jahr auch im deutschen Wissenschaftsraum die Sichtbarkeit Indiens zu erhöhen“, sagt Dr. Katja Lasch, Direktorin des DWIH Neu-Delhi. „Die Leistungsfähigkeit des Forschungsstandorts Indien in ausgewählten Bereichen ist beeindruckend, und auf indischer Seite gibt es ein riesiges Interesse an deutsch-indischen Forschungskooperationen.“

Für das DWIH Neu-Delhi bedeutete das im Jahr 2024 deutlich mehr Aktivitäten in Deutschland als üblicherweise. „Die Chancen standen sehr gut, das deutsche Interesse an der indischen wissenschaftsbasierten Start-up-Szene und Innovationslandschaft zu mobilisieren und wichtige Akteure in der Forschungsförderung zu aktivieren“, so Dr. Katja Lasch. „Wir haben in einer 360-Grad-Perspektive einen deutsch-indischen Blick auf Lehre, Forschung und Transfer geworfen.“

In zwei großen Blöcken stellte das DWIH Neu-Delhi in Deutschland die eigene Arbeit, den Forschungsstandort Indien und die hochschul- und forschungspolitischen Entwicklungen des Landes vor, um die internationale Dimension von Forschung, Technologietransfer, Entrepreneurship und Ausgründungen aus der Wissenschaft in das Blickfeld deutscher Hochschulen zu rücken – wie zum Beispiel Ende Juni auf der DAAD-Netzwerkkonferenz 2024 in Bonn oder in Dresden auf einem Round Table der sächsischen Hochschulen, der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) organisiert wurde.

Systematische Vernetzung für Forschung und Transfer

Wir haben langfristig und sehr bewusst daran gearbeitet, die übergeordneten Netzwerke von Förderinstitutionen beider Länder zu verbinden.

Dr. Katja Lasch,

Direktorin des DWIH Neu-Delhi

Die Sommerreise führte außerdem zu den deutschen Unterstützern des DWIH Neu-Delhi und an zahlreiche Universitäten, um die indische Hochschul- und Forschungslandschaft zu präsentieren. Eine zweite Reise im September brachte eine Delegation hochrangiger Vertreterinnen und Vertreter indischer Mittlerorganisationen sowie Forschungsförderinstitutionen in Bonn und Berlin mit deutschen Institutionen zusammen – zum Beispiel auf einer deutsch-indischen Networking-Veranstaltung zur internationalen Forschungszusammenarbeit in Bonn. „Wir haben langfristig und sehr bewusst daran gearbeitet, die übergeordneten Netzwerke von Förderinstitutionen beider Länder zu verbinden und in einen produktiven Austausch zu bringen“, betont Dr. Katja Lasch. „Das erfolgreiche Treffen in Deutschland und die angeregte Diskussionüber die Chancen und Herausforderungen der Zusammenarbeit zeigten uns einmal mehr, dass sich unser systematisches Vorgehen auszahlt.“

Auch in umgekehrter Richtung war der Fokus auf das Gesamtsystem der Forschungslandschaften und die weitreichenden Zusammenhänge in der Forschungsförderung 2024 von Erfolg gekrönt. Im Februar reiste eine Delegation deutscher Inkubatoren und Innovationszentren nach Indien, um im Rahmen der DWIH-Veranstaltung Incubators Connect 2.0 das deutsche Innovations- und Start-up-System vorzustellen. „Die Delegation vertrat insgesamt 18 deutsche Institutionen, und wir organisierten ein offenes Austauschformat über Finanzierungsstrategien und die Chancen zur Vertiefung der deutsch-indischen Zusammenarbeit“, sagt Aadishree Jamkhedkar, die Leiterin der Programmarbeit des DWIH Neu-Delhi. Darüber hinaus entwickelte sich auch das Format „Innovators Connect – Tandem“ weiter. Gemeinsam mit zwölf Inkubatoren aus Indien und Deutschland wurde das Format erstmals an drei Standorten in Indien mit jeweils 15 Teilnehmenden aus beiden Ländern durchgeführt. Bemerkenswert war das hohe Interesse aus Deutschland mit mehr als 70 Bewerbungen für das Programm mit einem überwiegenden Anteil von Doktorandinnen und Doktoranden.

Sichtbarkeit auf der Policy-Ebene

50 Jahre deutsch-indische Beziehungen in Wissenschaft und Technologie bedeuteten für das DWIH Neu-Delhi auch deutlich mehr Sichtbarkeit auf der Policy-Ebene. Die Vertiefung der Forschungs- und Wissenschaftskooperationen war eines der Themen der siebten deutsch-indischen Regierungskonsultationen Ende Oktober 2024 in Neu-Delhi und gipfelte für das DWIH in der Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung mit dem Department of Science and Technology. Ein herausragender Erfolg, so Dr. Katja Lasch: „Wir haben lange darauf hingearbeitet, das Thema auch politisch zu setzen. Beide Regierungen streben nun ein Programm im Bereich wissenschaftsbasiertes Entrepreneurship an, und das DWIH Neu Delhi wird dafür inzwischen in Indien als der entscheidende Partner wahrgenommen.“

Nicht zuletzt haben die Aktivitäten im Jahr 2024 dazu geführt, dass das DWIH Neu-Delhi sein Netzwerk im Bereich wissenschaftsbasiertes Entrepreneurship deutlich erweitern konnte. „Das bleibt für uns ein wichtiges Thema“, sagt Aadishree Jamkhedkar. „Wir haben unsere Veranstaltungsformate dazu strategisch weiterentwickelt und inhaltlich dort auch das Jahresthema zur Künstlichen Intelligenz immer wieder eingeflochten.“ Vernetzung perspektivisch denken bleibt das Credo des DWIH Neu-Delhi, auch mit Blick auf das nächste Jubiläum: 25 Jahre Strategische Partnerschaft zwischen Deutschland und Indien im Jahr 2025

Bettina Mittelstraß



DWIH Tokyo



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STATEMENT

„Japan ist ein zentraler Partner Deutschlands in Asien“

Axel Karpenstein, Direktor des DWIH Tokyo

Das Interesse an der Zusammenarbeit ist enorm gewachsen.

Axel Karpenstein,

Direktor des DWIH Tokyo

„Japan ist ein zentraler Partner Deutschlands in Asien – besonders in Forschung und Innovation. Das Jahr 2024 markierte das 50-jährige Bestehen des Deutsch-Japanischen Abkommens zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ) und unterstrich eindrucksvoll die lange Tradition unserer Kooperation. Gleichzeitig ist das Interesse an der Zusammenarbeit auf beiden Seiten in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Ob in Wissenschaft, Wirtschaft oder Politik – gemeinsam sind wir starke Partner, um Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden: von Klimaschutz, Gesundheit und digitaler Transformation bis hin zu nachhaltiger Energie und demografischem Wandel. Indem wir unsere Stärken bündeln, können wir sicherstellen, dass Deutschland und Japan gemeinsam an der Spitze der führenden Innovationsländer stehen.“

IM FOKUS

Die Arbeit des DWIH Tokyo im Jahr 2024

Künstliche Intelligenz, AgriTech und 30 Jahre Städtepartnerschaft Tokyo-Berlin: Die Aktivitäten des DWIH Tokyo waren 2024 vielfältig und erfolgreich. Auch Start-ups profitierten von der Arbeit des Hauses.

Das DWIH-Team um Direktor Axel Karpenstein (l.) lud 2024 zu zahlreichen Events ein.

Miteinander von Mensch und Maschine

Wenn Menschen und Maschinen interagieren – entwickeln sie dann (echte) Beziehungen? Und wie wird sich unser Miteinander mit Technik in der Zukunft gestalten? In der Veranstaltung „Relationship in Human-Machine Interaction“ vom DWIH Tokyo und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im März 2024 gaben renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Einblicke in die beziehungsbildenden Aspekte von Menschen und Robotern, Avataren und Geräten. „Besonders spannend war die Interdisziplinarität der Veranstaltung, und wie unterschiedlich die Chancen und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz (KI) aus sozialpsychologischer, medienwissenschaftlicher, computerwissenschaftlicher und technischer Sicht beurteilt werden“, sagt Axel Karpenstein, Leiter des DWIH Tokyo. Die Veranstaltung gab Einblicke in das Potenzial von KI, Kommunikation zu unterstützen, aber auch Einsamkeit und Isolation zu verringern und neue Wege zur Organisation von Arbeit und Leben zu ermöglichen.

www.dwih-tokyo.org/en/event/relationship-in-human-machine-interaction/

Panel-Diskussion beim Start-up-Event TechBIZKON

Fortschrittliche Technologien aus Japan und Europa

Das Start-up-Event TechBIZKON widmete sich 2024 in seiner achten Auflage dem Thema „HAgriTech & FoodTech: Harvesting Innovation“. Das DWIH Tokyo war Mitorganisator des Events, bei dem mehr als 30 Technologie-Start-ups aus Belgien, Deutschland, Österreich und Japan sowie Unternehmen, Investoren und öffentliche Einrichtungen zusammenkamen. „Neben einer Panel-Diskussion mit Rednerinnen und Rednern aus Industrie und Wirtschaft erhalten deutsche Start-ups dort die Gelegenheit, ihr Unternehmen vorzustellen und Kontakte für den Markteintritt in Japan zu knüpfen“, erzählt Dr. Markus Heckel, Leiter der Programmarbeit des DWIH Tokyo. Ziel sei es, die japanische und deutsche beziehungsweise europäische Start-up-, Wissenschafts- und Wirtschaftslandschaft miteinander zu vernetzen. „In den vergangenen Jahren entstanden so Partnerschaften zwischen deutschen und japanischen Unternehmen und Institutionen, die bis heute halten.“

TechBIZKON VIII: Harvesting Innovation – AgriTech & FoodTech from Europe and Japan | DWIH Tokyo

Virtuelle Messe zu Deutschland

Nach dem großen Erfolg der German Research Fair 2023 lockte die virtuelle Veranstaltung zum Wissenschaftsstandort Deutschland 2024 noch mehr Menschen an. Mehr als 400 Interessierte aus ganz Japan nahmen an der Messe teil. 30 Hochschulen und Forschungsinstitute präsentierten ihre Arbeit und informierten unter Federführung des DWIH über Promotionsprogramme, Postdoc-Stellen, Stipendien und Forschungsförderung. „Die virtuelle Messe ermöglicht es den teilnehmenden Studenten und Forschern, mit Vertreterinnen und Vertretern vieler Hochschulen, Forschungsinstitute und Förderorganisationen aus Deutschland in Kontakt zu kommen“, sagt Dr. Markus Heckel. „Wir sehen an der hohen Nachfrage das gestiegene Interesse an Deutschland.“

www.dwih-tokyo.org/en/event/grf2024/

Beim AsiaBerlin Summit in Tokyo

Netzwerken für Start-ups

Seit 30 Jahren pflegen Tokyo und Berlin eine Städtepartnerschaft. Aus diesem Anlass fand der AsiaBerlin Summit, eine Netzwerkveranstaltung für Berliner Start-ups und Unternehmen in Asien, im Mai 2024 erstmals in Tokyo und nicht wie üblich in Berlin statt. Das DWIH Tokyo ko-organisierte Begleitveranstaltungen an ausgewählten Orten. In Kyoto fand wenige Tage zuvor ein „Deeptech and Hardware Ecosystem Meetup“ statt, bei dem Venture-Capital-Unternehmen mit Start-ups zusammentrafen und zukunftsfähige Ideen austauschten.

www.dwih-tokyo.org/en/event/asiaberlin-summit-in-tokyo-the-next-smart-society/

www.dwih-tokyo.org/de/event/berlin-meets-kyoto-deeptech-hardware-ecosystem-meetup/

Frauengesundheit im Fokus

Mehr als 4.000 Teilnehmende besuchten die größte Messe zu Frauengesundheit in ganz Asien, die Femtech Fes! im Februar 2024. Ein vom DWIH organisierter Lunchtalk brachte die Gründerinnen des deutschen Start-ups theblood und die Erfinderin von Cyscover® mit wichtigen Ansprechpersonen aus Wissenschaft und Wirtschaft in Japan zusammen.. „In Japan gibt es – wie auch in Deutschland – immer noch viel zu wenige Gründerinnen. Umso beeindruckender ist es, hier so viele kreative und innovative Ideen von Entrepreneurinnen zu sehen“, sagt Axel Karpenstein.

Besuch einer Delegation aus Sachsen-Anhalt beim DWIH Tokyo

Delegationsbesuche in Japan

Die zunehmende Bedeutung des DWIH Tokyo und das gestiegene, breite Interesse aus Deutschland an Japan wurden durch die Besuche von Delegationen aus fünf Bundesländern im Jahr 2024 deutlich: Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik aus Berlin, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen informierten sich über mögliche Themen der institutionalisierten Zusammenarbeit.



Das DWIH Tokyo 2024 in Zahlen

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Veranstaltungen hat das DWIH 2024 organisiert

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Auf 29 Partner ist das Unterstützernetzwerk des DWIH 2024 angewachsen. Gespräche zu weiteren Anträgen laufen.

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Auf mehr als 2.800 Follower ist der LinkedIn-Account des DWIH 2024 angewachsen

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2024 hat das DWIH Tokyo 20 Delegationen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft empfangen.



SCHLAGLICHT

Künstliche Intelligenz: ethische Herausforderungen, weitreichende Möglichkeiten

Die trilateralen Konferenzen zu Künstlicher Intelligenz haben sich als Leuchtturmformat in der Arbeit des DWIH Tokyo etabliert. Ähnliche Herausforderungen und innovative Herangehensweisen machen den Austausch zwischen Deutschland, Frankreich und Japan so wertvoll.

Teilnehmende der trilateralen Konferenz „Generative AI: Pathways to Democratization, Transparency and Sustainability”

Was kann Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) wirklich leisten – und wie gehen Deutschland, Frankreich und Japan mit den drängenden Fragen zu Transparenz, Demokratie und Nachhaltigkeit von GenAI um? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der zweitägigen trilateralen Konferenz des DWIH Tokyo „Generative AI: Pathways to Democratization, Transparency and Sustainability” am 12. und 13. November 2024. Seit 2018 findet die KI-Konferenz alle zwei Jahre statt, „sogar während der Corona-Pandemie 2020, damals virtuell in einer immersiven Online-Welt, die eine fantastische Alternative zu den Präsenztreffen bot“, erzählt Axel Karpenstein, Direktor des DWIH Tokyo. Mit bisher rund 1.000 Teilnehmenden hat sich die Konferenz als feste Größe im Portfolio des DWIH Tokyo etabliert.

Sinnvolle Vernetzung

Seit dem vorherigen KI-Symposium im Jahr 2022 hat sich viel getan im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Mit Tools wie ChatGPT ist Generative AI auch im privaten und beruflichen Alltag vieler Menschen angekommen. Doch in Bezug auf die Entwicklung und professionelle Nutzung von KI stehen die Länder der trilateralen Konferenz vor besonderen Herausforderungen: „Deutschland, Frankreich und Japan sind kleiner als die KI-Nationen USA und China und verfügen über weniger Daten, um KI-Algorithmen zu trainieren“, sagt Karpenstein. „Wenn wir uns aber zusammenschließen und beispielsweise Daten zur Schulung von KI im Bereich Medizin bereitstellen, können wir einen echten Unterschied machen.“

Die umfassende Vernetzung ist ein großer Wert der Arbeit des DWIH.

Dr. Markus Heckel,

Leiter der Programmarbeit im DWIH Tokyo

Die Konferenz 2024 zeigte eindrucksvoll, wie wichtig internationale Zusammenarbeit ist, um die Entwicklung von KI voranzutreiben, aber gleichzeitig auch wichtige ethische Herausforderungen zu adressieren.

„Besonders spannend war der Austausch von Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen und dass wir dennoch eine gemeinsame Sprache gefunden haben“, berichtet Dr. Markus Heckel, Leiter der Programmarbeit im DWIH Tokyo. Fachleute aus IT, Naturwissenschaften, aber auch aus Sozial- und Geisteswissenschaften nahmen an der Konferenz teil. „Die umfassende Vernetzung ist ein großer Wert der Arbeit des DWIH – wir vernetzen zwischen Ländern, zwischen Wissenschaft und Industrie und eben auch zwischen unterschiedlichen Fachdisziplinen.“

GenAI für alle

Unter dem Vorsitz von Dr. Yasuhiro Katagiri, Direktor des National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST), diskutierten die Teilnehmenden der Plenarsitzung zum Thema „Demokratisierung von GenAI“, wie Generative AI inklusiver und zugänglicher gestaltet werden kann. Dabei standen sowohl technische als auch ethische Herausforderungen im Fokus. Es wurde betont, wie wichtig es sei, Beschränkungen genau zu prüfen, um sicherzustellen, dass GenAI der breiten Öffentlichkeit zugutekommt.

Dr. Anton Zimmermann, Leiter einer Emmy-Noether-Forschungsgruppe an der Universität Heidelberg, moderierte die Plenarsitzung zum Thema „Transparenz von GenAI“. Hier ging es um die Herausforderungen durch Voreingenommenheit und undurchsichtige Entscheidungsprozesse von Generativer KI. Die Teilnehmenden diskutierten, wie die Vertrauenswürdigkeit und Genauigkeit von GenAI verbessert und wer für schädliche Auswirkungen und gar Missbrauch zur Verantwortung gezogen werden könnte.

Über die Stärken beispielsweise bei medizinischen Diagnosen, aber auch die Grenzen ethischen Urteilsvermögens von KI sprach Professor Andreas Dengel, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). So zeigte er beispielsweise, dass KI bei der Hautkrebsvorsorge hilfreich sein könnte, aber beim sogenannten „context mapping“ noch Lücken aufweise. Das DFKI forscht seit mehr als 35 Jahren zu Künstlicher Intelligenz – und deren Nutzen für den Menschen. An der Osaka Metropolitan University unterhält das DFKI, eine der 29 Unterstützerorganisationen des DWIH, ein Forschungslabor (DFKI Lab Japan).

In der von Sabine Schenk vom Heidelberg University Office Kyoto moderierten Recap-Sitzung stellten die Teilnehmenden der Round Table Discussions ihre Ergebnisse vor und betonten, wie wichtig es sei, dass Generative AI reproduzierbar und damit nachhaltig sei. Solange sich Ergebnisse nicht reproduzieren ließen, ist der Aspekt der Nachhaltigkeit nicht gegeben. Dr. Jean-Baptiste Bordes, Wissenschaftsattaché der französischen Botschaft, fasste die Konferenz abschließend zusammen und betonte das große Einvernehmen der Teilnehmenden zu den Chancen und Lösungsansätzen. Einigkeit bestand vor allem beim Fazit: Der Weg in die Zukunft geht nur gemeinsam.

Sarah Kanning

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Redaktion und Gestaltung

Fazit Communication GmbH Frankfurt am Main

Bildnachweise: Auswärtiges Amt, BioNTech, Christoph Mukherjee/Max-Planck-Gesellschaft, DAAD, DAAD/Nathan Dreesen, DAAD/Stefan Zeitz Photography, DWIH/Barak Shrama, DWIH Neu-Delhi, DWIH New York, DWIH New York/Sebastian Marin, DWIH San Francisco, DWIH São Paulo, DWIH Tokyo