Intro
Zum AnfangWillkommen auf der Projektseite von „Die DDR und wir im DAAD“!Hier gibt es Videos, Texte, Bilder, Dokumente und einen Blick hinter die Kulissen. Für das Navigieren auf diesen Seiten empfehlen wir die Ansicht auf großen Bildschirmen.
„Die DDR und wir im DAAD“ gibt es auch als Audio- und Videopodcast.
INTRODie DDR und wir im DAAD
Der eiserne Vorhang fällt und gibt den Blick frei auf den internationalen akademischen Austausch, den die DDR mit hohem Aufwand betreibt. Das war im Westen nicht bekannt. Der DAAD ist beeindruckt, aber zunächst vor allem überrascht. Nach dem Mauerfall überstürzen sich die Ereignisse und der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik zeichnet sich ab. Wie handeln Menschen, wenn ein gesamtes politisches und gesellschaftliches System zusammenbricht? Wir haben Eindrücke von Zeitzeuginnen und -zeugen gesammelt.
I. Hinter der Mauer die Welt
STAFFEL 1Hinter der Mauer die Welt
Wie funktionierten die Stipendienprogramme der DDR? Stand die Welt einigen offener als anderen? Und wen zog es aus dem Ausland für ein Studium in die DDR?
STAFFEL 1 – VIDEO-PODCASTHinter der Mauer die Welt
STAFFEL 1 – VIDEO-PODCASTHinter der Mauer die Welt
II. Austausch im Wandel
STAFFEL 2Austausch im Wandel
Um Wege zur Einheit wurde auch im DAAD gerungen: Wie sollte man mit Stipendiatinnen und Stipendiaten umgehen, wenn ihre Förderin – die DDR – aufhörte zu existieren? Sollte es, wie im Frühjahr 1990 aus Ost-Berlin zu vernehmen war, einen zweiten Austauschdienst geben, nur für Ostdeutschland?
STAFFEL 2 – VIDEO-PODCASTAustausch im Wandel
III. Da wächst zusammen
STAFFEL 3Da wächst zusammen
Welche Expertise brachten die neuen Kolleginnen und Kollegen mit? Wie fühlten sie sich als „Ossis“ im Rheinland? Und wo überall lassen sich die Spuren der DDR noch verfolgen?
STAFFEL 3 – VIDEO-PODCASTDa wächst zusammen
Archiv
ARCHIVDie Personen
Doppelinterviews
Making-of
MAKING-OFWer? Wie? Warum?
7
studentische Projektmitarbeitende
an über 10 Standorten
wurden Interviews geführt
ca. 60
Dokumente
90 Stunden
Interviewmaterial
über 100
projektbezogene Sitzungen
3 Jahre
Projektlaufzeit
14
DAAD-Mitarbeitende
3,38 TB
Daten
Alexander Haridi
Mich hat überrascht, wie viel Begeisterung das Projekt ausgelöst hat. Über Generationen, Hierarchien und politische Einstellungen hinweg.
Frauke Schick
Die Herausforderung, relevante Stellen aus den Interviews für die Podcastfolgen herauszuhören, hat meine Begeisterung für das Schreiben von Skripten entfacht.
Melis Gül Çınar
Für mich hat das Projekt noch einmal besonders unterstrichen, dass jeder Mensch eine Geschichte hat.
Elke Hanusch
Die Entdeckung neuer Facetten des DAAD und neues Wissen über die DDR sind mir besonders im Gedächtnis geblieben.
Marie Buchta
Mich haben die Bildungsbiografien in der DDR, die den Weg in die internationale Zusammenarbeit ebneten, besonders beeindruckt.
Simone Stapelfeld
Ich finde es spannend, wie viel beispielhafte deutsche Geschichte im DAAD stattfand. Und die Lebensgeschichten der Teilnehmenden sind jede für sich einzigartig und besonders.
Helen Daughtrey
Auch wenn ich nur einen kleinen Anteil an dem Projekt hatte, war es beeindruckend zu sehen, wie aus einer Idee etwas so Großes entstanden ist.
Selina Schellheimer
Mich fasziniert, wie persönliche Lebensgeschichten den Wandel der Wendezeit greifbar machen.
Gisela Zimmermann
Ich erinnere mich rückblickend besonders an die persönlichen Begegnungen mit vielen der Interviewten in den frühen 2000er Jahren.
Caroline Wiegand
Besonders beeindruckt haben mich die Resilienz ausländischer Stipendiat:innen und die persönlichen Bildungsbiografien, die Wege in die internationale Zusammenarbeit eröffneten.
Kristin Herz
Besonders beeindruckt hat mich das Interview mit Detlef Gärtner mit seiner offenen Art und den vielen Anekdoten, die mich an meine eigene Kindheit erinnern.
Kay Grimm
Ich erhoffe mir, dass das Projekt mehr Sichtbarkeit für die Auswirkungen der Wende in Westdeutschland generiert.
Sabrina Billing
Es war spannend zu erleben, wie aus persönlichen Erinnerungen, individuellen Perspektiven und historischen Ereignissen ein vielschichtiges Bild entstanden ist – und wie diese Geschichten bis heute nachwirken.
Susanne Kammüller
Die Erinnerungen der Kolleginnen und Kollegen mit DDR-Hintergrund haben mir wertvolle Einblicke in die politischen Entscheidungsprozesse der damaligen Zeit vermittelt.
Anne Münkel
Ich finde es spannend, wie aus den Einzelinterviews unterschiedliche mediale Formate entstanden sind, die diese wichtige Epoche anderen Menschen näherbringen.
Christian Fuchs
Ich studiere Zeitgeschichte im Master an der Universität Potsdam. Die verschiedenen Positionen im Diskurs über die Wiedervereinigung und die Aussage „Alles, was ich bin, habe ich der DDR zu verdanken“ fanden bei mir besonders große Resonanz.
Pia Irmer
Ich habe Internationale Entwicklung im Master an der Universität Wien studiert. Besonders faszinierend fand ich die methodischen Ansätze der Oral History sowie die Auswirkungen davon, die „richtigen Fragen“ zum „richtigen Zeitpunkt“ zu stellen.
Laura Kuzaj
Ich bin Master-Studentin der Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Besonders beeindruckt haben mich die Sichtweisen migrantischer Personen auf die Wiedervereinigung.
David Scholl
Ich studiere Soziologie im Master an der Universität Potsdam. Die Vielfalt an Perspektiven und Haltungen der interviewten Personen und die damit verbundene Infragestellung der allgemein akzeptierten westdeutschen Sichtweise fand ich besonders spannend.
Sebastian Weiß
Ich bin Master-Student der Politikwissenschaften an der Universität Bonn. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Interview mit Felix Ronda und dessen Perspektive auf die DDR als ein Land der Möglichkeiten.
Marie B.
Ich bin Master-Studentin der Neueren Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Besonders beeindruckt haben mich die Lebensgeschichten junger Menschen, die aus dem Ausland in die DDR kamen, um zu studieren.
Dr. Heinz Wegener
Wir stellen die Publikation als PDF zur Verfügung.
Interview mit Heinz Wegener
Ein westafrikanischer Blick auf das Zeitzeugen-Projekt
Elie arbeitet derzeit als Lehrer und Übersetzer in seiner Heimatstadt Dschang in Kamerun.
Impressum
Danksagung
Prof. Rayan Abdullah, Prof. Dr. Claus Altmayer, Christine Arndt, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem, Dr. Gregor Berghorn, Dr. Christian Bode, Dr. Lylia Cuesta, Prof. Dr. Tung Hoa Dang, Dr. Karamba Diaby, Cay Etzold, Prof. Dr. Heba Fathy, Dr. Holger Finken, Dorothea Fitterling, Bernard Föll, Kai Franke, Dr. King Freebody, Dr. Detlef Gärtner, Prof. Dr.‑Ing. Alemayehu Gebissa, Dr. Matthias Gelbrich, Ulrich Grothus, Dr. Gottfried Gügold, Stefan Hase-Bergen, Prof. Dr. Ursula Hirschfeld, Phan Thi Thu Hong, Richard Jacob, Dr. Aslan Kamali, Helga Katzschmann, Waltraud Kliem, Janusz Korniewicz, Katarzyna Kosylak, Dr. Annette Kühn, Prof. Dr. Ruth Leiserowitz, Wladimir Litke, Prof. Dr. Maciej Mackiewicz, Dr. Jana Merzouk, Dr. Andreas Michael, Van Ba Nguyen, Dr. habil. Elzbieta Nowikiewicz, Dr. Andreas Osterhaus, Dr. Mathias Pätzold, Dr. Thomas Prahl, Christian Reiser, Felix Ronda, Silvia Schmid, Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte, Dr. Rüdiger Stahl, Anke Stahl , Klaus Stark, Marina Steinmann, Geraldo Tchicungo, Wolfgang Trenn, Dr. Albrecht von der Heyden, Dr. Carsten Walbiner, Peter Webers, Dr. Heinz Wegener
Die Interviews wurden zwischen Mai 2023 und Mai 2024 geführt
MIT RAT UND/ODER TAT UNTERSTÜTZT HABEN UNS:
Franz Broicher, Toni Dos Santos, Prof. Dr. Christian Fandrych (Uni Leipzig), Rima Ghamrawi, Adel Karasholi, Dr. Franziska Kuschel (Bundesstiftung Aufarbeitung), Birgit Michels, Dr. Ursula Paintner, Prof. Dr. Peer Pasternack (Uni Halle), Alfons Paus, Prof. Dr. Silke Satjukow (Uni Halle), Karl-Ernst Schnabel (DAAD-Archiv), die Kolleginnen und Kollegen von der Poststelle und den Personalreferaten
Feedback
ddrundwir@daad.de
Über uns
Alexander Haridi
Projektassistenz
Marie B.
DAAD-Projektteam
Sabrina Billing, Marie Buchta, Melis Gül Çınar, Helen Daughtrey, Kay Grimm, Elke Hanusch, Kristin Herz, Susanne Kammüller, Anne Münkel, Selina Schellheimer, Frauke Schick, Simone Stapelfeld, Caroline Wiegand, Gisela Zimmermann
Studentische Projektmitarbeitende
Marie B., Lara Eßing, Christian Fuchs,
Pia Irmer, Laura Kuzaj, David Scholl, Sebastian Weiss
Moderation im Studio
Marie Buchta, Marie B., Christian Fuchs, Elke Hanusch, Alexander Haridi, Kristin Herz, Laura Kuzaj, Frauke Schick
Videos
DAAD/Alexander Haridi, Martin Wenzel/Filmkartell Filmproduktion GmbH
Fotos
Christin Aul, Bundesarchiv, DAAD, Karamba Diaby, Alexander Haridi, stock.adobe.com/oatawa
Videoschnitt und -produktion
Martin Wenzel/Filmkartell Filmproduktion GmbH
Gestaltung und technische Umsetzung
Fazit Communication GmbH
Frankfurt am Main
Prof. Rayan Abdullah
Prof. Rayan Abdullah
1979 kommt Abdullah kurz vor Weihnachten in Westberlin an. Dass Berlin durch eine Mauer geteilt ist, hat er zwar bereits gehört, trotzdem wird ihm das Ausmaß der Begrenztheit erst bewusst, als er mit einem Freund vor der Mauer steht. In Berlin angekommen, lernt Abdullah Deutsch und bereitet sich auf sein Studium vor. Er wird für ein Studium der visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste in Berlin angenommen. Abdullah absolviert sein Studium mit Bestnote und erhält so die Möglichkeit, eine Meisterschule zu besuchen. Am Tag seiner Verteidigung fällt die Mauer: Abdullah erlebt den Mauerfall und auch die Wiedervereinigung voller Freude. Nachdem er einen Vortrag an der Universität Leipzig hält, wird er 2001 gefragt, ob er sich auf eine Professur der Typografie bewerben wolle. Nach anfänglichem Zögern entscheidet er sich dafür und geht 2001 – jetzt als Prof. Abdullah - nach Leipzig an die Hochschule für Grafik und Buchkunst, an der er bis zu seiner Pensionierung 2003 tätig ist.
Prof. Dr. Claus Altmayer
Prof. Dr. Claus Altmayer
Altmayer wird 1956 in Neukirchen (Saar) geboren. Nach dem Abitur studiert er Germanistik und Philosophie in Erlangen, Trier und Saarbrücken. Mit der DDR hat er kaum Berührungspunkte, bis er während seines DAAD-Lektorats in Lettland – das 1990 noch Teil der Sowjetunion, zum Zeitpunkt seiner Ausreise jedoch bereits eine demokratische Republik ist – eine Lektorin aus der DDR kennenlernt. Sie erzählt ihm vom Leben in der DDR und sie tauschen sich über die Unterschiede zwischen den DDR- und DAAD-Lektoraten aus. Seine Promotion schließt er während seines Aufenthalts in Riga ab. Elf Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschland tritt Prof. Dr. Altmayer eine Professur für Deutsch als Fremdsprache mit dem Schwerpunkt Kulturstudien am Herder-Institut an der Universität Leipzig an. Im Interview berichtet er darüber hinaus über die Geschichte des 1956 in der DDR gegründeten „Instituts für Ausländerstudium “ .
Christine Arndt
Christine Arndt
Arndt wächst in Westdeutschland auf, hat aber familiäre Verbindungen in die DDR. Sie studiert Hispanistik, Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft in Münster und Bonn sowie in Mexiko und Spanien. Während ihrer Studienzeit in Bonn absolviert sie ein Deutsch als Fremdsprache (DaF)-Zusatzstudium und arbeitet später als DaF-Lehrerin. Die Wiedervereinigung erlebt Arndt aufgrund ihrer familiären und freundschaftlichen Verbindungen in die neuen Bundesländer als ein freudiges Ereignis. Ihr berufliches Ziel, DAAD-Lektorin zu werden, behält sie stets im Hinterkopf. Fünf Jahre nach der Wiedervereinigung nimmt sie ihre Tätigkeit als erste westdeutsche Lektorin in Kuba auf. Vor Ort trifft sie aufgrund ihrer westdeutschen Herkunft zunächst auf Misstrauen. Es gelingt ihr dennoch schnell, Vertrauen aufzubauen, wobei ihr ehemalige kubanische DDR-Stipendiatinnen und Stipendiaten eine große Hilfe sind.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem
In einfachen Verhältnissen geboren gelingt Berchem – gestützt durch katholische Bildungseinrichtungen – der Aufstieg in die Wissenschaft und Hochschulpolitik, wo er höchste Ämter einnimmt. In der Grundprägung konservativ und katholisch ist Berchem frei von jeder Sympathie für die DDR und den Kommunismus. Die Annahme, die ausländischen Studierenden in der DDR seien kollektiv ideologisch belastet, lehnt er hingegen entschieden ab. Er setzt durch, dass – mit Ausnahme der SED-Parteistipendiaten – alle ausländischen Studierenden an ostdeutschen Hochschulen bis zum Studienabschluss weiter gefördert werden. In starkem rheinischem Dialekt verkündet er weltoffenes und freies Denken.
Dr. Gregor Berghorn
Dr. Gregor Berghorn
Berghorn wird 1950 im Ruhrgebiet geboren. Nach seinem Wehrdienst studiert er Slawistik und Anglistik für das Lehramt am Gymnasium an der Universität Würzburg. Als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Slawistik der Universität Regensburg unterrichtet er moderne russische Sprachwissenschaft. 1984 promoviert er an der Universität Würzburg und legt 1985 sein zweites Staatsexamen in München ab. Anschließend arbeitet er bis 1989 als Pressereferent im Deutschen Hochschulverband in Bonn. Im gleichen Jahr wird er Referent im DAAD. Drei Jahre später zieht er für eine neue Herausforderung nach Moskau: Im ehemaligen Botschaftsgebäude der DDR soll eine Außenstelle des DAAD aufgebaut werden, deren Leitung er wenig später übernimmt. Er führt die neugegründete Außenstelle über 15 Jahre, zu Beginn auch in den krisengeprägten 1990er-Jahren.
Christian Bode
Dr. Christian Bode
Bode wird 1941 in Cottbus geboren und zieht 1950 nach Bonn. Er studiert Jura in Bonn, Kiel und Berlin und absolviert einen viermonatigen Studien- und Praktikumsaufenthalt im Sudan. Nach zwei juristischen Staatsexamina und Promotion an der Universität Bonn beginnt er seine berufliche Laufbahn Anfang 1972 im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. 1982 wird er Generalsekretär der Westdeutschen Rektorenkonferenz. Zwei Monate vor der Wiedervereinigung wechselt er in den DAAD, dessen Geschäftsstelle er als Generalsekretär bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2010 leitet. In dieser Zeit entwickelt sich der DAAD zur weltgrößten Organisation für akademischen Austausch und internationale Hochschulzusammenarbeit.
Dr. Lylia Cuesta
Dr. Lylia Cuesta
In ihrem Heimatland Kuba besucht Cuesta eine Oberschule speziell für Naturwissenschaften. Besonderes Interesse hegt sie unter anderem für Mathematik und sie wird nach ihrem Mathematikstudium und mehrjähriger Lehrtätigkeit für eine Promotion vorgeschlagen. Bis zur Verteidigung ihrer Dissertation verbringt sie mehrere Forschungsaufenthalte an der Humboldt-Universität in Ostberlin. Als ihr Gastland am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitritt, macht sich Unsicherheit in der Sektion Mathematik der Humboldt-Universität breit. Einige Mitarbeitende werden entlassen, die Professorinnen und Professoren müssen sich auf ihre Stellen neu bewerben. Auch die Weiterzahlung der Stipendien für ausländische Studierende und Promovierende wird eingestellt. Schließlich springt ab Januar 1991 der DAAD als Förderer ein, sodass Cuesta ihre Promotion im Juni 1991 erfolgreich zum Abschluss bringen kann.
Prof. Dr. Tung Hoa Dang
Prof. Dr. Tung Hoa Dang
Dank eines Austauschprogramms für vietnamesische Studierende kann Dang ein Forstwissenschaftsstudium in der DDR, dem „Bruderland“ der Sozialistischen Republik Vietnam, aufnehmen. Um die notwendigen Deutschkenntnisse zu erwerben, durchläuft die Stipendiatin eine intensive Sprachausbildung – zunächst an der Hochschule für Fremdsprachen in Hanoi, dann vor Ort in Nordhausen (Thüringen) in einer Abteilung des Herder-Instituts. Im September 1987 beginnt sie ihr Studium in der sächsischen Kleinstadt Tharandt, einer Zweigstelle der Technischen Universität Dresden.
Als zwei Jahre später die Berliner Mauer geöffnet wird, ändert sich ihr Leben in Tharandt zunächst kaum. Richtig spürbar werden die politischen Veränderungen für die mittlerweile 22‑Jährige erst mit der deutschen Wiedervereinigung, als einige ihrer Professoren die Universität verlassen müssen. Zudem steht die Finanzierung ihres Stipendiums auf dem Spiel. Schließlich übernimmt der DAAD ihr Stipendium und Dang kann ihr Studium 1992 erfolgreich zum Abschluss bringen.
Dr. Karamba Diaby
Dr. Karamba Diaby
Geboren 1961, wächst Diaby ab dem siebten Lebensjahr als Waise auf. Obwohl er ein ihm zustehendes Stipendium nicht erhält, beginnt Diaby ein Studium an der Universität in Dakar und betätigt sich im Internationalen Studentenbund. Durch sein ehrenamtliches Engagement erhält er die Möglichkeit, mit einem Stipendium in der DDR zu studieren. Mit dem Gefühl, seine Zukunft endlich selbst in die Hand nehmen zu können, beginnt er – trotz institutioneller Widerstände – ein Studium an einer Universität statt an einer Fachhochschule. Ab 1986 studiert er Chemie an der Universität in Halle an der Saale. Neben seinem Studium arbeitet er mehrfach als Erntehelfer und bleibt auch seinem Engagement für den Internationalen Studentenbund treu. Während der Wendezeit wird er dort zum Hauptansprechpartner für die ausländischen Studierenden in der DDR, die sich angesichts der zu dieser Zeit aufkommenden Demonstrationen und politischen Veränderungen um ihre Studienplätze sorgen. 1996 schließt Dr. Diaby seine Promotion an der Universität Halle-Wittenberg ab.
Cay Etzold
Cay Etzold
Etzold wird 1957 in Berlin geboren und wächst in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern auf. Als 1973 das chilenische Militär putscht, wird sein Interesse für die Region Lateinamerika geweckt. Er studiert Lateinamerikanistik an der Universität Rostock und arbeitet währenddessen als Dolmetscher für Spanisch und Portugiesisch. Nach seinem Studienabschluss und zwei Jahren im Direktorat für Internationale Beziehungen der Humboldt Universität Berlin, wird er 1987 Referent für Ungarn, Polen, Kuba und Albanien im MHF. Nach dem Mauerfall bemüht sich Etzold, die Austauschprogramme und Wissenschaftsbeziehungen der DDR zu bewahren. Seine Kenntnisse bringt er für einige Monate in die im Rahmen der Wiedervereinigung neugegründete Arbeitsstelle Berlin-Mitte ein. 1991 wird er in die DAAD-Zentrale nach Bonn versetzt.
Prof. Dr. Heba Fathy
Prof. Dr. Hebatallah Fathy
Ihr Vater wird 1978 an die ägyptische Botschaft in der DDR entsandt. Er zieht mit seiner Familie nach Ost-Berlin, wo Fathy eingeschult wird. Die folgenden vier Jahre legen den Grundstein für ihre Liebe zur deutschen Sprache. Nachdem die Familie 1982 nach Kairo zurückkehrt, besucht sie dort eine von katholischen Ordensschwestern betriebene Auslandsschule der Bundesrepublik. Die frühe Berührung mit beiden deutschen Bildungssystemen sensibilisieren Fathy für die unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Einflüsse, die sie ab 1990 in ihrem Germanistikstudium an der Universität Kairo wahrnimmt. Die dortige Germanistikabteilung pflegte bis zur Wiedervereinigung sowohl zur Bundesrepublik als auch zur DDR enge Austauschbeziehungen und wurde von beiden Staaten gefördert. Nach Promotion und Habilitation und verschiedenen Stationen in Ägypten und Deutschland kommt Prof. Dr. Fathy zum DAAD.
I.1. - Intro
Zum AnfangI.2. - Traumziel? DDR!
Traumziel? DDR!Wege ausländischer Studierender in die DDR
„Aber wissen Sie was? Ich wollte immer in die DDR!“
Felix Ronda
Schlosser
I.3. - Auslandserfahrung: DDR
Auslandserfahrung: DDRDas „Ausländerstudium“ in der DDR
„Wenn Ihr das Volk seid, was ist dann mit uns, die nicht DDR-Bürger sind?“
Dr. Karamba Diaby
Mitglied des Deutschen Bundestages (2013 – 2025)
I.4. - Das ABC der DDR
Das ABC der DDRDie Deutschausbildung am Herder-Institut Leipzig
„Ich finde es nahezu genial. Es war, was den Studienerfolg betrifft, um Längen besser als das jetzige System“
Dr. Andreas Michael
ehem. Leiter Studienkolleg Sachsen
I.5. - Herder statt Goethe
Herder statt GoetheZur Geschichte des ältesten Instituts für Deutsch als Fremdsprache
„Mit dem Herder-Institut war eine universitäre Einrichtung geschaffen worden, die eine Leitfunktion hatte innerhalb der DDR“
Dr. Annette Kühn
ehem. Geschäftsführerin interDaF, Leipzig
II.1. - Treffen sich zwei Deutsche
Treffen sich zwei DeutscheDer innerdeutsche Hochschulaustausch
„Sie unterstellten uns, dass wir davon profitiert haben, dass die DDR zusammengebrochen ist“
Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte
Historikerin und Hochschullehrerin
II.2. - Das System gerät ins Wanken
Das System gerät ins WankenDas Ende der DDR zeichnet sich ab
„Eigentlich habe ich immer schon in den letzten Jahren gedacht: Wäre schon schön, wenn Deutschland doch eins wäre“,
Waltraud Kliem
ehem. DAAD-Mitarbeiterin
II.3. - Wo ick war, als...?
Wo ick war, als...?Der Mauerfall
„Ich bin froh, dass die Mauer weg ist. Und ich bin froh, dass wir die Einheit haben“.
Prof. Rayan Abdullah
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
II.4. - Nicht alles Kommunisten
Nicht alles KommunistenDer DAAD übernimmt die Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR
Link zum Buch
„Wir werden doch nicht die Kommunisten da unterhalten“
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem
DAAD-Präsident (1988-2007)
II.5. - Der doppelte DAAD
Der doppelte DAADWarum es keinen Ost-DAAD gibt
„Solange es die DDR gab, war es die Intention des DAAD, die DDR in ihrem Reformprozess zu stärken und vor allem den Hochschulen Autonomie zu geben“
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem
DAAD-Präsident (1988-2007)
II.6. - Neue Russland-Connection
Neue Russland-ConnectionAuf Posten in Moskau
„Du gehst als DDR-Bürger schlafen und wachst als Bundesbürger wieder auf“
Dr. Thomas Prahl
ehem. DAAD-Mitarbeiter
III.1. - West needs East
West needs EastDDR-Ministeriumsangestellte werden DAAD-Mitarbeitende
„Aber in der Zeit davor war es schon so, dass sich bei uns Existenzängste, Zukunftsängste einstellten. Und ich war froh und glücklich, dass ich zu dieser Gruppe gehörte.“
Dr. Rüdiger Stahl
ehem. DAAD-Mitarbeiter
III.2. - „Und dann haben wir losgelegt.“
„Und dann haben wir losgelegt.“Die Arbeitsstelle Berlin-Mitte nimmt ihre Arbeit auf
„Wir waren auf die Kooperation tüchtiger, engagierter Kollegen auf Gedeih und Verderb angewiesen“
Christian Reiser
ehem. DAAD-Mitarbeiter
III.3. - Von Ost-Berlin ins Rheinland
Von Ost-Berlin ins RheinlandInterkulturelle Erfahrungen im vereinten Land
„Da habe ich nie gemerkt, dass ich Ostdeutscher bin“
Dr. Rüdiger Stahl
ehem. DAAD-Mitarbeiter
III.4. - DDR everywhere?
DDR everywhere?Spuren der DDR im Ausland
„Ich war dann als Westler in Armenien schon so ein bisschen der Exot“
Silvia Schmid
DAAD-Mitarbeiterin
III.5. - Was heißt hier Wiedervereinigung?
Was heißt hier Wiedervereinigung?Der 3. Oktober 1990 und seine Folgen
„Unsere Einheit war friedlich, und wir wünschen, dass dieser Frieden nicht nur uns, sondern auch allen anderen, die ihn brauchen, zuteilwird.“
Doch nicht alle schauen so positiv auf die „Wiedervereinigung“ – manche sprechen auch von „Beitritt“ oder „Übernahme“. Die Meinungen darüber sind mindestens genauso vielfältig wie die Erfahrungen der Menschen.
Prof. Rayan Abdullah
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Dr. Holger Finken
Dr. Holger Finken
Finken wird 1958 in Berlin geboren, wächst jedoch in der Nähe von Dresden auf. Beide Elternteile gingen auf ein Internat – und so wird auch Finken Internatsschüler auf einer Spezialschule für Physik und Technik. An der Arbeiter- und Bauernfakultät in Halle an der Saale, einer Einrichtung zur Studienvorbereitung, legt er sein Abitur ab und bereitet sich auf sein Studium im sozialistischen Ausland vor. Da er sich in der DDR eingeengt fühlt, erscheint ihm ein Auslandsstudium besonders attraktiv. 1977 zieht er für sein Studium der Elektrometallurgie nach Moskau, welches er nach fünf Jahren abschließt. Eigentlich interessiert er sich für geisteswissenschaftliche Fächer, fürchtet jedoch deren Ideologisierung. 1982 kehrt er zurück in die DDR und schließt 1989 seine Promotion an der Technischen Universität Freiberg ab. Die Wendezeit erlebt er an der Hochschule. Einige Jahr später wird Finken Referatsleiter beim DAAD.
Dorothea Fitterling
Dorothea Fitterling
Fitterling wird 1941 in Berlin geboren. Ihre Eltern sind beide ehemalige DAAD-Stipendiaten. Aufgrund ihrer hervorragenden schulischen Leistungen erhält sie ein Stipendium für einen einjährigen Auslandsaufenthalt in den USA. Nach dem Abitur studiert sie in Berlin und ist in der evangelischen Kirche engagiert, über die sie Kontakte nach Ostberlin pflegt. Während eines Opernbesuchs erlebt Fitterling die Montagsdemonstrationen auf den Straßen Ostberlins. Nach dem Mauerfall beobachtet sie mit Begeisterung die von Trabis gefüllten Straßen Berlins. Zu dem Zeitpunkt leitet Fitterling die internationale Arbeit an der Technischen Universität Berlin. Eine Wiedervereinigung Deutschlands hält sie lange nicht für möglich. 1990 erlebt sie die Gründung der ASBM mit und lernt einige der Mitarbeitenden kennen. Ein Jahr später wechselt sie in die DAAD-Zentrale nach Bonn.
Bernard Föll
Bernard Föll
Bernard Föll wird 1954 in Stuttgart geboren, zieht jedoch im Alter von 20 Jahren nach West-Berlin. Er arbeitet als freischaffender Künstler. Von der Kunstszene in Ost-Berlin hat er gehört, für interessant erachtet er sie jedoch nicht. Föll bewirbt sich bei der Verwaltung im Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Seine Bewerbung ist erfolgreich: Seit 1988 ist er dort tätig. Den Mauerfall erlebt Föll in Berlin.
Kai Franke
Kai Franke
Franke wächst in den 1970er- und 1980er-Jahren in Ost-Berlin auf. Die DDR empfindet er als beengend, auch wenn er mit seinen Eltern regelmäßig auf abenteuerliche Urlaubsreisen mit dem Auto bis in den Kaukasus fährt. Da er den Dienst an der Waffe verweigert, beginnt er seinen Wehrdienst als „Bausoldat“. Ein Studium wäre für ihn somit kaum möglich gewesen. Nur dank der Wende kann er sich 1990 an der Humboldt-Universität zu Berlin einschreiben und erlebt dort die Auswirkungen des Systemwechsels auf den Hochschulbetrieb mit. Sein Interesse an Osteuropa führt ihn nach Studienaufenthalten in Moskau und der Republik Moldau zu beruflichen Stationen als DAAD-Lektor in Georgien, Kirgisistan und Tadschikistan. 2012 tritt er seine erste Stelle in der DAAD-Zentrale in Bonn an. Seine ostdeutsche Herkunft spielt dort für ihn keine große Rolle mehr – vielmehr hat er das Gefühl, in seinen insgesamt 15 Jahren im Ausland zum Bundesdeutschen geworden zu sein.
Dr. King Freebody
Dr. King Freebody
Freebody wird 1869 in Ghana geboren. Als er 1990 sein Abitur als Landesbester abschließt, erhält er die Möglichkeit, ein Studium der Elektrotechnik in der DDR zu absolvieren. Freebody reist zwei Wochen vor der Wiedervereinigung in die DDR ein. Er kommt ins sächsische Glauchau, wo er intensiven Deutschunterricht erhält. Von der Wiedervereinigung bekommt er damals nicht viel mit – er ist in der Sprachschule gewissermaßen isoliert. Erst an der nächsten Station seines Bildungsweges, der Technischen Universität Ilmenau, kommt er in Kontakt mit seinen deutschen Kommilitonen und Kommilitoninnen und erfährt dort vom politischen Wandel seines Gastlandes. Von seiner Zeit an der Universität bleibt ihm vor allem die gute Betreuung durch seinen Professor in Erinnerung. 1997 erhält er sein Diplom und promoviert anschließend bis 2003 an der Technischen Universität Ilmenau.
Dr. Detlef Gärtner
Dr. Detlef Gärtner
Gärtner ist in seiner anhaltinischen Heimat tief verwurzelt, lebt seine Liebe zur Musik sowie zur deutschen Sprache und Kultur. Er geht in seiner Aufgabe als Lehrer an einer Schule und später als Lektor an einer polnischen Universität auf. Die Engstirnigkeit und Repression der späten DDR nimmt er kritisch wahr, verachtet “die Phrase, die Langeweile und das allgemeine Geschwätz”, aber die DDR bleibt ihm dennoch Heimat. Trotz bester Ausbildung und solider Lehrerfahrung fühlt er sich im wiedervereinigten Deutschland oft fremd. Als er sich auf sein eigenes Lektorat bewirbt und zu einem Auswahlgespräch zum DAAD nach Bonn reist, erlebt er sich als hilflos und ohnmächtig. Ihm fehlt der Habitus eines Westdeutschen, er hat nicht gelernt, sich “zu verkaufen”. Doch die Kommission erkennt seine Kompetenz und sein pädagogisches Talent. Als DAAD-Lektor kehrt er an die Universität Rzeszów zurück und übernimmt später Lektorate in der Mongolei und China.
Prof. Dr.-Ing. Alemayehu Gebissa
Prof. Dr.-Ing. Alemayehu Gebissa
Gebissa wird 1965 in Äthiopien auf dem Land geboren und studiert an einem lokalen Kolleg Landwirtschaft. Nach seinem Abschluss bewirbt er sich auf ein Studium in der DDR. Ein deutscher Arbeitskollege berichtet ihm vom guten Ruf der deutschen Universitäten – Gebissa fühlt sich in seiner Entscheidung bestärkt. 1986 reist er schließlich in die DDR ein und nimmt ein Jahr später, nach Beendigung eines Deutschkurses am Herder-Institut, sein Studium in Rostock auf. Von der deutschen Teilung bekommt er zu dieser Zeit nicht viel mit, obwohl er mehrmals nach West-Berlin reist. Noch bevor er sein Studium beendet, fällt die Mauer und der Wiedervereinigungsprozess beginnt. Mit seinen euphorisch gestimmten Kommilitonen und Kommilitoninnen fährt Gebissa bald das erste Mal nach Westdeutschland, merkt aber auch, dass sich die Stimmung in Ostdeutschland schnell ins Negative ändert. Heute ist er Professor an der Universität Rostock und fördert dort die Beziehungen zu Universitäten in seinem Heimatland.
Dr. Matthias Gelbrich
Dr. Matthias Gelbrich
Schon als Kind begeistert sich der junge Ostberliner für Naturwissenschaften. 1982 beginnt er ein Mathematikstudium an der Humboldt-Universität in Ostberlin, darauf folgt die Promotion. Was ihn besonders an seinem Studienfach fasziniert, ist die Unerschütterlichkeit mathematischer Formeln – wie ein Haus, das auf einem festen Fundament steht. Ganz anders die politische Situation, in der Gelbrich seinen Doktorgrad erwirbt. 1989, in dem Jahr, in dem Gelbrich seine Dissertation verteidigt, werden die Grundfesten der DDR erschüttert. Neben allgemeiner Euphorie löst die Öffnung der Berliner Mauer auch Unsicherheit in der Sektion Mathematik aus: Ein Großteil des Hochschulpersonals soll sich neu auf seine bisher sicher geglaubten Stellen bewerben. Nicht alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können an ihre vorige Position anknüpfen. Gelbrich selbst bleibt zunächst auf seiner Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität.
Ulrich Grothus
Ulrich Grothus
Geboren in Hagen in Westfalen und aufgewachsen in Dorsten, geht Grothus als 17-Jähriger zum Studium nach West-Berlin. Dort bringt ihm sein politisches Engagement eine zehnjährige Einreisesperre für die DDR ein. Nach journalistischer Tätigkeit in Westdeutschland und Rom ist er ab 1982 als Referatsleiter bei der Westdeutschen Hochschulkonferenz tätig. Ab Januar 1988 befasst er sich beim DAAD mit der internationalen Hochschulzusammenarbeit. Im Zusammenbruch des SED-Regimes sieht Grothus zunächst die Chance für den Aufbau eines demokratischen Sozialismus in der DDR. Die Aussicht auf die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten löst in ihm eher Befürchtungen als Begeisterung aus. Im DAAD ist er indessen daran beteiligt, die Übernahme der DDR-Programme zum internationalen wissenschaftlichen Austausch und der damit befassten Mitarbeitenden des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen zu verhandeln und dazu die Gründung der Arbeitsstelle Berlin-Mitte in die Wege zu leiten.
Dr. Gottfried Gügold
Dr. Gottfried Gügold
Gügold wird 1949 in Polen geboren und verbringt dort die ersten Jahre seiner Kindheit. Nachdem sich eine Einreise in die westdeutsche Bundesrepublik ohne Hab und Gut zurückzulassen als unmöglich herausstellt, zieht die Familie nach Westsachsen in die Nähe von Zwickau. Nach seinem Schulabschluss nimmt Gügold ein Studium der Germanistik an der Universität Halle-Wittenberg auf. 1979 geht er als Sprachlektor mit seiner Familie nach Warschau. Sechs Jahre später übernimmt er die Leitung der DaF-Arbeitsgruppe im MHF der DDR, in der er unter anderem für das Lektorenprogramm der DDR zuständig ist und seinen Bereich in einer interministeriellen Kommission vertritt. Diese berät darüber, welche Aktivitäten der DDR übernommen werden und wie diese finanziert werden sollen. Nach der Wiedervereinigung im Oktober 1990 bringt Gügold seine Expertise in das neugegründete Team der DAAD-Arbeitsstelle Berlin-Mitte ein.
Stefan Hase-Bergen
Stefan Hase-Bergen
Hase-Bergen wird 1962 geboren. Er studiert Sinologie in Trier, Shanghai und Bochum. 2004 schließt er einen Master der Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Reutlingen ab. Drei Jahre später übernimmt er zunächst die Leitung der DAAD-Außenstelle in Peking und ab 2017 in Hanoi. Vor Ort trifft er auf zahlreiche Alumni, die in der DDR entweder studiert oder gearbeitet haben. Heute arbeitet er als Bereichsleiter in der DAAD-Zentrale in Bonn.
I.6. - Deutsch mit sozialistischem Akzent
Deutsch mit sozialistischem AkzentDie Auslandslektorate der DDR
„Ich wurde auch abgewickelt“
Dr. Detlef Gärtner
ehem. DAAD-Lektor
I.7. - In der Sowjetunion lernen, heißt...
In der Sowjetunion lernen, heißt...Studierende aus der DDR in der Sowjetunion
„In Russland ging das Studium fünf Jahre und dann war am nächsten Tag Schluss“
Dr. Thomas Prahl
ehem. DAAD-Mitarbeiter
I.8. - D+D+R = gleiche Chancen für alle?
D+D+R = gleiche Chancen für alle?Das Bildungssystem der DDR zwischen Empowerment und Ausgrenzung
„Was ich geworden bin, verdanke ich der DDR“
Helga Katzschmann
ehem. DAAD-Mitarbeiterin
I.9. - Fernweh in der DDR
Fernweh in der DDRMöglichkeiten und Grenzen für Auslandserfahrungen
„Das war schon ein massiver Eingriff in die persönliche Freiheit“
Dr. Carsten Walbiner
DAAD-Mitarbeiter
Prof. Dr. Ursula Hirschfeld
Prof. Dr. Ursula Hirschfeld
Hirschfeld absolviert den Diplomstudiengang Sprechwissenschaft, ein Fach mit einer langen und eigenständigen Tradition an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Nebenfach studiert sie Germanistik. Ab 1975 unterrichtet sie am Leipziger Herder-Institut ausländische Studierende und verbindet ihr wissenschaftliches Interesse für Phonetik mit der praktischen Lehrerfahrung im Bereich Deutsch als Fremdsprache. Sie promoviert 1982 an ihrer Alma Mater zu „Konfrontativen phonologisch-phonetischen Untersuchungen Spanisch–Deutsch“. Das Thema wählt sie unter anderem, um als Lektorin nach Kuba gehen zu können. Aber die ihr in Aussicht gestellte Entsendung findet nie statt – ihr wissenschaftlicher Aufstieg scheint gebremst. Im Gegensatz zur Mehrheit des Kollegiums am Herder-Institut ist sie kein Mitglied der SED. In der Nachwendezeit engagiert sich Hirschfeld erfolgreich gegen die Abwicklung der Sprechwissenschaft/Phonetik am Herder-Institut der Universität Leipzig. Auf zahlreichen Auslandsreisen interagiert sie mit der „Deutsch als Fremdsprache“-Gemeinde und erwirbt internationales Ansehen.
Phan Thi Thu Hong
Phan Thi Thu Hong
Hong wird 1965 in Hanoi geboren. Ihre Kindheit ist geprägt von den Folgen des Vietnamkriegs, insbesondere der großen Armut der vietnamesischen Bevölkerung. Als eine der Jahrgangsbesten erhält sie die Möglichkeit, in der DDR zu studieren. Hong nimmt ein Studium an der Ingenieurschule für Polygraphie in Leipzig auf. Dort wird sie Zeugin der friedlichen Montagsdemonstrationen – aber auch einer sich nach dem Mauerfall ausbreitenden Stimmung gegen Ausländerinnen und Ausländer. Eines Abends wird sie von einer Gruppe junger Männer vor der Tür ihres Wohnheims aufgehalten und rassistisch angefeindet. Obwohl vietnamesische Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht nach Westberlin reisen dürfen, nutzt sie kurz nach dem Mauerfall gemeinsam mit Freunden die Gelegenheit, einen Ausflug nach Westberlin zu machen. Heute arbeitet sie in der DAAD-Außenstelle in Hanoi.
Richard Jacob
Richard Jacob
Jacob erlebt als Kind das Ende des Zweiten Weltkriegs im heimischen Saarland mit. Stärker als die Amerikaner dominieren die Franzosen die Region. Frankreichs Strahlkraft erfasst auch Jacob, der zeitweise in Montpellier studiert und später an der Außenstelle des DAAD in Paris arbeitet.
An einem Saarbrückener sozialwissenschaftlichen Institut arbeitet er an einem Forschungsprojekt über soziale Auswirkungen der Industrialisierung in Ostafrika mit - einschließlich längerem Aufenthalt in Kenia. So beginnt eine lebenslange Beschäftigung mit und Beziehung zum afrikanischen Kontinent, den Jacob später als Leiter der DAAD-Außenstelle Nairobi, intensiv bereist – darunter auch sozialistische Staaten, von denen einige enge Beziehungen zur DDR unterhalten. Zunächst erlebt er die deutsche Hochschullandschaft aber als Referent der Westdeutschen Rektorenkonferenz und nimmt den DAAD von dort aus wahr.
Dr. Aslan Kamali
Dr. Aslan Kamali
Mehr als zwei Jahrzehnte später hat er einen Masterabschluss in Ingenieurwesen an der Technischen Universität Bagdad. Er bewirbt sich auf ein deutsch-irakisches Regierungsstipendium und geht zur Promotion in Klimatechnik an die Technische Universität Dresden. Dort lernt er Sachsen kennen und lieben. Später zieht er aus beruflichen Gründen nach Köln, wo seine Begeisterung für Ostdeutschland auf Befremden stößt. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. Über die Zeit hat er ein feines Gespür für regionale Eigenheiten und innerdeutsche Ressentiments entwickelt. Deutschland ist ihm eine neue Heimat geworden.
Helga Katzschmann
Helga Katzschmann
Katzschmann kommt 1942 in der brandenburgischen Kleinstadt Jüterborg zur Welt. Ihre Mutter ist Telefonistin, alleinstehend, verdient kaum mehr als 300 Mark im Monat. Dass sie als Arbeiterkind studieren kann, verdankt Katzschmann – davon ist sie überzeugt – nur der DDR. Mit Hilfe eines Stipendiums kann sie das Abitur ablegen und nimmt 1960 ein Studium der Slavistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig auf. Als Studentin verbringt sie vier Semester an der Prager Karls-Universität, wo sie ihr Studium abschließt. Ein paar Jahre später koordiniert sie Projekte auf dem Gebiet der deutschen Sprache sowie Hochschulpartnerschaften zwischen der DDR und deren sozialistischen „Bruderländern“. Im Herbst 1989 bricht der Staat zusammen, dem Katzschmann ihre Karriere verdankt. Von ihren Kolleginnen und Kollegen verliert ein Großteil seinen Arbeitsplatz. Doch Katzschmann hat Glück: Sie erhält, gemeinsam mit 30 anderen ehemaligen Ministeriumsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, eine Stelle in der neugegründeten Arbeitsstelle des DAAD in Berlin-Mitte sowie später in der Bonner Zentrale.
Waltraud Kliem
Waltraud Kliem
Kliem wird 1943 in Ostberlin geboren. Sie macht eine Ausbildung als Großhandelskauffrau und arbeitet zwei Jahre im Ausbildungsbetrieb. Anschließend wechselt sie an die HU Berlin, wo sie für die Reisekostenabrechnung zuständig ist. Angetrieben von persönlichem Ehrgeiz absolviert sie als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern ein Fernstudium – ein sogenanntes Frauensonderstudium – zur Finanzökonomin. Mit ihrer Spezialisierung auf Organisation und Datenverarbeitung im Studium beginnt sie, die EDV im Finanzwesen an der Humboldt-Universität zu Berlin mit aufzubauen. Zwischenzeitlich erwirbt sie nach erneutem Studium einen Hochschulabschluss. Als die Mauer fällt, sieht sie einer Wiedervereinigung positiv entgegen, da sie im System der DDR keine Zukunft sieht. Kurz vor der Wende wechselt sie an das MHF. Aufgrund ihrer EDV-Kenntnisse erhält sie nach dessen Auflösung eine Stelle in der 1990 gegründeten ASBM. Dort arbeitet sie bis zur Schließung der Arbeitsstelle. Sie ist diejenige, die als letzte das Licht ausmacht und wechselt dann in die DAAD-Zentrale in Bonn.
Janusz Korniewicz
Janusz Korniewicz
Schon vor seinem Umzug sind Korniewicz seine zukünftige Studienstadt und -sprache vertraut. Dresden kennt er von Familienausflügen, die deutsche Sprache aus der Schule. Den Vorlesungen an der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ zu folgen, fällt ihm daher nicht schwer. Nichtsdestotrotz werden er und seine polnischen Kommilitonen teilweise getrennt von den einheimischen Studierenden unterrichtet. Zu groß ist wohl die Angst, sie könnten mit dem antisozialistischen „Solidarność-Bazillus“ angesteckt werden. Als die Sowjetunion 1989 mit der Demokratisierung in Polen und der Öffnung der Grenzen in Ungarn allmählich ihren Führungsanspruch verliert, hat Janusz sein Studium bereits abgeschlossen. Mittlerweile absolviert er ein Praktikum in einer Filterfabrik bei Kassel. Verwundert beobachtet er am Morgen des 10. November, wie sich hunderte Trabis, Wartburgs und Ladas ihren Weg in die Kasseler Innenstadt bahnen. Schnell wird ihm klar: Die Mauer ist gefallen!
Katarzyna Kosylak
Katarzyna Kosylak
Die Eingewöhnung in der Polytechnischen Oberschule „Clara Zetkin“ fällt ihr zunächst schwer. Zum Zeitpunkt ihrer Einschulung spricht sie kein Wort Deutsch. Bald jedoch fällt gar nicht mehr auf, dass Kosylak keine Muttersprachlerin ist: Nach nur wenigen Monaten glänzt die Grundschülerin nicht nur durch ihre hervorragenden Deutschkenntnisse, sondern auch durch ihr Engagement in den Jugendverbänden der DDR. Als polnische Staatsbürgerin ist sie zwar offiziell nicht verpflichtet, den Jung- und Thälmannpionieren sowie später der Freien Deutschen Jugend (FDJ) beizutreten – dennoch entscheidet sie sich bereitwillig für eine Mitgliedschaft, die ihr vor allem ein Gefühl von Zugehörigkeit vermittelt. 1987 kehrt Familie Kosylak zurück in die Volksrepublik Polen. Als zwei Jahre später die Mauer fällt, denkt die mittlerweile 16-Jährige kaum noch an die DDR. Erst als Erwachsene beginnt Kosylak, sich wieder für das Land zu interessieren, das ihre Kindheit und Jugend entscheidend geprägt hat.
Dr. Annette Kühn
Dr. Annette Kühn
Geboren 1954 im DDR-Bezirk Erfurt, studiert Kühn in den 70er Jahren Germanistik in Leipzig, promoviert im Bereich Semantik und ist in der Germanistenausbildung tätig. Ab 1981 gibt sie ausländischen Studierenden am Herder-Institut studienbegleitenden Deutschunterricht. Auslandsreisen blieben ihr zu DDR-Zeiten verwehrt und so nutzt sie nach dem Fall der Mauer die neue Freiheit, um mit ihrem Mann für etwa ein Jahr nach Madrid zu gehen. Vor Ort unterrichtet sie an der Autonomen Universität und der Universität Complutense Deutsch. Zurück in Deutschland bewirbt sich Kühn erfolgreich auf eine der 30 Stellen am Herder-Institut - ursprünglich waren es rund 230 Stellen. Bis zu ihrem Ruhestand ist sie Geschäftsführerin von interDaF e.V., einer der drei Einrichtungen, die nach der Wende aus dem alten Herder-Institut entstehen.
Prof. Dr. Ruth Leiserowitz
Prof. Dr. Ruth Leiserowitz
Als Tochter eines evangelischen Pfarrers gilt die gebürtige Prenzlauerin im Arbeiter-und-Bauern-Staat als Außenseiterin. Trotz ihrer herausragenden Noten wird ihr der Wechsel auf die erweiterte Oberschule und damit die Chance auf das staatliche Abitur verwehrt. Sie erkämpft sich eine Hochschulzugangsberechtigung an der Volkshochschule Berlin-Mitte. Doch auch der zweite Bildungsweg entpuppt sich bald als Sackgasse: Von 1981 bis 1985 bewirbt sie sich jährlich um einen Studienplatz – und wird stets mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt. Neben ihrer sozialen Herkunft wird sie auch durch ihr friedenspolitisches Engagement bei den Ostberliner „Frauen für den Frieden“ zur Zielscheibe des Überwachungsstaats. Privat lernt sie Polnisch und Litauisch, sodass sie ab 1987 als freiberufliche Übersetzerin und Dolmetscherin arbeiten kann. Als am 9. November 1989 die Mauer geöffnet wird, rückt ihr Traum vom Hochschulstudium wieder in den Bereich des Möglichen: Mit ihrer Immatrikulation an der Freien Universität Berlin legt sie 1990 den Grundstein ihrer wissenschaftlichen Karriere.
Wladimir Litke
Wladimir Litke
Litke verbringt seine Kindheit und Jugend in einem kleinen Dorf in der sozialistischen Sowjetrepublik Kasachstan als Teil der lokalen deutschsprachigen Minderheit. Während sowohl in seinem Elternhaus als auch auf den Straßen seines Heimatdorfes viel Deutsch gesprochen wird, findet der Schulunterricht ausschließlich in russischer Sprache statt. Nach der Schulzeit beginnt er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur im russischen Omsk. Nach Abschluss seines Militärdienstes wird Litke 1989 von einem Verwandten nach Bonn eingeladen. Als Litkes Visum ausläuft, entschließt er sich, in Deutschland zu bleiben und die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Dies ist ihm aufgrund seiner deutschen Familiengeschichte möglich. Über eine Verwandte erfährt er von einer offenen Stelle im DAAD und arbeitet bis heute in dessen Poststelle.
Maciej Mackiewicz
Maciej Mackiewicz
„Ich bin mitten in Deutschland“, berichtet Mackiewicz seinen Großeltern per Postkarte von seinem Ferienjob in Eisenach. Dass er sich nicht in Deutschland, sondern im östlichen der beiden deutschen Staaten – der sozialistischen DDR – befindet, weiß er natürlich offiziell. Nichtsdestotrotz ist die deutsche für ihn eine westliche Sprache und übt daher eine besondere Anziehung auf ihn aus. Nachdem er 1987 sein Abitur in der Tasche hat, beginnt er ein Germanistikstudium in Posen. Wie die meisten seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen, nutzt auch Mackiewicz das Austauschprogramm seines Instituts, das ihm im Herbst 1989 ein Auslandssemester an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ermöglicht. Für die polnischen Studierenden fühlt sich ihr Aufenthalt in der DDR zunächst wie eine Reise in die Vergangenheit an. Während die Solidarność-Bewegung in Polen längst entscheidende Schritte der Demokratisierung eingeleitet hat, soll Mackiewicz an seiner Gastuniversität die Vorzüge des Sozialismus pauken. Ein Ausflug der Studierendengruppe nach Leipzig zeigt allerdings: Auch hierzulande verliert das System an Rückhalt. Auf die Montagsdemonstrationen folgt der Mauerfall – und als Mackiewicz Ende Januar 1990 die Heimreise antritt, ist selbst eine deutsche Wiedervereinigung in den Bereich des Möglichen gerückt.
Dr. Jana Merzouk
Dr. Jana Merzouk
1969 wird sie in einer Kleinstadt im DDR-Bezirk Rostock geboren. Als Tochter einer Lehrerin ist sie eine sehr gute Schülerin und unternimmt mit ihrer Familie sowie mit ihrer Schule Reisen in das sozialistische Ausland. Mit dem Abitur in der Tasche nimmt sie ein Lehramtsstudium mit den Fächern Russisch und Geografie an der Universität Halle-Wittenberg auf. Ihr Studium führt sie in die Sowjetunion. Dort macht sie zunächst ein Praktikum und erhält dann 1994 ihren Studienabschluss als Lehrerin und Übersetzerin russischer Sprache an der Universität Woronesch. Mit nur 23 Jahren beginnt sie ihre Promotion in Russland. 1997 kehrt Dr. Merzouk in das wiedervereinigte Deutschland zurück – ein ihr unbekanntes System, in dem sie sich zunächst orientieren muss.
Dr. Andreas Michael
Dr. Andreas Michael
Michael, geboren 1955, studiert Physik und Mathematik auf Lehramt und promoviert anschließend in Physik. Nach Abschluss seiner Studien wird er ausgewählt, um am Herder-Institut zu unterrichten. Dafür muss er zunächst ein zweijähriges Zusatzstudium „Deutsch für Ausländer“ absolvieren. Ab 1977 gibt er dann studienvorbereitende und studienbegleitende Fachsprachenkurse. Acht Jahre später geht Michael nach Nicaragua, wo er für die sprachliche Vorbereitung der jungen Menschen zuständig ist, die ein Studium in der DDR anstreben. Während der unruhigen Zeit 1989 kommt er nach Leipzig zurück und erlebt die großen Umbrüche, die auch das Herder-Institut und ihn selbst betreffen. Nach der Wende übernimmt er bis zu seinem Ruhestand die Leitung des Studienkollegs Sachsen, das nach westdeutschem Vorbild gegründet wird und eine der drei Einrichtungen ist, die aus dem alten Herder-Institut entstehen.
Van Ba Nguyen
Van Ba Nguyen
Mit dem Abitur in der Tasche bewirbt sich Nguyen auf ein Auslandsstipendium. Er möchte in einem der „Bruderländer“ des sozialistisch regierten Vietnams studieren. Im Auswahlverfahren qualifiziert er sich, gemeinsam mit 70 weiteren Bewerberinnen und Bewerbern, für ein Studium in der DDR. Zunächst lernt er intensiv Deutsch – zuerst an der Hochschule für Fremdsprachen in Hanoi, dann vor Ort in Nordhausen (Thüringen) in einer Abteilung des Herder-Instituts. Nach abgeschlossener Sprachausbildung kann er 1987 sein Studium der Forstwirtschaft an der Technischen Universität Dresden beginnen. Als die DDR am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitritt, steht die Weiterfinanzierung der ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR auf der Kippe. Schließlich springt der DAAD als Förderer ein und Nguyen kann sein Studium 1992 zu Ende führen.
Dr. habil. Elzbieta Nowikiewicz
Dr. habil. Elzbieta Nowikiewicz
Nowikiewicz’ Heimatstadt Bydgoszcz gehörte bis 1920, damals noch unter dem Namen „Bromberg“, zum preußisch besetzten Teil Polens. Obwohl Jahrzehnte später geboren, sind ihr Sprache und Kultur der ehemaligen Besatzungsmacht von Kindesbeinen an vertraut. 1987 verlässt sie die Oberschule und beginnt ihr Germanistikstudium an der Adam-Mickiewicz-Universität Posen. Teil des Kurrikulums ist ein Auslandssemester in der benachbarten DDR – genauer an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ihr Gastland wirkt auf die junge Studentin wie aus der Zeit gefallen. Während in Polen die antikommunistische Solidarność-Bewegung bereits grandiose Wahlsiege feiert, begeht die DDR – von den Zeichen der Zeit scheinbar unbeirrt – kurz nach Nowikiewicz’ Ankunft ihren 40. Jahrestag. Doch die Stimmung schlägt schneller um, als das Semester vorbei ist: Nowikiewicz erlebt hautnah die Montagsdemonstrationen in Leipzig und, ein paar Wochen später, die Öffnung der Berliner Mauer mit.
Dr. Andreas Osterhaus
Dr. Andreas Osterhaus
Nach seiner Promotion an der Universität Freiburg, für die er mehrere Wochen im Kolonialarchiv Potsdam recherchiert, macht er ein Volontariat bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Die Aussicht auf die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten beobachtet er mit einiger Skepsis. Als ihm der DAAD anbietet, in Bonn die Verantwortung für ein Sonderprogramm für Hochschulförderung in Ostdeutschland zu übernehmen, stürzt er sich mit Eifer in die neue Aufgabe. Mit dem Programm werden die Universitäten in Ostdeutschland nach der Wende durch die Förderung von Dozenturen westdeutscher Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen personell unterstützt.
Dr. Mathias Pätzold
Dr. Mathias Pätzold
Pätzolds Interesse an der arabischen Welt wird bereits in seiner Kindheit geweckt: Da seinem Vater eine Auslandsdozentur angeboten wird, zieht die Familie 1969 für zwei Jahre von Rostock nach Algerien. Später studiert Pätzold an der Karl-Marx-Universität Leipzig Arabistik, fühlt sich jedoch manchmal „wie ein Medizinstudent, der nicht an seinen Patienten kommt“ – ob ein erneuter Aufenthalt in einem arabischsprachigen Land für ihn je möglich sein wird, ist nicht absehbar. Nach seiner Promotion arbeitet er zunächst an der Akademie der Wissenschaften der DDR und wechselt 1990 an die Universität Rostock, wo er als persönlicher Referent des Rektors die ersten Umstrukturierungen infolge der politischen Wende miterlebt. 1991 lernt er auf einer Konferenz den DAAD kennen, bewirbt sich erfolgreich und zieht nach Bonn. Seine Regionalexpertise führt ihn wenig später endlich in die arabische Welt, zunächst auf mehreren Dienstreisen als Leiter des Referats Nordafrika/Nahost und 1994 wird er Leiter der DAAD-Außenstelle Kairo.
Dr. Thomas Prahl
Dr. Thomas Prahl
Seine Kindheit und Schulzeit verbringt Prahl im Norden der DDR, im Bezirk Schwerin. Schon früh steht für ihn fest: Er möchte im Ausland studieren. Sein Abitur legt er daher an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Universität Halle-Wittenberg ab, einer Einrichtung, die junge DDR-Bürgerinnen und Bürger auf ein Studium im Ausland vorbereitet. 1970 beginnt er sein fünfjähriges Biologiestudium an der Moskauer Lomonossow-Universität. Ein zweites Mal verschlägt es ihn 1988 in die sowjetische Hauptstadt. Nach seiner Promotion sowie mehreren beruflichen Stationen an der Universität Greifswald kehrt er als Leiter der Studentenabteilung der örtlichen DDR-Botschaft zurück. Auch nach dem Ende der DDR bleibt Dr. Prahl für die Betreuung der etwa 1200 ostdeutschen Studierenden in der Sowjetunion zuständig. Als der DAAD 1992 eine neue Außenstelle in Moskau eröffnet, bewirbt sich Dr. Prahl erfolgreich als deren stellvertretender Leiter.
Christian Reiser
Christian Reiser
Reiser wird 1937 in Breslau geboren, verbringt nach der Flucht seine gesamte Kindheit und Jugend jedoch in Westdeutschland. Er studiert u.a. Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin. Während seines Studiums arbeitet er im dortigen Akademischen Auslandsamt. 1969 beginnt er im Referat “Mittelasien” seine Tätigkeit beim DAAD. Aufgrund seines Interesses für die Welt reist er schon während des Studiums viel. Seine erste Reise in die DDR nach dem Mauerfall verbindet er mit einem besonderen Gefühl dafür, DDR-Boden betreten zu dürfen. Zuvor durchquerte er die DDR nur, um Breslau und andere Teile Polens zu besuchen. 1990 bietet der Generalsekretär des DAAD ihm die Leitung der ASBM an. Reiser nimmt die Stelle im Bewusstsein der Komplexität der Aufgabe an. Für ihn besteht in dieser Tätigkeit sein persönlicher Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung.
Felix Ronda
Felix Ronda
Ronda wird 1969 in Mosambik geboren und wächst auf dem Land auf. 1984 wird er von seiner Schwägerin in die Landeshauptstadt Maputo geholt und lernt dort einen Freund kennen, der bereits in der DDR war. Durch diesen Freund entzündet sich in Ronda eine Faszination für die DDR. Er fasst den Entschluss, selbst in der DDR eine Ausbildung abzuschließen. 1987 erhält er schließlich die Möglichkeit, im Volkseigenen Betrieb Braunkohlekombinat Senftenberg eine Ausbildung zum Schlosser zu beginnen. Zwei Jahre später wird die Berliner Mauer geöffnet – in Rondas Augen genau zur rechten Zeit: Die DDR wäre wenig später ohnehin zusammengebrochen. Nach dem Mauerfall verschlechtert sich Rondas Verhältnis zu seinen Kollegen, die er kurz zuvor noch für seine „Kumpels“ gehalten hatte. Er wird vermehrt rassistisch angefeindet - auch von Personen, die er zuvor für echte Freunde hielt. Ronda bleibt noch einige Jahre in Ostdeutschland, bevor er nach Nürnberg zieht, wo er bis heute glücklich lebt. Trotz einiger negativer Erfahrungen erinnert sich Ronda positiv an seine Zeit in der DDR und bezeichnet sich selbst als ein „Kind der DDR“.
Silvia Schmid
Silvia Schmid
Schmid wird 1970 in Pforzheim in Baden-Württemberg geboren und hat ihren ersten Sichtkontakt zur DDR über eine Klassenfahrt: Für eine Woche fahren sie nach Bayern – an die Grenze zur DDR. Für ihr Studium der Kommunikationswissenschaften und Phonetik sowie später ein Deutsch als Fremdsprache-Zusatzstudium zieht sie nach Bonn. Nach dem Studium fängt sie im Bereich der Datenbankprojekte beim DAAD an. In ihr entsteht der Wunsch, im Ausland zu arbeiten und über eine Kollegin stößt sie auf eine Ausschreibung für ein DAAD-Lektorat in Armenien, ein Land, das bis 1991 Teil der Sowjetunion und dadurch in Kontakt zur DDR ist. Schmid bewirbt sich und beginnt dort 2015 ihre Tätigkeit. Schnell bemerkt sie, dass sie als Westdeutsche von ihren armenischen Kolleginnen und Kollegen anders wahrgenommen wird als Personen aus ehemals sozialistischen Staaten.
Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte
Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte
Schorn-Schütte wächst in Osnabrück als Kind schlesisch-pommerscher Eltern auf. Die Vertreibungsgeschichte und der Heimatverlust der Eltern bleiben in der Familie präsent und prägen Schorn-Schüttes geschichtliches Interesse. Das bringt sie 1991 - nach Geschichtsstudium in Marburg, Promotion, Habilitation und einer Vertretungsprofessur in Basel - als Professorin an die Universität Potsdam. An der früheren Pädagogischen Hochschule “Karl Liebknecht”, Ausbildungsstätte für Lehrende in Geschichte und Gesellschaftskunde, erlebt sie den „sozialistischen Stallgeruch“ als sehr präsent. In den folgenden fünf Jahren erlebt und prägt sie, wie mit Mitarbeitenden und Studierenden aus dem alten System eine neue Universität entsteht.
Dr. Rüdiger Stahl
Dr. Rüdiger Stahl
Stahl wird 1941 in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach dem Wehrdienst nimmt er ein Studium auf, wird Lehrer auf Rügen und später in Brandenburg. Gemeinsam mit seiner Frau unterrichtet er in den 1970er-Jahren an einer Schule für Kinder leitender Mitarbeiter eines Energieprojektes der DDR in der Ukraine. Ein Jahr nach der Rückkehr geht das Ehepaar als Lehrkräfte an eine Schule für einheimische Kinder nach Mosambik. Zurück in der DDR erhält Stahl die Möglichkeit einer Promotion in Erfurt und im Anschluss eine Stelle im MfV. Nach dem Mauerfall ist er im zusammengelegten Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MBW) der DDR beschäftigt. Die Wiedervereinigung erscheint ihm als „logische Konsequenz“, die jedoch mit Unsicherheit und Zukunftsängsten einhergeht. Stahl wird 1990 als einer von 31 Mitarbeitenden des MBW in die neu gegründete Arbeitsstelle Berlin Mitte des DAAD übernommen.
Anke Stahl
Anke Stahl
Stahl wird in Halle an der Saale geboren. Sie studiert Deutsch und Geschichte an der Universität Halle-Wittenberg mit dem Ziel, später zu promovieren. Doch aufgrund der politischen Vergangenheit ihres Vaters, einem sogenannten “Republikflüchtling”, darf sie nach Abschluss ihres Studiums 1985 nicht mit ihrer Promotion beginnen. Stattdessen arbeitet sie bis 1988 als Lehrerin. Ihr Wunsch, als Lektorin im Ausland zu arbeiten, scheitert an den strikten Reisebeschränkungen der DDR. Zwei Jahre später bewirbt sie sich erneut und erhält kurz vor der Wiedervereinigung die Zusage für eine Stelle als Lektorin in Bratislava. Nach dem Ende der DDR wird der DAAD ihr neuer Arbeitgeber. 2013 führt ihr Weg sie als Außenstellenleiterin nach Vietnam. Vor Ort trifft sie auf freudige Reaktionen über ihre Herkunft aus Ostdeutschland sowie auf zahlreiche ehemalige DDR-Stipendiatinnen und Stipendiaten.
Marina Steinmann
Marina Steinmann
Steinmann zieht als Kind mit ihren Eltern von West-Berlin nach Bonn, wo ihr Vater im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen tätig ist. Mit politischen Fragen der deutschen Teilung kommt sie daher früh in Berührung und interessiert sich für die DDR, wo die Familie auch Verwandtschaft hat. Bereits während ihres Studiums der Romanistik, Slawistik und Komparatistik an der Universität Bonn beginnt Steinmann Anfang 1990, im DAAD zu arbeiten. Im Rahmen neu aufgelegter Förderprogramme bearbeitet sie zunächst Anträge ostdeutscher Hochschulen auf Informationsbesuche und Konferenzteilnahmen in der Bundesrepublik. Später wechselt sie in das Referat für Förderprogramme der Europäischen Gemeinschaft und ist für das EG-Programm COMETT inklusive dessen Sondermittel zur Integration der neuen Bundesländer in die EG zuständig.
Geraldo Tchicungo
Geraldo Tchicungo
Tchicungo wird 1964 in einem kleinen Ort in Angola geboren. Nach dem Abschluss der Hauptschule erhält er 1985 die Möglichkeit, in der DDR eine Ausbildung zum Schlosser beim Industrieverband Fahrzeugbau in Ludwigsfelde zu absolvieren. Ermöglicht wird ihm dies durch ein bilaterales Abkommen, das die Entsendung angolanischer Auszubildender in die DDR regelt, die anschließend in ihr Heimatland zurückkehren sollen, um die dortige Wirtschaft zu unterstützen. In seinem Gastland erhält Tchicungo neben seiner Arbeit im Betrieb und dem Unterricht an der Berufsschule auch Deutschkurse. Als im November 1989 die Mauer fällt, befindet sich Tchicungo gerade in der Meisterausbildung. Er ist voller Freude über die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und das Ende der in seinen Augen „unnatürlichen“ Trennung. Nach der Wiedervereinigung arbeitet er in einem Luftfahrtunternehmen und zieht nach Rosenheim. Heute wohnt er in Nürnberg, wo er sein ruhiges Leben genießt.
Wolfgang Trenn
Wolfgang Trenn
Wolfgang Trenn wird 1947 im sächsischen Frankenberg geboren und zeichnet sich bereits in seiner Jugend durch hervorragende Noten und ein hohes Engagement aus. Begleitend zur Oberschule schließt er eine Ausbildung zum Elektromonteur ab. Sein Schulleiter empfiehlt ihn für ein Studium in der Sowjetunion, welches er bald nach dem Schulabschluss aufnimmt. Er studiert in Moskau Bioelektronik und lernt während des fünfjährigen Studiums seine Frau kennen. Nach seinem Abschluss zieht er mit seiner Familie nach Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz), wo er eine Anstellung an der Universität im Bereich Bionik erhält. 1981 wird er für vier Jahre als Experte nach Moskau in das Sekretariat des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) abgeordnet. Einige berufliche Stationen später wird er Sektorleiter im MHF für die Sowjetunion, Polen und die Mongolei. Nach der Wende wird er in die DAAD-Arbeitsstelle Berlin-Mitte übernommen, wechselt jedoch nach wenigen Wochen in die Zentrale nach Bonn. Dort setzt er sich für die Einführung von EU-Programmen an ostdeutschen Hochschulen ein und ist für deren Integration im Osten Deutschlands sowie in Osteuropa verantwortlich.
Dr. Albrecht von der Heyden
Dr. Albrecht von der Heyden
Von der Heyden, 1945 geboren, zieht mit 19 Jahren von seiner Heimatstadt in Westfalen nach Westberlin, um dort ein Jurastudium zu absolvieren. Neun Jahre später beginnt er eine Ausbildung im Bonner Auswärtigen Amt, die seinen Karriereweg als Diplomat ebnet. Während seines Postens in Peking in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre erlebt Albrecht von der Heyden eine Phase der relativen Freiheit in der Volksrepublik China. Diese findet im Juni 1989 auf dem Tian’anmen-Platz in Peking ein jähes Ende: Das chinesische Militär schlägt die demonstrierende Freiheitsbewegung brutal nieder. Als wenige Monate später in der DDR ebenfalls tausende Menschen auf die Straße gehen, rechnet von der Heyden mit einem ähnlichen Ausgang. Doch die Revolution verläuft friedlich und Deutschland wird wiedervereint. Zu diesem Zeitpunkt ist er im Hochschulreferat des Bonner Auswärtigen Amtes tätig, von wo aus er die Vereinigung der beiden deutschen Bildungssysteme mitverfolgt.
Dr. von der Heyden ist am 24.09.2024 in Berlin verstorben.
Dr. Carsten Walbiner
Dr. Carsten Walbiner
Walbiner, geboren im Jahr 1964, wächst in Weimar auf. Mit einer bereits in der Kindheit entwickelten Affinität für den Orient beginnt er nach dem Abschluss seines Militärdienstes ein Studium der Arabistik in Leipzig. Aufgrund der bestehenden gesetzlichen Regelungen und enger familiärer Beziehungen in die Bundesrepublik ist ein Studienaufenthalt in der arabischen Welt nicht möglich. Während seiner Zeit in Leipzig erlebt er die Montagsdemonstrationen mit und befürchtet ein blutiges Ende. Als er 1989 in seiner Studentenwohnung im Radio vom Mauerfall hört, hält er die Berichterstattung zunächst für Satire. Eine lange Übergangsphase hält er nicht für sinnvoll und fiebert einer Wiedervereinigung entgegen. Nach dem Mauerfall bleibt er an der Universität in Leipzig - anders als viele seiner "Landsleute”, die es in die alten Bundesländer zieht. Er nimmt seine Promotion auf und erlebt den schrittweisen Wandel an der Universität mit. Später wird er Referatsleiter beim DAAD.
Peter Webers
Peter Webers
Webers wächst in Bonn, im Herzen der alten Bundesrepublik, auf. Nach seinem Abitur zieht es ihn 1974 nach Trier, wo er ein Germanistikstudium beginnt, bald jedoch an die juristische Fakultät wechselt. Nachdem er das zweite Staatsexamen in der Tasche hat, arbeitet Webers in verschiedenen Anwaltskanzleien. Im April 1986 wechselt er ins BMBW, wo er fast drei Jahrzehnte überwiegend in den Bereichen Personal und Internationales tätig ist. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik im Herbst 1990 erlebt Webers die Zusammenführung zweier Hochschulsysteme zunächst von Bonn aus – und dann aus unmittelbarer Nähe, als er Anfang der 1990er-Jahre ans Brandenburger Bildungsministerium abgeordnet wird.
Dr. Heinz Wegener
Dr. Heinz Wegener
Wegener wächst in Brandenburg, geprägt durch seine Familie und seine Erfahrungen mit dem staatlichen Bildungssystem, mit großer Distanz zum politischen System der DDR auf. Trotz offensichtlicher Begabung und großem Lerneifer werden ihm sowohl das Studium als auch die Facharbeiterausbildung versagt, weshalb er 1954 die DDR verlässt. In der Bundesrepublik legt er das Abitur erneut ab, studiert und promoviert. Schon lange vor ihrem Ende betrachtet Wegener die DDR als volkswirtschaftlich, politisch und moralisch marode. Früh sieht er ihren Untergang kommen. Im Interview erinnert er sich auch an zahlreiche Erlebnisse aus seiner Schulzeit in der DDR und aus dem Westsektor des geteilten Berlins.
Dr. Heinz Wegener hat die Hintergründe der Wendezeit im DAAD ausführlich dokumentiert und belegt. Sein Werk „Förderung und Hochschulintegration in- und ausländischer Betreuungstipendiaten der DDR im Vereinigungsprozeß Deutschlands 1986-1996. Die DAAD-Arbeitsstelle Berlin-Mitte“ stellen wir Ihnen hier als PDF zur Verfügung.
Klaus Stark
Klaus Stark
1968 bewirbt sich Stark auf ein Studium der Afrikanistik, da ihn der Kontinent fasziniert. Sein Notendurchschnitt reicht jedoch nicht aus – er wird zunächst abgelehnt. Erst nach seinem Wehrdienst hat er mit einer erneuten Bewerbung Erfolg und kann sein Studium beginnen. Obwohl ein Auslandssemester nicht vorgesehen ist, erhält Stark die Möglichkeit, für ein Jahr als Übersetzer für den Jugendverband der DDR, die Freie Deutsche Jugend, in Guinea zu arbeiten. 1977 reist er als Attaché für Presse und Kultur an die Botschaft der DDR nach Daressalam in Tansania. Als im November 1989 die Mauer geöffnet wird, ist Stark im internationalen Bereich des MHF tätig. Den Mauerfall verfolgt er am Abend im Fernsehen. Nach der Wende arbeitet Stark in der Arbeitsstelle Berlin-Mitte und betreut die vom DAAD übernommenen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR.