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DDRundWir

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NOVEMBER 1989:
Der eiserne Vorhang fällt und gibt den Blick frei auf den internationalen akademischen Austausch, den die DDR mit hohem Aufwand betreibt. Das war im Westen nicht bekannt. Der DAAD ist beeindruckt, aber zunächst vor allem überrascht. Nach dem Mauerfall überstürzen sich die Ereignisse und der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik zeichnet sich ab. Wie handeln Menschen, wenn ein gesamtes politisches und gesellschaftliches System zusammenbricht? Wir haben Eindrücke von Zeitzeuginnen und -zeugen gesammelt.
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Was wird aus den etwa 7.000 ausländischen Stipendiaten an ostdeutschen Hochschulen, und den 2.000 DDR-Studierenden in der Sowjetunion – wenn die DDR zu Ende geht?

Wie erleben die Studierenden die Umbrüche? Wie analysiert der Bonner DAAD die Lage  – und was will er tun?

Welche Rolle spielen die Expertinnen und Experten im Ost-Berliner Wissenschaftsministerium? Wie agieren Akteure, wenn ihr Motto „Wandel durch Austausch“ nun ihre eigene Transformationsfähigkeit auf den Prüfstand stellt? Wenn auf einmal der Austausch selbst sich wandelt?
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EIN ZEITZEUGENPROJEKT


Wir haben 55 Personen für dieses Projekt zu ihren Lebenserinnerungen befragt. Ihre Aussagen bilden das inhaltliche Repertoire des Projektes. Die interviewten Personen haben einen Bezug zur DDR und zum DAAD, haben für ihn oder mit ihm gearbeitet, sind von ihm gefördert worden, sind ursprünglich aus Ost- oder Westdeutschland oder aus dem Ausland nach Deutschland zum Studium gekommen. Die Auswahl ist teils systematisch, teils zufällig. In der Summe und der Vielfalt der Perspektiven ergibt sich ein vielschichtiges, dichtes Bild: Es gibt im DAAD viele Berührungspunkte zur DDR. Es ist also auch unsere eigene Geschichte, nicht die Geschichte der Anderen. Deshalb heißt das Projekt: Die DDR und wir im DAAD.
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DIE IDEE FÜR DAS PROJEKT


Die Idee für das Projekt ist im DAAD entstanden und von einem Team von Mitarbeitenden und Studierenden umgesetzt worden. Wir haben die Interviews mit einfachen Mitteln selbst aufgezeichnet und neunzig Stunden Bild- und Tonmaterial verarbeitet. Die zwanzig Episoden Video/Podcast moderieren Menschen aus dem DAAD und Studierende. Bei Aufnahme und Produktion sowie der Erstellung der Webseite unterstützten uns Martin Wenzel von Filmkartell (Berlin) und Fazit Communication (Frankfurt).
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I. Hinter der Mauer die Welt

Eine knapp 1.400 Kilometer lange, tödlich gesicherte Grenze hinderte die Bürgerinnen und Bürger der DDR an einer Ausreise in Richtung Westen. Reisen waren für die meisten Menschen nur innerhalb der Staatsgrenzen oder ins sozialistische Ausland möglich. Im Hochschulbereich hingegen förderte die DDR, ähnlich wie die westdeutsche Bundesrepublik mit dem DAAD, einen regen internationalen Austausch.

Wie funktionierten die Stipendienprogramme der DDR? Stand die Welt einigen offener als anderen? Und wen zog es aus dem Ausland für ein Studium in die DDR?
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II. Austausch im Wandel

Der Kultur- und Hochschulbereich verwandelte sich in den 1980er Jahren in einen Schauplatz schrittweiser Annäherungs­versuche zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 wurde die Trennung der beiden deutschen Staaten gänzlich aufgebrochen. Die Ereignisse überschlugen sich tagtäglich – und binnen eines Jahres war die Wiedervereinigung vollzogen.

Um Wege zur Einheit wurde auch im DAAD gerungen: Wie sollte man mit Stipendiatinnen und Stipendiaten umgehen, wenn ihre Förderin – die DDR – aufhörte zu existieren? Sollte es, wie im Frühjahr 1990 aus Ost-Berlin zu vernehmen war, einen zweiten Austauschdienst geben, nur für Ostdeutschland?
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III. Da wächst zusammen

Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 bedeutete für viele Bürger und Bürgerinnen der ehemaligen DDR einen Zugewinn an Freiheit und Demokratie – aber auch den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Auch im Hochschulbereich wurden zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen. Für einige von ihnen bot der DAAD eine neue berufliche Heimat.

Welche Expertise brachten die neuen Kolleginnen und Kollegen mit? Wie fühlten sie sich als „Ossis“ im Rheinland? Und wo überall lassen sich die Spuren der DDR noch verfolgen?
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Archiv

Wir haben mit 55 Personen ausführliche Interviews geführt, einige als Doppelinterview. Die Inhalte aus neunzig Stunden Interviews haben wir als Videos und Podcasts aufbereitet. Sie wollen von einer Person noch mehr hören? Dann finden Sie hier im Archiv das leicht gestraffte Interview im Original.
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Making-of

„Die DDR und wir im DAAD“ ist ein groß angelegtes Projekt, an dem viele Menschen mitgewirkt haben. Wer sind sie, und wie haben sie gearbeitet? Und warum haben sie sich engagiert? Dazu erfahren Sie einiges auf den nächsten Seiten.
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7

studentische Projektmitarbeitende

an über 10 Standorten

wurden Interviews geführt

ca. 60

Dokumente

90 Stunden

Interviewmaterial

über 100

projektbezogene Sitzungen

3 Jahre

Projektlaufzeit

14

DAAD-Mitarbeitende

3,38 TB

Daten

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Alexander Haridi

Mich hat überrascht, wie viel Begeisterung das Projekt ausgelöst hat. Über Generationen, Hierarchien und politische Einstellungen hinweg.

Frauke Schick

Die Herausforderung, relevante Stellen aus den Interviews für die Podcastfolgen herauszuhören, hat meine Begeisterung für das Schreiben von Skripten entfacht.

Melis Gül Çınar

Für mich hat das Projekt noch einmal besonders unterstrichen, dass jeder Mensch eine Geschichte hat.

Elke Hanusch

Die Entdeckung neuer Facetten des DAAD und neues Wissen über die DDR sind mir besonders im Gedächtnis geblieben.

Marie Buchta

Mich haben die Bildungsbiografien in der DDR, die den Weg in die internationale Zusammenarbeit ebneten, besonders beeindruckt.

Simone Stapelfeld

Ich finde es spannend, wie viel beispielhafte deutsche Geschichte im DAAD stattfand. Und die Lebensgeschichten der Teilnehmenden sind jede für sich einzigartig und besonders.

Helen Daughtrey

Auch wenn ich nur einen kleinen Anteil an dem Projekt hatte, war es beeindruckend zu sehen, wie aus einer Idee etwas so Großes entstanden ist.

Selina Schellheimer

Mich fasziniert, wie persönliche Lebensgeschichten den Wandel der Wendezeit greifbar machen.

Gisela Zimmermann

Ich erinnere mich rückblickend besonders an die persönlichen Begegnungen mit vielen der Interviewten in den frühen 2000er Jahren.

Caroline Wiegand

Besonders beeindruckt haben mich die Resilienz ausländischer Stipendiat:innen und die persönlichen Bildungsbiografien, die Wege in die internationale Zusammenarbeit eröffneten.

Kristin Herz

Besonders beeindruckt hat mich das Interview mit Detlef Gärtner mit seiner offenen Art und den vielen Anekdoten, die mich an meine eigene Kindheit erinnern.

Kay Grimm

Ich erhoffe mir, dass das Projekt mehr Sichtbarkeit für die Auswirkungen der Wende in Westdeutschland generiert.

Sabrina Billing

Es war spannend zu erleben, wie aus persönlichen Erinnerungen, individuellen Perspektiven und historischen Ereignissen ein vielschichtiges Bild entstanden ist – und wie diese Geschichten bis heute nachwirken.

Susanne Kammüller

Die Erinnerungen der Kolleginnen und Kollegen mit DDR-Hintergrund haben mir wertvolle Einblicke in die politischen Entscheidungsprozesse der damaligen Zeit vermittelt.

Anne Münkel

Ich finde es spannend, wie aus den Einzelinterviews unterschiedliche mediale Formate entstanden sind, die diese wichtige Epoche anderen Menschen näherbringen.

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Christian Fuchs

Ich studiere Zeitgeschichte im Master an der Universität Potsdam. Die verschiedenen Positionen im Diskurs über die Wiedervereinigung und die Aussage „Alles, was ich bin, habe ich der DDR zu verdanken“ fanden bei mir besonders große Resonanz.

Pia Irmer

Ich habe Internationale Entwicklung im Master an der Universität Wien studiert. Besonders faszinierend fand ich die methodischen Ansätze der Oral History sowie die Auswirkungen davon, die „richtigen Fragen“ zum „richtigen Zeitpunkt“ zu stellen.

Laura Kuzaj

Ich bin Master-Studentin der Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Besonders beeindruckt haben mich die Sichtweisen migrantischer Personen auf die Wiedervereinigung.

David Scholl

Ich studiere Soziologie im Master an der Universität Potsdam. Die Vielfalt an Perspektiven und Haltungen der interviewten Personen und die damit verbundene Infragestellung der allgemein akzeptierten westdeutschen Sichtweise fand ich besonders spannend.

Sebastian Weiß

Ich bin Master-Student der Politikwissenschaften an der Universität Bonn. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Interview mit Felix Ronda und dessen Perspektive auf die DDR als ein Land der Möglichkeiten.

Marie B.

Ich bin Master-Studentin der Neueren Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Besonders beeindruckt haben mich die Lebensgeschichten junger Menschen, die aus dem Ausland in die DDR kamen, um zu studieren.

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hat die Hintergründe der Wendezeit im DAAD ausführlich dokumentiert und belegt. Sein Werk „Förderung und Hochschulintegration in- und ausländischer Betreuungstipendiaten der DDR im Vereinigungsprozeß Deutschlands 1986-1996" war eine wichtige Datenquelle für das Projekt.

Wir stellen die Publikation als PDF zur Verfügung.

Interview mit Heinz Wegener
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Elie Aaron Fonkou Mbede aus Kamerun hat im Frühjahr 2024 als kulturweit-Incoming in der Bonner DAAD-Zentrale hospitiert. Das Wendezeitprojekt hat ihn sofort angesprochen, weshalb er ein eigenes kleines Video für seine Community gedreht hat. Making-of Documentary Video on the WENDEZEIT PROJECT 
Elie arbeitet derzeit als Lehrer und Übersetzer in seiner Heimatstadt Dschang in Kamerun.
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Impressum

INTERVIEWTE
Prof. Rayan Abdullah, Prof. Dr. Claus Altmayer, Christine Arndt, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem, Dr. Gregor Berghorn, Dr. Christian Bode, Dr. Lylia Cuesta, Prof. Dr. Tung Hoa Dang, Dr. Karamba Diaby, Cay Etzold, Prof. Dr. Heba Fathy, Dr. Holger Finken, Dorothea Fitterling, Bernard Föll, Kai Franke, Dr. King Freebody, Dr. Detlef Gärtner, Prof. Dr.‑Ing. Alemayehu Gebissa, Dr. Matthias Gelbrich, Ulrich Grothus, Dr. Gottfried Gügold, Stefan Hase-Bergen, Prof. Dr. Ursula Hirschfeld, Phan Thi Thu Hong, Richard Jacob, Dr. Aslan Kamali, Helga Katzschmann, Waltraud Kliem, Janusz Korniewicz, Katarzyna Kosylak, Dr. Annette Kühn, Prof. Dr. Ruth Leiserowitz, Wladimir Litke, Prof. Dr. Maciej Mackiewicz, Dr. Jana Merzouk, Dr. Andreas Michael, Van Ba Nguyen, Dr. habil. Elzbieta Nowikiewicz, Dr. Andreas Osterhaus, Dr. Mathias Pätzold, Dr. Thomas Prahl, Christian Reiser, Felix Ronda, Silvia Schmid, Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte, Dr. Rüdiger Stahl, Anke Stahl , Klaus Stark, Marina Steinmann, Geraldo Tchicungo, Wolfgang Trenn, Dr. Albrecht von der Heyden, Dr. Carsten Walbiner, Peter Webers, Dr. Heinz Wegener

Die Interviews wurden zwischen Mai 2023 und Mai 2024 geführt

MIT RAT UND/ODER TAT UNTERSTÜTZT HABEN UNS:
Franz Broicher, Toni Dos Santos, Prof. Dr. Christian Fandrych (Uni Leipzig), Rima Ghamrawi, Adel Karasholi, Dr. Franziska Kuschel (Bundesstiftung Aufarbeitung), Birgit Michels, Dr. Ursula Paintner, Prof. Dr. Peer Pasternack (Uni Halle), Alfons Paus, Prof. Dr. Silke Satjukow (Uni Halle), Karl-Ernst Schnabel (DAAD-Archiv), die Kolleginnen und Kollegen von der Poststelle und den Personalreferaten






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Viele Menschen haben ihre Zeit, Kreativität und Sorgfalt in dieses Projekt gesteckt: Wir sind gespannt auf Ihre Reaktionen! Schreiben Sie uns an

ddrundwir@daad.de
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Prof. Rayan Abdullah

Rayan Abdullah aus Mossul, Irak, erlebt den Mauerfall 1989 in Westberlin, am selben Tag, an dem er die Meisterschule abschließt.

1979 kommt Abdullah kurz vor Weihnachten in Westberlin an. Dass Berlin durch eine Mauer geteilt ist, hat er zwar bereits gehört, trotzdem wird ihm das Ausmaß der Begrenztheit erst bewusst, als er mit einem Freund vor der Mauer steht. In Berlin angekommen, lernt Abdullah Deutsch und bereitet sich auf sein Studium vor. Er wird für ein Studium der visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste in Berlin angenommen. Abdullah absolviert sein Studium mit Bestnote und erhält so die Möglichkeit, eine Meisterschule zu besuchen. Am Tag seiner Verteidigung fällt die Mauer: Abdullah erlebt den Mauerfall und auch die Wiedervereinigung voller Freude. Nachdem er einen Vortrag an der Universität Leipzig hält, wird er 2001 gefragt, ob er sich auf eine Professur der Typografie bewerben wolle. Nach anfänglichem Zögern entscheidet er sich dafür und geht 2001 – jetzt als Prof. Abdullah - nach Leipzig an die Hochschule für Grafik und Buchkunst, an der er bis zu seiner Pensionierung 2003 tätig ist.
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Prof. Dr. Claus Altmayer

Claus Altmayer reist 1990 für vier Jahre als DAAD-Lektor nach Riga aus. Dort erlebt er den Zerfall der Sowjetunion und den Weg Lettlands in die Unabhängigkeit.

Altmayer wird 1956 in Neukirchen (Saar) geboren. Nach dem Abitur studiert er Germanistik und Philosophie in Erlangen, Trier und Saarbrücken. Mit der DDR hat er kaum Berührungspunkte, bis er während seines DAAD-Lektorats in Lettland – das 1990 noch Teil der Sowjetunion, zum Zeitpunkt seiner Ausreise jedoch bereits eine demokratische Republik ist – eine Lektorin aus der DDR kennenlernt. Sie erzählt ihm vom Leben in der DDR und sie tauschen sich über die Unterschiede zwischen den DDR- und DAAD-Lektoraten aus. Seine Promotion schließt er während seines Aufenthalts in Riga ab. Elf Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschland tritt Prof. Dr. Altmayer eine Professur für Deutsch als Fremdsprache mit dem Schwerpunkt Kulturstudien am Herder-Institut an der Universität Leipzig an. Im Interview berichtet er darüber hinaus über die Geschichte des 1956 in der DDR gegründeten „Instituts für Ausländerstudium “ .
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Christine Arndt

Christine Arndt tritt 1995 ein DAAD-Lektorat in Kuba an und trifft dort auf die Spuren der DDR.

Arndt wächst in Westdeutschland auf, hat aber familiäre Verbindungen in die DDR. Sie studiert Hispanistik, Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft in Münster und Bonn sowie in Mexiko und Spanien. Während ihrer Studienzeit in Bonn absolviert sie ein Deutsch als Fremdsprache (DaF)-Zusatzstudium und arbeitet später als DaF-Lehrerin. Die Wiedervereinigung erlebt Arndt aufgrund ihrer familiären und freundschaftlichen Verbindungen in die neuen Bundesländer als ein freudiges Ereignis. Ihr berufliches Ziel, DAAD-Lektorin zu werden, behält sie stets im Hinterkopf. Fünf Jahre nach der Wiedervereinigung nimmt sie ihre Tätigkeit als erste westdeutsche Lektorin in Kuba auf. Vor Ort trifft sie aufgrund ihrer westdeutschen Herkunft zunächst auf Misstrauen. Es gelingt ihr dennoch schnell, Vertrauen aufzubauen, wobei ihr ehemalige kubanische DDR-Stipendiatinnen und Stipendiaten eine große Hilfe sind.
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem

Theodor Berchem ist in der alten Bundesrepublik ein einflussreicher Wissenschaftsmanager und wechselt 1988 als Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz zum DAAD. Als dessen Präsident setzt er sich 1990 vehement für die Übernahme der DDR-Stipendiaten ein.

In einfachen Verhältnissen geboren gelingt Berchem – gestützt durch katholische Bildungseinrichtungen – der Aufstieg in die Wissenschaft und Hochschulpolitik, wo er höchste Ämter einnimmt. In der Grundprägung konservativ und katholisch ist Berchem frei von jeder Sympathie für die DDR und den Kommunismus. Die Annahme, die ausländischen Studierenden in der DDR seien kollektiv ideologisch belastet, lehnt er hingegen entschieden ab. Er setzt durch, dass – mit Ausnahme der SED-Parteistipendiaten – alle ausländischen Studierenden an ostdeutschen Hochschulen bis zum Studienabschluss weiter gefördert werden. In starkem rheinischem Dialekt verkündet er weltoffenes und freies Denken.
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Dr. Gregor Berghorn

Dr. Gregor Berghorn ist zum Zeitpunkt des Mauerfalls als Referent für das „Sonderprogramm Sowjetunion“ im DAAD tätig. Anfang der 1990er-Jahre ist er maßgeblich an der Gründung der Außenstelle des DAAD in Moskau beteiligt.

Berghorn wird 1950 im Ruhrgebiet geboren. Nach seinem Wehrdienst studiert er Slawistik und Anglistik für das Lehramt am Gymnasium an der Universität Würzburg. Als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Slawistik der Universität Regensburg unterrichtet er moderne russische Sprachwissenschaft. 1984 promoviert er an der Universität Würzburg und legt 1985 sein zweites Staatsexamen in München ab. Anschließend arbeitet er bis 1989 als Pressereferent im Deutschen Hochschulverband in Bonn. Im gleichen Jahr wird er Referent im DAAD. Drei Jahre später zieht er für eine neue Herausforderung nach Moskau: Im ehemaligen Botschaftsgebäude der DDR soll eine Außenstelle des DAAD aufgebaut werden, deren Leitung er wenig später übernimmt. Er führt die neugegründete Außenstelle über 15 Jahre, zu Beginn auch in den krisengeprägten 1990er-Jahren.
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Christian Bode

Im August 1990 tritt Dr. Christian Bode das Amt des Generalsekretärs des DAAD an. Angesichts der Wiedervereinigung Deutschlands organisiert er die Übernahme der DDR-Stipendiatinnen und Stipendiaten in die Förderung des DAAD und betreibt die Öffnung der DAAD-Programme für die ostdeutschen Hochschulen und ihre Mitglieder.

Bode wird 1941 in Cottbus geboren und zieht 1950 nach Bonn. Er studiert Jura in Bonn, Kiel und Berlin und absolviert einen viermonatigen Studien- und Praktikumsaufenthalt im Sudan. Nach zwei juristischen Staatsexamina und Promotion an der Universität Bonn beginnt er seine berufliche Laufbahn Anfang 1972 im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. 1982 wird er Generalsekretär der Westdeutschen Rektorenkonferenz. Zwei Monate vor der Wiedervereinigung wechselt er in den DAAD, dessen Geschäftsstelle er als Generalsekretär bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2010 leitet. In dieser Zeit entwickelt sich der DAAD zur weltgrößten Organisation für akademischen Austausch und internationale Hochschulzusammenarbeit.
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Dr. Lylia Cuesta

Die Mathematikerin Dr. Lylia Cuesta pendelt zwischen 1986 und 1991 für ihre Promotion zwischen Havanna und Ostberlin.

In ihrem Heimatland Kuba besucht Cuesta eine Oberschule speziell für Naturwissenschaften. Besonderes Interesse hegt sie unter anderem für Mathematik und sie wird nach ihrem Mathematikstudium und mehrjähriger Lehrtätigkeit für eine Promotion vorgeschlagen. Bis zur Verteidigung ihrer Dissertation verbringt sie mehrere Forschungsaufenthalte an der Humboldt-Universität in Ostberlin. Als ihr Gastland am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitritt, macht sich Unsicherheit in der Sektion Mathematik der Humboldt-Universität breit. Einige Mitarbeitende werden entlassen, die Professorinnen und Professoren müssen sich auf ihre Stellen neu bewerben. Auch die Weiterzahlung der Stipendien für ausländische Studierende und Promovierende wird eingestellt. Schließlich springt ab Januar 1991 der DAAD als Förderer ein, sodass Cuesta ihre Promotion im Juni 1991 erfolgreich zum Abschluss bringen kann.
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Prof. Dr. Tung Hoa Dang

Die gebürtige Vietnamesin Tung Hoa Dang zieht 1986 mit 18 Jahren als Studienstipendiatin in die DDR.

Dank eines Austauschprogramms für vietnamesische Studierende kann Dang ein Forstwissenschaftsstudium in der DDR, dem „Bruderland“ der Sozialistischen Republik Vietnam, aufnehmen. Um die notwendigen Deutschkenntnisse zu erwerben, durchläuft die Stipendiatin eine intensive Sprachausbildung – zunächst an der Hochschule für Fremdsprachen in Hanoi, dann vor Ort in Nordhausen (Thüringen) in einer Abteilung des Herder-Instituts. Im September 1987 beginnt sie ihr Studium in der sächsischen Kleinstadt Tharandt, einer Zweigstelle der Technischen Universität Dresden.

Als zwei Jahre später die Berliner Mauer geöffnet wird, ändert sich ihr Leben in Tharandt zunächst kaum. Richtig spürbar werden die politischen Veränderungen für die mittlerweile 22‑Jährige erst mit der deutschen Wiedervereinigung, als einige ihrer Professoren die Universität verlassen müssen. Zudem steht die Finanzierung ihres Stipendiums auf dem Spiel. Schließlich übernimmt der DAAD ihr Stipendium und Dang kann ihr Studium 1992 erfolgreich zum Abschluss bringen.
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Dr. Karamba Diaby

Der gebürtige Senegalese Karamba Diaby erhält 1985 ein Stipendium für ein Studium in der DDR. Nach seiner Ankunft kommt es jedoch zu Komplikationen.

Geboren 1961, wächst Diaby ab dem siebten Lebensjahr als Waise auf. Obwohl er ein ihm zustehendes Stipendium nicht erhält, beginnt Diaby ein Studium an der Universität in Dakar und betätigt sich im Internationalen Studentenbund. Durch sein ehrenamtliches Engagement erhält er die Möglichkeit, mit einem Stipendium in der DDR zu studieren. Mit dem Gefühl, seine Zukunft endlich selbst in die Hand nehmen zu können, beginnt er – trotz institutioneller Widerstände – ein Studium an einer Universität statt an einer Fachhochschule. Ab 1986 studiert er Chemie an der Universität in Halle an der Saale. Neben seinem Studium arbeitet er mehrfach als Erntehelfer und bleibt auch seinem Engagement für den Internationalen Studentenbund treu. Während der Wendezeit wird er dort zum Hauptansprechpartner für die ausländischen Studierenden in der DDR, die sich angesichts der zu dieser Zeit aufkommenden Demonstrationen und politischen Veränderungen um ihre Studienplätze sorgen. 1996 schließt Dr. Diaby seine Promotion an der Universität Halle-Wittenberg ab.
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Cay Etzold

Cay Etzold ist als Länderreferent im internationalen Bereich des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen (MHF) der DDR tätig, als die Mauer fällt.

Etzold wird 1957 in Berlin geboren und wächst in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern auf. Als 1973 das chilenische Militär putscht, wird sein Interesse für die Region Lateinamerika geweckt. Er studiert Lateinamerikanistik an der Universität Rostock und arbeitet währenddessen als Dolmetscher für Spanisch und Portugiesisch. Nach seinem Studienabschluss und zwei Jahren im Direktorat für Internationale Beziehungen der Humboldt Universität Berlin, wird er 1987 Referent für Ungarn, Polen, Kuba und Albanien im MHF. Nach dem Mauerfall bemüht sich Etzold, die Austauschprogramme und Wissenschaftsbeziehungen der DDR zu bewahren. Seine Kenntnisse bringt er für einige Monate in die im Rahmen der Wiedervereinigung neugegründete Arbeitsstelle Berlin-Mitte ein. 1991 wird er in die DAAD-Zentrale nach Bonn versetzt.
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Prof. Dr. Heba Fathy

Hebatallah Fathy zieht mit ihren Eltern 1978 aus Ägypten in die DDR und verbringt ihre ersten vier Schuljahre in Ost-Berlin.

Ihr Vater wird 1978 an die ägyptische Botschaft in der DDR entsandt. Er zieht mit seiner Familie nach Ost-Berlin, wo Fathy eingeschult wird. Die folgenden vier Jahre legen den Grundstein für ihre Liebe zur deutschen Sprache. Nachdem die Familie 1982 nach Kairo zurückkehrt, besucht sie dort eine von katholischen Ordensschwestern betriebene Auslandsschule der Bundesrepublik. Die frühe Berührung mit beiden deutschen Bildungssystemen sensibilisieren Fathy für die unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Einflüsse, die sie ab 1990 in ihrem Germanistikstudium an der Universität Kairo wahrnimmt. Die dortige Germanistikabteilung pflegte bis zur Wiedervereinigung sowohl zur Bundesrepublik als auch zur DDR enge Austauschbeziehungen und wurde von beiden Staaten gefördert. Nach Promotion und Habilitation und verschiedenen Stationen in Ägypten und Deutschland kommt Prof. Dr. Fathy zum DAAD.
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I.1. - Intro

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I.2. - Traumziel? DDR!

Über Regierungsabkommen kamen Studierende aus sozialistisch regierten Ländern wie Polen, Vietnam oder Mosambik in die DDR – aber auch aus blockfreien Staaten wie der Republik Senegal. So unterschiedlich wie ihre Herkunftsländer waren auch die Beweggründe der Studienanfängerinnen und -anfänger, sich in der DDR ausbilden zu lassen: War es für die einen die willkommene Möglichkeit, Krieg und Armut zu entfliehen, zog es andere aus purer Abenteuerlust in die DDR. Wieder andere lockte der gute Ruf der technischen Ausbildungs- und Studiengänge der DDR.
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erinnert sich der gebürtige Mosambikaner Felix Ronda. Noch vor Studienbeginn mussten die Regierungsstipendiaten und Stipendiatinnen die deutsche Sprache beherrschen. Dafür absolvierten sie in der Regel einjährige Sprachkurse am Leipziger Herder-Institut. Mit dem Deutschzertifikat in der Tasche konnte das Abenteuer „Studium in der DDR“ beginnen.

Felix Ronda
Schlosser
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I.3. - Auslandserfahrung: DDR

Seit September 1989 gingen Hunderttausende DDR-Bürgerinnen und Bürger auf die Straße, um gegen die politischen Verhältnisse in ihrem Staat zu protestieren. Die Montagsdemonstrationen gingen – genau wie der Mauerfall am 9. November 1989 – auch an jenen jungen Menschen nicht spurlos vorbei, die für ein Studium aus dem Ausland in die DDR gekommen waren.
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Während Gaststudierende aus Polen diese Ereignisse vor allem als demokratischen Fortschritt wahrnahmen, lösten die Montagsdemonstrationen bei anderen Angst und Verunsicherung aus. Studierende aus Vietnam oder afrikanischen Ländern wurden Opfer rassistisch motivierter Gewalt. „Und dann hieß es immer: ‚Wir sind das Volk, wir sind das Volk‘, und das hat mir und meinen Kommilitonen Angst gemacht“, erinnert sich der spätere Bundestagsabgeordnete Dr. Karamba Diaby: „Wenn Ihr das Volk seid, was ist dann mit uns, die nicht DDR-Bürger sind?“

Dr. Karamba Diaby
Mitglied des Deutschen Bundestages (2013 – 2025)

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I.4. - Das ABC der DDR

Wenn ausländische Stipendiaten und Stipendiatinnen für ein Hochschulstudium in die DDR kamen, sprachen sie in der Regel nur wenig oder noch gar kein Deutsch. Sie wurden in einjährigen Deutschkursen am Herder-Institut in Leipzig auf ihr Studium vorbereitet. Danach belegten sie an ihren jeweiligen Studienorten weitere Deutschkurse, die verpflichtend und speziell für ihre jeweiligen Fachbereiche konzipiert waren.
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Auf die Frage, wie er rückblickend das Modell der Sprachausbildung für ausländische Studierende in der DDR bewerte, antwortet der ehemalige Lehrer am Herder-Institut Dr. Andreas Michael: „Ich finde es nahezu genial. Es war, was den Studienerfolg betrifft, um Längen besser als das jetzige System“. Doch wie genau funktionierte dieses Modell? Was machte es so erfolgreich und wie haben es die ausländischen Studierenden wahrgenommen? Warum hat es sich nach 1990 nicht durchsetzen können?

Dr. Andreas Michael
ehem. Leiter Studienkolleg Sachsen
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I.5. - Herder statt Goethe

Das Herder-Institut der Universität Leipzig war mit seinen Deutschkursen nicht nur Dreh- und Angelpunkt für ausländische Studierende in der DDR, es bot auch Vorbereitungskurse für ausreisende DDR-Lektorinnen und Lektoren sowie Kurse für ausländische Deutschlehrkräfte, Germanistinnen und Germanisten an.  Einerseits war das Herder-Institut ideologisch stark belastet, andererseits renommiert für seine Forschung im Bereich Deutsch als Fremdsprache. Es pflegte enge Kontakte mit anderen sozialistischen Ländern.
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berichtet Annette Kühn, ehemalige Lehrerin am Herder-Institut. Es war die Adresse für die fachliche und sprachliche Ausbildung von ausländischen Studierenden und gilt als Wiege des Faches Deutsch als Fremdsprache. Nicht nur fachlich, auch politisch war es ein DDR-Erfolgsmodell. 1990 stellte sich deshalb die Frage: Was wird aus dieser Institution und ihren Mitarbeitenden?

Dr. Annette Kühn
ehem. Geschäftsführerin interDaF, Leipzig
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II.1. - Treffen sich zwei Deutsche

Infolge des 1986 zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland vereinbarten Kulturabkommens verhandelte der DAAD mit dem Außenministerium der DDR erstmals ein Austauschprogramm zwischen west- und ostdeutschen Hochschulen. Die Maßnahmen traten 1988 in Kraft. Während die DDR etablierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen schickte, nutzten in der Bundesrepublik Deutschland vor allem Studierende die Möglichkeit, das andere Deutschland kennenzulernen.
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Besonders hoch war die Nachfrage nach westdeutschen Dozenten und Dozentinnen für Lehraufträge an ostdeutschen Hochschulen. Nicht alle teilten die Begeisterung. Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte kam 1993 an die Universität Potsdam und erinnert sich, wie Studierende ihr rückblickend erzählten, wie sie den Einsatz westdeutscher Lehrender wahrgenommen hatten: „Sie unterstellten uns, dass wir davon profitiert haben, dass die DDR zusammengebrochen ist“.

Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte
Historikerin und Hochschullehrerin
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II.2. - Das System gerät ins Wanken

Ende der 1980er Jahre wurde der Ruf nach politischen Reformen in der DDR immer lauter. Die Fälschung der Kommunalwahlen im Mai 1989 heizte die Stimmung an. In vielen Städten der DDR führte sie zu Protesten, den sogenannten Montagsdemonstrationen. Aufgrund der maroden Wirtschaft, hoher Verschuldung und der schwindenden Unterstützung aus der Sowjetunion hielt die DDR-Führung letztlich nicht mehr Stand, was am 9. November 1989 im Fall der Berliner Mauer gipfelte.
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so die Gedanken Waltraud Kliems, einer ehemaligen Mitarbeiterin des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR, als sie vom Fall der Mauer erfuhr. Was schätzten die Menschen in der DDR an ihrem Staat und wo wünschten sie sich Veränderungen? Wie kündigte sich der Fall der Mauer an?

Waltraud Kliem
ehem. DAAD-Mitarbeiterin
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II.3. - Wo ick war, als...?

Infolge politischer Reformbewegungen, die ihren Ausgang in Mittel- und Osteuropa nahmen, sowie des drohenden Zusammenbruchs der Staatsfinanzen der DDR kam es am 9. November 1989 zum Fall der Berliner Mauer. Dieses historische Großereignis erlebten Menschen in Ost- und Westdeutschland, aber auch im Ausland in unterschiedlichen Lebenssituationen.
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Die Reaktionen auf die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989 waren unterschiedlich. Nicht alle bewerteten den Mauerfall so positiv wie Prof. Rayan Abdullah, der 1989 in West-Berlin studierte: „Ich bin froh, dass die Mauer weg ist. Und ich bin froh, dass wir die Einheit haben“. Andere Zeitzeuginnen und -zeugen berichten von Unsicherheit oder gar Skepsis. Wieder andere sorgten sich, dass mit dem wiedervereinigten Deutschland ein zu mächtiger deutscher Nationalstaat entstehen könnte.

Prof. Rayan Abdullah
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
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II.4. - Nicht alles Kommunisten

Mit dem Ergebnis der Volkskammerwahl im März 1990 zeichnete sich ab, dass es zur Fusion der beiden deutschen Staaten kommen würde. Der DAAD war vom Umfang der Austauschprogramme der DDR überrascht: Etwa 7.500 ausländische Stipendiatinnen und Stipendiaten studierten an Hochschulen der DDR. Tausende junge DDR-Bürgerinnen und Bürger waren zum Studium ins sozialistische Ausland entsandt worden. Es begannen zum einen Verhandlungen zwischen dem DAAD und dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft der DDR. Zum anderen hatte die Bundesregierung zu entscheiden, ob sie die teuren und langjährigen Verpflichtungen der DDR übernehmen wollte.

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solche Aussagen fielen während der Verhandlungen um die Übernahme der ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR durch den DAAD, wie sich dessen damaliger Präsident Prof. Theodor Berchem erinnert. Aus welchen Gründen waren die ausländischen Studierenden in die DDR gekommen? Konnten sie ihr Studium fortsetzen? Und was passierte mit den Mitarbeitenden des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der DDR?

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem
DAAD-Präsident (1988-2007)
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II.5. - Der doppelte DAAD

Ein eigener Austauschdienst in Ost-Berlin, um die 7.500 ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR zu betreuen? Im Zeitraum zwischen dem Mauerfall und der Volkskammerwahl im März 1990 wurde diese Idee im DDR-Ministerium für Bildung und Wissenschaft entwickelt. Ein nicht signierter Brief mit dem Briefkopf des Ministeriums – aber ohne Abstimmung mit dem Minister – wurde nach Bonn geschickt und sorgte dort für Verwunderung und Skepsis.
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erinnert sich der damalige DAAD-Präsident Prof. Theodor Berchem. Doch als sich die deutsche Einheit abzeichnete, wurde schnell klar: Der DAAD beanspruchte, den akademischen Austausch für ganz Deutschland zu übernehmen. Hintergründe zu einem Plan, der nicht Realität wurde.

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem
DAAD-Präsident (1988-2007)
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II.6. - Neue Russland-Connection

Mit dem Ende der DDR verloren auch deren diplomatische Vertretungen ihre Funktion. Die Diplomaten der DDR verließen in Erwartung ihrer bevorstehenden Entlassung ihre Posten. Aber 1990 waren noch rund 2.000 Studierende aus der DDR an Hochschulen in der gesamten Sowjetunion eingeschrieben. Der Leiter der “Studentenabteilung” an der Botschaft - ein entsandter Wissenschaftler, kein Diplomat – hielt die Stellung und erlebte die Wiedervereinigung in Moskau.
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fasst der ehemalige Leiter der Studentenabteilung, Dr. Thomas Prahl, die schnelle Veränderung zusammen. Das Kommando kam fortan aus Bonn, in Person von DAAD-Mann Dr. Gregor Berghorn. Zusammen prägten beide Männer eine neue Epoche der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Russland und dem neuen, vereinten Deutschland.

Dr. Thomas Prahl
ehem. DAAD-Mitarbeiter
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III.1. - West needs East

Mit der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 ging die Auflösung der ostdeutschen Ministerien einher: Über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der DDR bangten um ihre berufliche Zukunft. Der internationale akademische Austausch der DDR wurde in die Hände des DAAD gelegt. Ostdeutsche Expertise war gefragt: Der DAAD gewann Personal aus dem ehemaligen DDR-Ministerium für seine neue Arbeitsstelle Berlin-Mitte.
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Der DAAD stellte 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ehemaligen DDR-Ministeriums für Bildung und Wissenschaft in seiner neueröffneten Arbeitsstelle Berlin-Mitte ein. Sie waren zuständig für die Betreuung der rund 7.500 ausländischen Stipendiaten und Stipendiatinnen der DDR. Dr. Rüdiger Stahl, einer der Mitarbeitenden der neuen Arbeitsstelle, erinnert sich:  „Aber in der Zeit davor war es schon so, dass sich bei uns Existenzängste, Zukunftsängste einstellten. Und ich war froh und glücklich, dass ich zu dieser Gruppe gehörte.“

Dr. Rüdiger Stahl
ehem. DAAD-Mitarbeiter
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III.2. - „Und dann haben wir losgelegt.“

Am 4. Oktober 1990, nur einen Tag nach der Wiedervereinigung, nahm die Arbeitsstelle Berlin-Mitte ihre Tätigkeit auf. Insgesamt 31 Kolleginnen und Kollegen sorgten dafür, dass die rund 7.500 ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR ihr Studium zum Abschluss bringen konnten – bis zur Schließung der Arbeitsstelle im Jahr 1997. Der DAAD übernahm das Prinzip der dezentralen Bewirtschaftung der Stipendien von der DDR: Ziel war nicht abzuwickeln, sondern fortzuführen.
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erinnert sich Christian Reiser, der 1990 die Leitung der neuen Arbeitsstelle Berlin-Mitte übernahm. Nicht nur die Unterstützung und Expertise ehemaliger Mitarbeitender des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der DDR, sondern auch die Zusammenarbeit mit den ostdeutschen Hochschulen war essenziell. Wie meisterte das Team aus west- und ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen die neuen Herausforderungen?

Christian Reiser
ehem. DAAD-Mitarbeiter
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III.3. -  Von Ost-Berlin ins Rheinland

Insgesamt 31 ehemalige Mitarbeitende des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der DDR waren ab 1990 in der neuen Arbeitsstelle des DAAD in Berlin-Mitte tätig. Dort führten sie die Stipendienprogramme der DDR zu Ende. In den Folgejahren wechselten einige von ihnen in die Bonner DAAD-Zentrale. Wie erging es ihnen dort? Konnten sie ihre Expertise einbringen? Wie wurden sie von ihren neuen Kolleginnen und Kollegen aufgenommen?
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erinnert sich Dr. Rüdiger Stahl an die Zeit nach seinem Wechsel von der Arbeitsstelle Berlin-Mitte in die DAAD-Zentrale in Bonn. Andere Kolleginnen und Kollegen aus der ehemaligen DDR hatten wiederum das Gefühl, nie richtig angekommen zu sein. Schnell schlossen sie sich zu Fahrgemeinschaften zusammen, um die Wochenenden in der Heimat zu verbringen. Manchmal konnte es gar nicht schnell genug gehen...

Dr. Rüdiger Stahl
ehem. DAAD-Mitarbeiter
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III.4. - DDR everywhere?

Die DDR pflegte intensive Beziehungen zu anderen Mitgliedern der sozialistischen Staatengemeinschaft. Nach der Wiedervereinigung im Oktober 1990 wurden diese Kontakte keineswegs abgebrochen – im Gegenteil baute der DAAD akademische Beziehungen zu ehemaligen Partnerländern der DDR auf. Bis heute lassen sich Spuren der DDR in den akademischen Strukturen (ehemals) sozialistischer Länder finden. Oft absolvieren die Kinder derer, die einen Studienaufenthalt in der DDR verbrachten, heute ein Studium im wiedervereinigten Deutschland.
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erinnert sich Silvia Schmid an ihre Zeit als DAAD-Lektorin in Armenien ab 2015. Auch ihre Kollegin Christine Arndt wurde zehn Jahre zuvor aufgrund ihrer westdeutschen Herkunft in Kuba zunächst skeptisch beäugt. Anke Stahl genoss aufgrund ihrer Sozialisation in der DDR hingegen schnell das Vertrauen vieler Einheimischer, als sie 2013 nach Vietnam ging. Alle drei lernen vor Ort ehemalige DDR-Stipendiatinnen und Stipendiaten kennen.

Silvia Schmid
DAAD-Mitarbeiterin
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III.5. - Was heißt hier Wiedervereinigung?

Die „Herstellung der Einheit Deutschlands“ 1990 markierte offiziell das Ende der über vierzig Jahre andauernden deutschen Teilung. Die DDR trat der Bundesrepublik am 3. Oktober bei, und die Menschen in Ostdeutschland machten mit diesem historischen Ereignis unterschiedliche Erfahrungen: Für die einen bot das wiedervereinigte Deutschland neue Chancen und Entfaltungsmöglichkeiten, andere verloren durch die Abwicklung der DDR-Wirtschaft ihren Beruf und sahen durch die Bezeichnung als „Ossis“ ihre Lebensleistung entwertet.
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So blickt Rayan Abdullah auf die Deutsche Einheit, der die Ereignisse von 1990 in West-Berlin als Student aus dem Irak miterlebte.

Doch nicht alle schauen so positiv auf die „Wiedervereinigung“ – manche sprechen auch von „Beitritt“ oder „Übernahme“. Die Meinungen darüber sind mindestens genauso vielfältig wie die Erfahrungen der Menschen.

Prof. Rayan Abdullah
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
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Dr. Holger Finken

Holger Finken beginnt 1977 ein Studium in Moskau und promoviert an der TU Bergakademie Freiberg (Sachsen). Den Mauerfall nimmt er an seiner Hochschule als großen Einschnitt wahr.

Finken wird 1958 in Berlin geboren, wächst jedoch in der Nähe von Dresden auf. Beide Elternteile gingen auf ein Internat – und so wird auch Finken Internatsschüler auf einer Spezialschule für Physik und Technik. An der Arbeiter- und Bauernfakultät in Halle an der Saale, einer Einrichtung zur Studienvorbereitung, legt er sein Abitur ab und bereitet sich auf sein Studium im sozialistischen Ausland vor. Da er sich in der DDR eingeengt fühlt, erscheint ihm ein Auslandsstudium besonders attraktiv. 1977 zieht er für sein Studium der Elektrometallurgie nach Moskau, welches er nach fünf Jahren abschließt. Eigentlich interessiert er sich für geisteswissenschaftliche Fächer, fürchtet jedoch deren Ideologisierung. 1982 kehrt er zurück in die DDR und schließt 1989 seine Promotion an der Technischen Universität Freiberg ab. Die Wendezeit erlebt er an der Hochschule. Einige Jahr später wird Finken Referatsleiter beim DAAD.
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Dorothea Fitterling

Dorothea Fitterling wird 1989 vom Mauerfall überrascht und erlebt 1990 die Einrichtung der Arbeitsstelle Berlin Mitte (ASBM) mit. Sie selbst arbeitet zu der Zeit an der Technischen Universität Berlin.

Fitterling wird 1941 in Berlin geboren. Ihre Eltern sind beide ehemalige DAAD-Stipendiaten. Aufgrund ihrer hervorragenden schulischen Leistungen erhält sie ein Stipendium für einen einjährigen Auslandsaufenthalt in den USA. Nach dem Abitur studiert sie in Berlin und ist in der evangelischen Kirche engagiert, über die sie Kontakte nach Ostberlin pflegt. Während eines Opernbesuchs erlebt Fitterling die Montagsdemonstrationen auf den Straßen Ostberlins. Nach dem Mauerfall beobachtet sie mit Begeisterung die von Trabis gefüllten Straßen Berlins. Zu dem Zeitpunkt leitet Fitterling die internationale Arbeit an der Technischen Universität Berlin. Eine Wiedervereinigung Deutschlands hält sie lange nicht für möglich. 1990 erlebt sie die Gründung der ASBM mit und lernt einige der Mitarbeitenden kennen. Ein Jahr später wechselt sie in die DAAD-Zentrale nach Bonn.
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Bernard Föll

Zum Zeitpunkt des Mauerfalls arbeitet Bernard Föll in der Poststelle des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.

Bernard Föll wird 1954 in Stuttgart geboren, zieht jedoch im Alter von 20 Jahren nach West-Berlin. Er arbeitet als freischaffender Künstler. Von der Kunstszene in Ost-Berlin hat er gehört, für interessant erachtet er sie jedoch nicht. Föll bewirbt sich bei der Verwaltung im Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Seine Bewerbung ist erfolgreich: Seit 1988 ist er dort tätig. Den Mauerfall erlebt Föll in Berlin.



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Kai Franke

Für den in Ostberlin geborenen Kai Franke kommt die Wende zur rechten Zeit: Er kann vom Wehr- in den Zivildienst wechseln, studiert Slawistik und arbeitet als DAAD-Lektor über viele Jahre in verschiedenen Ländern des postsowjetischen Raums.

Franke wächst in den 1970er- und 1980er-Jahren in Ost-Berlin auf. Die DDR empfindet er als beengend, auch wenn er mit seinen Eltern regelmäßig auf abenteuerliche Urlaubsreisen mit dem Auto bis in den Kaukasus fährt. Da er den Dienst an der Waffe verweigert, beginnt er seinen Wehrdienst als „Bausoldat“. Ein Studium wäre für ihn somit kaum möglich gewesen. Nur dank der Wende kann er sich 1990 an der Humboldt-Universität zu Berlin einschreiben und erlebt dort die Auswirkungen des Systemwechsels auf den Hochschulbetrieb mit. Sein Interesse an Osteuropa führt ihn nach Studienaufenthalten in Moskau und der Republik Moldau zu beruflichen Stationen als DAAD-Lektor in Georgien, Kirgisistan und Tadschikistan. 2012 tritt er seine erste Stelle in der DAAD-Zentrale in Bonn an. Seine ostdeutsche Herkunft spielt dort für ihn keine große Rolle mehr – vielmehr hat er das Gefühl, in seinen insgesamt 15 Jahren im Ausland zum Bundesdeutschen geworden zu sein.
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Dr. King Freebody

Der gebürtige Ghanaer King Freebody kommt 1990, nur zwei Wochen vor der Wiedervereinigung, in die DDR, um ein Studium der Elektrotechnik zu beginnen. Noch bevor er richtig Deutsch sprechen kann, findet er sich im wiedervereinigten Deutschland wieder.

Freebody wird 1869 in Ghana geboren. Als er 1990 sein Abitur als Landesbester abschließt, erhält er die Möglichkeit, ein Studium der Elektrotechnik in der DDR zu absolvieren. Freebody reist zwei Wochen vor der Wiedervereinigung in die DDR ein. Er kommt ins sächsische Glauchau, wo er intensiven Deutschunterricht erhält. Von der Wiedervereinigung bekommt er damals nicht viel mit – er ist in der Sprachschule gewissermaßen isoliert. Erst an der nächsten Station seines Bildungsweges, der Technischen Universität Ilmenau, kommt er in Kontakt mit seinen deutschen Kommilitonen und Kommilitoninnen und erfährt dort vom politischen Wandel seines Gastlandes. Von seiner Zeit an der Universität bleibt ihm vor allem die gute Betreuung durch seinen Professor in Erinnerung. 1997 erhält er sein Diplom und promoviert anschließend bis 2003 an der Technischen Universität Ilmenau.
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Dr. Detlef Gärtner

Detlef Gärtner arbeitet zur Wendezeit als DDR-Lektor an der Universität Rzeszów im Südwesten Polens. Er ist in seiner Denkweise und fachlichen Ausbildung fest in der DDR verankert. Im wiedervereinigten Deutschland fühlt er sich fremd.

Gärtner ist in seiner anhaltinischen Heimat tief verwurzelt, lebt seine Liebe zur Musik sowie zur deutschen Sprache und Kultur. Er geht in seiner Aufgabe als Lehrer an einer Schule und später als Lektor an einer polnischen Universität auf. Die Engstirnigkeit und Repression der späten DDR nimmt er kritisch wahr, verachtet “die Phrase, die Langeweile und das allgemeine Geschwätz”, aber die DDR bleibt ihm dennoch Heimat. Trotz bester Ausbildung und solider Lehrerfahrung fühlt er sich im wiedervereinigten Deutschland oft fremd. Als er sich auf sein eigenes Lektorat bewirbt und zu einem Auswahlgespräch zum DAAD nach Bonn reist, erlebt er sich als hilflos und ohnmächtig. Ihm fehlt der Habitus eines Westdeutschen, er hat nicht gelernt, sich “zu verkaufen”. Doch die Kommission erkennt seine Kompetenz und sein pädagogisches Talent. Als DAAD-Lektor kehrt er an die Universität Rzeszów zurück und übernimmt später Lektorate in der Mongolei und China.
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Prof. Dr.-Ing. Alemayehu Gebissa

1986 kommt der gebürtige Äthiopier Alemayehu Gebissa für ein Studium des Meliorationsingenieurwesens an die Universität Rostock in der DDR.

Gebissa wird 1965 in Äthiopien auf dem Land geboren und studiert an einem lokalen Kolleg Landwirtschaft. Nach seinem Abschluss bewirbt er sich auf ein Studium in der DDR. Ein deutscher Arbeitskollege berichtet ihm vom guten Ruf der deutschen Universitäten – Gebissa fühlt sich in seiner Entscheidung bestärkt. 1986 reist er schließlich in die DDR ein und nimmt ein Jahr später, nach Beendigung eines Deutschkurses am Herder-Institut, sein Studium in Rostock auf. Von der deutschen Teilung bekommt er zu dieser Zeit nicht viel mit, obwohl er mehrmals nach West-Berlin reist. Noch bevor er sein Studium beendet, fällt die Mauer und der Wiedervereinigungsprozess beginnt. Mit seinen euphorisch gestimmten Kommilitonen und Kommilitoninnen fährt Gebissa bald das erste Mal nach Westdeutschland, merkt aber auch, dass sich die Stimmung in Ostdeutschland schnell ins Negative ändert. Heute ist er Professor an der Universität Rostock und fördert dort die Beziehungen zu Universitäten in seinem Heimatland.
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Dr. Matthias Gelbrich

Als im November 1989 die Berliner Mauer fällt, nimmt der berufliche Werdegang des Mathematikdoktoranden Matthias Gelbrich eine Wendung.

Schon als Kind begeistert sich der junge Ostberliner für Naturwissenschaften. 1982 beginnt er ein Mathematikstudium an der Humboldt-Universität in Ostberlin, darauf folgt die Promotion. Was ihn besonders an seinem Studienfach fasziniert, ist die Unerschütterlichkeit mathematischer Formeln – wie ein Haus, das auf einem festen Fundament steht. Ganz anders die politische Situation, in der Gelbrich seinen Doktorgrad erwirbt. 1989, in dem Jahr, in dem Gelbrich seine Dissertation verteidigt, werden die Grundfesten der DDR erschüttert. Neben allgemeiner Euphorie löst die Öffnung der Berliner Mauer auch Unsicherheit in der Sektion Mathematik aus: Ein Großteil des Hochschulpersonals soll sich neu auf seine bisher sicher geglaubten Stellen bewerben. Nicht alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können an ihre vorige Position anknüpfen. Gelbrich selbst bleibt zunächst auf seiner Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität.
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Ulrich Grothus

Als die Mauer fällt, ist Ulrich Grothus seit knapp zwei Jahren Vorstandsreferent und Pressesprecher des DAAD in Bonn. In den darauffolgenden Monaten erlebt er mit, wie dem DAAD und der Bundesregierung die Dimensionen des wissenschaftlichen Austauschs der DDR bewusst werden und welche Konsequenzen damit einhergehen.

Geboren in Hagen in Westfalen und aufgewachsen in Dorsten, geht Grothus als 17-Jähriger zum Studium nach West-Berlin. Dort bringt ihm sein politisches Engagement eine zehnjährige Einreisesperre für die DDR ein. Nach journalistischer Tätigkeit in Westdeutschland und Rom ist er ab 1982 als Referatsleiter bei der Westdeutschen Hochschulkonferenz tätig. Ab Januar 1988 befasst er sich beim DAAD mit der internationalen Hochschulzusammenarbeit. Im Zusammenbruch des SED-Regimes sieht Grothus zunächst die Chance für den Aufbau eines demokratischen Sozialismus in der DDR. Die Aussicht auf die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten löst in ihm eher Befürchtungen als Begeisterung aus. Im DAAD ist er indessen daran beteiligt, die Übernahme der DDR-Programme zum internationalen wissenschaftlichen Austausch und der damit befassten Mitarbeitenden des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen zu verhandeln und dazu die Gründung der Arbeitsstelle Berlin-Mitte in die Wege zu leiten.
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Dr. Gottfried Gügold

Den Mauerfall erlebt Gottfried Gügold in Ost-Berlin, wo er im Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen (MHF) die Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache (DaF) leitet.

Gügold wird 1949 in Polen geboren und verbringt dort die ersten Jahre seiner Kindheit. Nachdem sich eine Einreise in die westdeutsche Bundesrepublik ohne Hab und Gut zurückzulassen als unmöglich herausstellt, zieht die Familie nach Westsachsen in die Nähe von Zwickau. Nach seinem Schulabschluss nimmt Gügold ein Studium der Germanistik an der Universität Halle-Wittenberg auf. 1979 geht er als Sprachlektor mit seiner Familie nach Warschau. Sechs Jahre später übernimmt er die Leitung der DaF-Arbeitsgruppe im MHF der DDR, in der er unter anderem für das Lektorenprogramm der DDR zuständig ist und seinen Bereich in einer interministeriellen Kommission vertritt. Diese berät darüber, welche Aktivitäten der DDR übernommen werden und wie diese finanziert werden sollen. Nach der Wiedervereinigung im Oktober 1990 bringt Gügold seine Expertise in das neugegründete Team der DAAD-Arbeitsstelle Berlin-Mitte ein.
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Stefan Hase-Bergen

Stefan Hase-Bergen leitet von 2017 bis 2023 die Außenstelle des DAAD in Vietnam und trifft dort auf Spuren der DDR.

Hase-Bergen wird 1962 geboren. Er studiert Sinologie in Trier, Shanghai und Bochum. 2004 schließt er einen Master der Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Reutlingen ab. Drei Jahre später übernimmt er zunächst die Leitung der DAAD-Außenstelle in Peking und ab 2017 in Hanoi. Vor Ort trifft er auf zahlreiche Alumni, die in der DDR entweder studiert oder gearbeitet haben. Heute arbeitet er als Bereichsleiter in der DAAD-Zentrale in Bonn.
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I.6. - Deutsch mit sozialistischem Akzent

Die Systemkonkurrenz zwischen DDR und Bundesrepublik Deutschland wurde auch im Bereich der auswärtigen Kulturpolitik ausgetragen. Wie der DAAD in Bonn entsandte auch das Ost-Berliner Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen hunderte Lektorinnen und Lektoren ins sozialistische Ausland, um an Kulturinstituten, Schulen und Hochschulen die Verbreitung der deutschen Sprache zu fördern. Bedingung für eine Entsendung war staatliche Linientreue: Wer ins Ausland gehen wollte, musste in den meisten Fällen Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei sein.
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erinnert sich der ehemalige DDR-Lektor Detlef Gärtner an seine berufliche Situation nach der Wiedervereinigung. Im Anschluss an ihren Auslandsaufenthalt kehrten die Lektorinnen und Lektoren aus der DDR meist in jenen Beruf zurück, den sie vor ihrer Ausreise ausgeübt hatten. Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland im Oktober 1990 stellte diese Sicherheit infrage: Im Hochschulbereich wurde ein Großteil des Personals entlassen und das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen abgewickelt. Manche Lektorinnen und Lektoren hingegen konnten – durch eine Bewerbung beim DAAD – ihre Stellen behalten.

Dr. Detlef Gärtner
ehem. DAAD-Lektor
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I.7. - In der Sowjetunion lernen, heißt...

Mit ihren internationalen Stipendienprogrammen lockte die DDR nicht nur eine Vielzahl ausländischer Studierender an ihre Hochschulen – sie entsandte auch ihren eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs an Universitäten im sozialistischen Ausland. Insbesondere ein Studium in der Sowjetunion brachte vielversprechende Karrieremöglichkeiten mit sich. In Vorbereitung ihres Auslandsaufenthaltes konnten die künftigen Regierungsstipendiatinnen und Stipendiaten ihr Abitur an einer sogenannten Arbeiter- und Bauernfakultät absolvieren. Sie erhielten dort überwiegend russischsprachigen Unterricht zur Vorbereitung auf das bevorstehende Auslandsstudium.
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erinnert sich Thomas Prahl an sein Auslandsstudium. Neben dem streng durchgetakteten Studienplan sorgte auch die Sprache für Herausforderungen: Mit den Unterschieden zwischen Schulrussisch und gesprochenem Russisch hatten viele der Regierungsstipendiatinnen und -stipendiaten Schwierigkeiten. Umso dankbarer waren sie, wenn sie mit russischen Kommilitonen untergebracht wurden – doch das war nicht in allen Fällen möglich.

Dr. Thomas Prahl
ehem. DAAD-Mitarbeiter
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I.8. - D+D+R = gleiche Chancen für alle?

Wieso beschäftigt sich der DAAD mit der schulischen Bildung in der DDR? Heute wie damals ist die Schulzeit ein wichtiger Lebensabschnitt, der für den späteren Lebensweg entscheidend ist. Auch in der sozialistischen DDR hatte die Herkunft eines Kindes einen Einfluss auf die Erfolgschancen in der Schule und die Möglichkeit, ein Studium zu beginnen.
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mit diesen Worten fasst die spätere DAAD-Mitarbeiterin Helga Katzschmann die Möglichkeiten zusammen, die für sie als Kind einer alleinerziehenden Mutter im Bildungssystem in der DDR bestanden. Während Arbeiterkinder auf ihrem Bildungsweg eher auf staatliche Unterstützung hoffen konnten, wurden Kindern aus bürgerlich-akademischen und kirchlichen Elternhäusern viele Steine in den Weg gelegt. Konnte man als Pfarrerskind dennoch in der DDR studieren? Und wie nahmen Kinder aus dem Ausland ihre Schulzeit in der DDR wahr?

Helga Katzschmann
ehem. DAAD-Mitarbeiterin
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I.9. - Fernweh in der DDR

Die Förderung von Auslandsaufenthalten ist das Kerngeschäft des DAAD. Wie aber erging es Menschen in der DDR, die sich für einen Beruf mit internationalem Bezug entschieden haben und deren Interesse an anderen Ländern oft schon während ihrer Kindheit geweckt wurde? Den wenigsten waren Auslandsaufenthalte im Studium oder im Beruf möglich. Die Menschen in der DDR durften reisen – jedoch nur in ausgewählte Länder. Nicht selten erzeugte dies ein Gefühl des Eingesperrtseins.
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sagt Dr. Carsten Walbiner – heute Mitarbeiter des DAAD – im Rückblick auf die eingeschränkten Reisemöglichkeiten in der DDR. Wie alle Gesprächspartner in dieser Episode ist er ein „Ossi“, der sich schon früh für andere Kulturen begeistert hat und eine Berufslaufbahn im internationalen Bereich anstrebte. Welche konkreten Möglichkeiten gab es dafür in der DDR? Was konnte man studieren, waren Auslandsaufenthalte im Studium möglich, wer durfte beruflich ins Ausland, in welche Länder konnte man privat reisen?

Dr. Carsten Walbiner
DAAD-Mitarbeiter

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Prof. Dr. Ursula Hirschfeld

Ursula Hirschfeld ist beim Niedergang der DDR nicht im Lande, sondern arbeitet als Lektorin am DDR-Kulturzentrum in Warschau. Sie kann zunächst nicht glauben, dass der Staat tatsächlich zerfällt.

Hirschfeld absolviert den Diplomstudiengang Sprechwissenschaft, ein Fach mit einer langen und eigenständigen Tradition an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Nebenfach studiert sie Germanistik. Ab 1975 unterrichtet sie am Leipziger Herder-Institut ausländische Studierende und verbindet ihr wissenschaftliches Interesse für Phonetik mit der praktischen Lehrerfahrung im Bereich Deutsch als Fremdsprache. Sie promoviert 1982 an ihrer Alma Mater zu „Konfrontativen phonologisch-phonetischen Untersuchungen Spanisch–Deutsch“. Das Thema wählt sie unter anderem, um als Lektorin nach Kuba gehen zu können. Aber die ihr in Aussicht gestellte Entsendung findet nie statt – ihr wissenschaftlicher Aufstieg scheint gebremst. Im Gegensatz zur Mehrheit des Kollegiums am Herder-Institut ist sie kein Mitglied der SED. In der Nachwendezeit engagiert sich Hirschfeld erfolgreich gegen die Abwicklung der Sprechwissenschaft/Phonetik am Herder-Institut der Universität Leipzig. Auf zahlreichen Auslandsreisen interagiert sie mit der „Deutsch als Fremdsprache“-Gemeinde und erwirbt internationales Ansehen.
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Phan Thi Thu Hong

Phan Thi Thu Hong erlebt den Mauerfall als Studentin in Leipzig. Wenig später besucht sie Freunde in Berlin und schlüpft über die Grenze nach West-Berlin, um das andere Deutschland kennenzulernen.

Hong wird 1965 in Hanoi geboren. Ihre Kindheit ist geprägt von den Folgen des Vietnamkriegs, insbesondere der großen Armut der vietnamesischen Bevölkerung. Als eine der Jahrgangsbesten erhält sie die Möglichkeit, in der DDR zu studieren. Hong nimmt ein Studium an der Ingenieurschule für Polygraphie in Leipzig auf. Dort wird sie Zeugin der friedlichen Montagsdemonstrationen – aber auch einer sich nach dem Mauerfall ausbreitenden Stimmung gegen Ausländerinnen und Ausländer. Eines Abends wird sie von einer Gruppe junger Männer vor der Tür ihres Wohnheims aufgehalten und rassistisch angefeindet. Obwohl vietnamesische Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht nach Westberlin reisen dürfen, nutzt sie kurz nach dem Mauerfall gemeinsam mit Freunden die Gelegenheit, einen Ausflug nach Westberlin zu machen. Heute arbeitet sie in der DAAD-Außenstelle in Hanoi.
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Richard Jacob

Richard Jacob wächst im Saarland auf und hat viele Bezüge zu Frankreich, und wenig bis keine zur DDR. Für den DAAD auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs begegnet er Akademikerinnen und Akademikern, die in der DDR ausgebildet worden sind.

Jacob erlebt als Kind das Ende des Zweiten Weltkriegs im heimischen Saarland mit. Stärker als die Amerikaner dominieren die Franzosen die Region. Frankreichs Strahlkraft erfasst auch Jacob, der zeitweise in Montpellier studiert und später an der Außenstelle des DAAD in Paris arbeitet.

An einem Saarbrückener sozialwissenschaftlichen Institut arbeitet er an einem Forschungsprojekt über soziale Auswirkungen der Industrialisierung in Ostafrika mit - einschließlich längerem Aufenthalt in Kenia. So beginnt eine lebenslange Beschäftigung mit und Beziehung zum afrikanischen Kontinent, den Jacob später als Leiter der DAAD-Außenstelle Nairobi, intensiv bereist – darunter auch sozialistische Staaten, von denen einige enge Beziehungen zur DDR unterhalten. Zunächst erlebt er die deutsche Hochschullandschaft aber als Referent der Westdeutschen Rektorenkonferenz und nimmt den DAAD von dort aus wahr.
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Dr. Aslan Kamali

Der spätere DAAD-Stipendiat Aslan Kamali aus Bagdad sieht als Achtjähriger im Fernsehen europäisch aussehende Menschen in Denimjacken auf einer Mauer stehen und feiern. Es ist der 9. November 1989. Dies ist sein erster Blickkontakt mit Deutschland und der Beginn einer emotionalen Beziehung zum Land.

Mehr als zwei Jahrzehnte später hat er einen Masterabschluss in Ingenieurwesen an der Technischen Universität Bagdad. Er bewirbt sich auf ein deutsch-irakisches Regierungsstipendium und geht zur Promotion in Klimatechnik an die Technische Universität Dresden. Dort lernt er Sachsen kennen und lieben. Später zieht er aus beruflichen Gründen nach Köln, wo seine Begeisterung für Ostdeutschland auf Befremden stößt. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. Über die Zeit hat er ein feines Gespür für regionale Eigenheiten und innerdeutsche Ressentiments entwickelt. Deutschland ist ihm eine neue Heimat geworden.
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Helga Katzschmann

Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland im Oktober 1990 verliert die 48-jährige Helga Katzschmann ihren langjährigen Arbeitgeber, das Ministerium für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR. Eine neue berufliche Heimat findet sie beim DAAD.

Katzschmann kommt 1942 in der brandenburgischen Kleinstadt Jüterborg zur Welt. Ihre Mutter ist Telefonistin, alleinstehend, verdient kaum mehr als 300 Mark im Monat. Dass sie als Arbeiterkind studieren kann, verdankt Katzschmann – davon ist sie überzeugt – nur der DDR. Mit Hilfe eines Stipendiums kann sie das Abitur ablegen und nimmt 1960 ein Studium der Slavistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig auf. Als Studentin verbringt sie vier Semester an der Prager Karls-Universität, wo sie ihr Studium abschließt. Ein paar Jahre später koordiniert sie Projekte auf dem Gebiet der deutschen Sprache sowie Hochschulpartnerschaften zwischen der DDR und deren sozialistischen „Bruderländern“. Im Herbst 1989 bricht der Staat zusammen, dem Katzschmann ihre Karriere verdankt. Von ihren Kolleginnen und Kollegen verliert ein Großteil seinen Arbeitsplatz. Doch Katzschmann hat Glück: Sie erhält, gemeinsam mit 30 anderen ehemaligen Ministeriumsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, eine Stelle in der neugegründeten Arbeitsstelle des DAAD in Berlin-Mitte sowie später in der Bonner Zentrale.
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Waltraud Kliem

1989 erlebt Waltraud Kliem den Mauerfall von ihrem Elternhaus aus. Zu der Zeit arbeitet sie im Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen (MHF) und wird 1990 eine der 31 Mitarbeitenden der Arbeitsstelle Berlin Mitte (ASBM).

Kliem wird 1943 in Ostberlin geboren. Sie macht eine Ausbildung als Großhandelskauffrau und arbeitet zwei Jahre im Ausbildungsbetrieb. Anschließend wechselt sie an die HU Berlin, wo sie für die Reisekostenabrechnung zuständig ist. Angetrieben von persönlichem Ehrgeiz absolviert sie als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern ein Fernstudium – ein sogenanntes Frauensonderstudium – zur Finanzökonomin. Mit ihrer Spezialisierung auf Organisation und Datenverarbeitung im Studium beginnt sie, die EDV im Finanzwesen an der Humboldt-Universität zu Berlin mit aufzubauen. Zwischenzeitlich erwirbt sie nach erneutem Studium einen Hochschulabschluss. Als die Mauer fällt, sieht sie einer Wiedervereinigung positiv entgegen, da sie im System der DDR keine Zukunft sieht. Kurz vor der Wende wechselt sie an das MHF. Aufgrund ihrer EDV-Kenntnisse erhält sie nach dessen Auflösung eine Stelle in der 1990 gegründeten ASBM. Dort arbeitet sie bis zur Schließung der Arbeitsstelle. Sie ist diejenige, die als letzte das Licht ausmacht und wechselt dann in die DAAD-Zentrale in Bonn.
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Janusz Korniewicz

Janusz Korniewicz zieht 1983 im Alter von 19 Jahren von Warschau nach Dresden, um dort Schienenfahrzeugbau zu studieren.

Schon vor seinem Umzug sind Korniewicz seine zukünftige Studienstadt und -sprache vertraut. Dresden kennt er von Familienausflügen, die deutsche Sprache aus der Schule. Den Vorlesungen an der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ zu folgen, fällt ihm daher nicht schwer. Nichtsdestotrotz werden er und seine polnischen Kommilitonen teilweise getrennt von den einheimischen Studierenden unterrichtet. Zu groß ist wohl die Angst, sie könnten mit dem antisozialistischen „Solidarność-Bazillus“ angesteckt werden. Als die Sowjetunion 1989 mit der Demokratisierung in Polen und der Öffnung der Grenzen in Ungarn allmählich ihren Führungsanspruch verliert, hat Janusz sein Studium bereits abgeschlossen. Mittlerweile absolviert er ein Praktikum in einer Filterfabrik bei Kassel. Verwundert beobachtet er am Morgen des 10. November, wie sich hunderte Trabis, Wartburgs und Ladas ihren Weg in die Kasseler Innenstadt bahnen. Schnell wird ihm klar: Die Mauer ist gefallen!
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Katarzyna Kosylak

Als ihr Vater zum Vorsitzenden des Polnischen Sozialistischen Jugendverbandes in der DDR ernannt wird, zieht Katarzyna Kosylak 1979 im Alter von 6 Jahren mit ihrer Familie von Warschau nach Leipzig. Dort verbringt sie einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend.

Die Eingewöhnung in der Polytechnischen Oberschule „Clara Zetkin“ fällt ihr zunächst schwer. Zum Zeitpunkt ihrer Einschulung spricht sie kein Wort Deutsch. Bald jedoch fällt gar nicht mehr auf, dass Kosylak keine Muttersprachlerin ist: Nach nur wenigen Monaten glänzt die Grundschülerin nicht nur durch ihre hervorragenden Deutschkenntnisse, sondern auch durch ihr Engagement in den Jugendverbänden der DDR. Als polnische Staatsbürgerin ist sie zwar offiziell nicht verpflichtet, den Jung- und Thälmannpionieren sowie später der Freien Deutschen Jugend (FDJ) beizutreten – dennoch entscheidet sie sich bereitwillig für eine Mitgliedschaft, die ihr vor allem ein Gefühl von Zugehörigkeit vermittelt. 1987 kehrt Familie Kosylak zurück in die Volksrepublik Polen. Als zwei Jahre später die Mauer fällt, denkt die mittlerweile 16-Jährige kaum noch an die DDR. Erst als Erwachsene beginnt Kosylak, sich wieder für das Land zu interessieren, das ihre Kindheit und Jugend entscheidend geprägt hat.
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Dr. Annette Kühn

Dr. Annette Kühn arbeitet bis 1990 als Deutschlehrerin am Herder-Institut in Leipzig. Die deutsche Wiedervereinigung erlebt sie von Madrid aus.

Geboren 1954 im DDR-Bezirk Erfurt, studiert Kühn in den 70er Jahren Germanistik in Leipzig, promoviert im Bereich Semantik und ist in der Germanistenausbildung tätig. Ab 1981 gibt sie ausländischen Studierenden am Herder-Institut studienbegleitenden Deutschunterricht. Auslandsreisen blieben ihr zu DDR-Zeiten verwehrt und so nutzt sie nach dem Fall der Mauer die neue Freiheit, um mit ihrem Mann für etwa ein Jahr nach Madrid zu gehen. Vor Ort unterrichtet sie an der Autonomen Universität und der Universität Complutense Deutsch. Zurück in Deutschland bewirbt sich Kühn erfolgreich auf eine der 30 Stellen am Herder-Institut - ursprünglich waren es rund 230 Stellen. Bis zu ihrem Ruhestand ist sie Geschäftsführerin von interDaF e.V., einer der drei Einrichtungen, die nach der Wende aus dem alten Herder-Institut entstehen.
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Prof. Dr. Ruth Leiserowitz

Ruth Leiserowitz kämpft jahrelang erfolglos um einen Studienplatz in der DDR. Nur dank der Wiedervereinigung kann sie mit 32 Jahren noch ein Studium der Geschichte und Polonistik aufnehmen.

Als Tochter eines evangelischen Pfarrers gilt die gebürtige Prenzlauerin im Arbeiter-und-Bauern-Staat als Außenseiterin. Trotz ihrer herausragenden Noten wird ihr der Wechsel auf die erweiterte Oberschule und damit die Chance auf das staatliche Abitur verwehrt. Sie erkämpft sich eine Hochschulzugangsberechtigung an der Volkshochschule Berlin-Mitte. Doch auch der zweite Bildungsweg entpuppt sich bald als Sackgasse: Von 1981 bis 1985 bewirbt sie sich jährlich um einen Studienplatz – und wird stets mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt. Neben ihrer sozialen Herkunft wird sie auch durch ihr friedenspolitisches Engagement bei den Ostberliner „Frauen für den Frieden“ zur Zielscheibe des Überwachungsstaats. Privat lernt sie Polnisch und Litauisch, sodass sie ab 1987 als freiberufliche Übersetzerin und Dolmetscherin arbeiten kann. Als am 9. November 1989 die Mauer geöffnet wird, rückt ihr Traum vom Hochschulstudium wieder in den Bereich des Möglichen: Mit ihrer Immatrikulation an der Freien Universität Berlin legt sie 1990 den Grundstein ihrer wissenschaftlichen Karriere.
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Wladimir Litke

Wladimir Litke wächst als Russlanddeutscher in der Sowjetunion auf. Nach einem Verwandtschaftsbesuch 1989 in Westdeutschland nutzt er die Möglichkeit, dort zu bleiben.

Litke verbringt seine Kindheit und Jugend in einem kleinen Dorf in der sozialistischen Sowjetrepublik Kasachstan als Teil der lokalen deutschsprachigen Minderheit. Während sowohl in seinem Elternhaus als auch auf den Straßen seines Heimatdorfes viel Deutsch gesprochen wird, findet der Schulunterricht ausschließlich in russischer Sprache statt. Nach der Schulzeit beginnt er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur im russischen Omsk. Nach Abschluss seines Militärdienstes wird Litke 1989 von einem Verwandten nach Bonn eingeladen. Als Litkes Visum ausläuft, entschließt er sich, in Deutschland zu bleiben und die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Dies ist ihm aufgrund seiner deutschen Familiengeschichte möglich. Über eine Verwandte erfährt er von einer offenen Stelle im DAAD und arbeitet bis heute in dessen Poststelle.
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Maciej Mackiewicz

Der 21-jährige polnische Germanistikstudent Maciej Mackiewicz absolviert im Wintersemester 1989/90 ein Auslandssemester in der DDR.

„Ich bin mitten in Deutschland“, berichtet Mackiewicz seinen Großeltern per Postkarte von seinem Ferienjob in Eisenach. Dass er sich nicht in Deutschland, sondern im östlichen der beiden deutschen Staaten – der sozialistischen DDR – befindet, weiß er natürlich offiziell. Nichtsdestotrotz ist die deutsche für ihn eine westliche Sprache und übt daher eine besondere Anziehung auf ihn aus. Nachdem er 1987 sein Abitur in der Tasche hat, beginnt er ein Germanistikstudium in Posen. Wie die meisten seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen, nutzt auch Mackiewicz das Austauschprogramm seines Instituts, das ihm im Herbst 1989 ein Auslandssemester an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ermöglicht. Für die polnischen Studierenden fühlt sich ihr Aufenthalt in der DDR zunächst wie eine Reise in die Vergangenheit an. Während die Solidarność-Bewegung in Polen längst entscheidende Schritte der Demokratisierung eingeleitet hat, soll Mackiewicz an seiner Gastuniversität die Vorzüge des Sozialismus pauken. Ein Ausflug der Studierendengruppe nach Leipzig zeigt allerdings: Auch hierzulande verliert das System an Rückhalt. Auf die Montagsdemonstrationen folgt der Mauerfall – und als Mackiewicz Ende Januar 1990 die Heimreise antritt, ist selbst eine deutsche Wiedervereinigung in den Bereich des Möglichen gerückt.
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Dr. Jana Merzouk

1990 geht Jana Merzouk aus der DDR für ein Austauschstudium in die Sowjetunion mit dem Wissen, dass sie in ein anderes – ein wiedervereinigtes - Deutschland zurückkehren wird.

1969 wird sie in einer Kleinstadt im DDR-Bezirk Rostock geboren. Als Tochter einer Lehrerin ist sie eine sehr gute Schülerin und unternimmt mit ihrer Familie sowie mit ihrer Schule Reisen in das sozialistische Ausland. Mit dem Abitur in der Tasche nimmt sie ein Lehramtsstudium mit den Fächern Russisch und Geografie an der Universität Halle-Wittenberg auf. Ihr Studium führt sie in die Sowjetunion. Dort macht sie zunächst ein Praktikum und erhält dann 1994 ihren Studienabschluss als Lehrerin und Übersetzerin russischer Sprache an der Universität Woronesch. Mit nur 23 Jahren beginnt sie ihre Promotion in Russland. 1997 kehrt Dr. Merzouk in das wiedervereinigte Deutschland zurück – ein ihr unbekanntes System, in dem sie sich zunächst orientieren muss.
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Dr. Andreas Michael

Zum Zeitpunkt des Mauerfalls unterrichtet Dr. Andreas Michael Deutsch für ausländische Studierende am Herder-Institut in Leipzig.

Michael, geboren 1955, studiert Physik und Mathematik auf Lehramt und promoviert anschließend in Physik. Nach Abschluss seiner Studien wird er ausgewählt, um am Herder-Institut zu unterrichten. Dafür muss er zunächst ein zweijähriges Zusatzstudium „Deutsch für Ausländer“ absolvieren. Ab 1977 gibt er dann studienvorbereitende und studienbegleitende Fachsprachenkurse. Acht Jahre später geht Michael nach Nicaragua, wo er für die sprachliche Vorbereitung der jungen Menschen zuständig ist, die ein Studium in der DDR anstreben. Während der unruhigen Zeit 1989 kommt er nach Leipzig zurück und erlebt die großen Umbrüche, die auch das Herder-Institut und ihn selbst betreffen. Nach der Wende übernimmt er bis zu seinem Ruhestand die Leitung des Studienkollegs Sachsen, das nach westdeutschem Vorbild gegründet wird und eine der drei Einrichtungen ist, die aus dem alten Herder-Institut entstehen.
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Van Ba Nguyen

Van Ba Nguyen zieht 1986 mit 21 Jahren von der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi in die DDR, um dort ein Forstwissenschaftsstudium zu absolvieren.

Mit dem Abitur in der Tasche bewirbt sich Nguyen auf ein Auslandsstipendium. Er möchte in einem der „Bruderländer“ des sozialistisch regierten Vietnams studieren. Im Auswahlverfahren qualifiziert er sich, gemeinsam mit 70 weiteren Bewerberinnen und Bewerbern, für ein Studium in der DDR. Zunächst lernt er intensiv Deutsch – zuerst an der Hochschule für Fremdsprachen in Hanoi, dann vor Ort in Nordhausen (Thüringen) in einer Abteilung des Herder-Instituts. Nach abgeschlossener Sprachausbildung kann er 1987 sein Studium der Forstwirtschaft an der Technischen Universität Dresden beginnen. Als die DDR am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitritt, steht die Weiterfinanzierung der ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR auf der Kippe. Schließlich springt der DAAD als Förderer ein und Nguyen kann sein Studium 1992 zu Ende führen.
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Dr. habil. Elzbieta Nowikiewicz

Im Wintersemester 1989/90 erhält die 21-jährige polnische Germanistikstudentin Elżbieta Nowikiewicz die Gelegenheit, ein Auslandssemester in der DDR zu absolvieren. 

Nowikiewicz’ Heimatstadt Bydgoszcz gehörte bis 1920, damals noch unter dem Namen „Bromberg“, zum preußisch besetzten Teil Polens. Obwohl Jahrzehnte später geboren, sind ihr Sprache und Kultur der ehemaligen Besatzungsmacht von Kindesbeinen an vertraut. 1987 verlässt sie die Oberschule und beginnt ihr Germanistikstudium an der Adam-Mickiewicz-Universität Posen. Teil des Kurrikulums ist ein Auslandssemester in der benachbarten DDR – genauer an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ihr Gastland wirkt auf die junge Studentin wie aus der Zeit gefallen. Während in Polen die antikommunistische Solidarność-Bewegung bereits grandiose Wahlsiege feiert, begeht die DDR – von den Zeichen der Zeit scheinbar unbeirrt – kurz nach Nowikiewicz’ Ankunft ihren 40. Jahrestag. Doch die Stimmung schlägt schneller um, als das Semester vorbei ist: Nowikiewicz erlebt hautnah die Montagsdemonstrationen in Leipzig und, ein paar Wochen später, die Öffnung der Berliner Mauer mit.
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Dr. Andreas Osterhaus

Dr. Andreas Osterhaus beginnt 1990 eine Tätigkeit in der DAAD-Zentrale in Bonn. Dort leitet er ein Sonderprogramm, das durch die Entsendung von westdeutschen Gastdozenten die Neuausrichtung der ostdeutschen Hochschulen unterstützen soll.

Nach seiner Promotion an der Universität Freiburg, für die er mehrere Wochen im Kolonialarchiv Potsdam recherchiert, macht er ein Volontariat bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Die Aussicht auf die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten beobachtet er mit einiger Skepsis. Als ihm der DAAD anbietet, in Bonn die Verantwortung für ein Sonderprogramm für Hochschulförderung in Ostdeutschland zu übernehmen, stürzt er sich mit Eifer in die neue Aufgabe. Mit dem Programm werden die Universitäten in Ostdeutschland nach der Wende durch die Förderung von Dozenturen westdeutscher Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen personell unterstützt.
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Dr. Mathias Pätzold

Dr. Mathias Pätzold wird 1991 als erster Ostdeutscher Referatsleiter beim DAAD. Der studierte Arabist bringt Arbeitserfahrung aus der Akademie der Wissenschaften der DDR und dem Rektorat der Universität Rostock mit.

Pätzolds Interesse an der arabischen Welt wird bereits in seiner Kindheit geweckt: Da seinem Vater eine Auslandsdozentur angeboten wird, zieht die Familie 1969 für zwei Jahre von Rostock nach Algerien. Später studiert Pätzold an der Karl-Marx-Universität Leipzig Arabistik, fühlt sich jedoch manchmal „wie ein Medizinstudent, der nicht an seinen Patienten kommt“ – ob ein erneuter Aufenthalt in einem arabischsprachigen Land für ihn je möglich sein wird, ist nicht absehbar. Nach seiner Promotion arbeitet er zunächst an der Akademie der Wissenschaften der DDR und wechselt 1990 an die Universität Rostock, wo er als persönlicher Referent des Rektors die ersten Umstrukturierungen infolge der politischen Wende miterlebt. 1991 lernt er auf einer Konferenz den DAAD kennen, bewirbt sich erfolgreich und zieht nach Bonn. Seine Regionalexpertise führt ihn wenig später endlich in die arabische Welt, zunächst auf mehreren Dienstreisen als Leiter des Referats Nordafrika/Nahost und 1994 wird er Leiter der DAAD-Außenstelle Kairo.
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Dr. Thomas Prahl

Dr. Thomas Prahl erlebt den internationalen akademischen Austausch der DDR aus gleich mehreren Perspektiven: zunächst als DDR-Stipendiat in der Sowjetunion, später als Betreuer deutscher Studierender in der DDR-Botschaft in Moskau. In den 1990er-Jahren wird er stellvertretender Leiter der neugegründeten Außenstelle des DAAD in Moskau.

Seine Kindheit und Schulzeit verbringt Prahl im Norden der DDR, im Bezirk Schwerin. Schon früh steht für ihn fest: Er möchte im Ausland studieren. Sein Abitur legt er daher an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Universität Halle-Wittenberg ab, einer Einrichtung, die junge DDR-Bürgerinnen und Bürger auf ein Studium im Ausland vorbereitet. 1970 beginnt er sein fünfjähriges Biologiestudium an der Moskauer Lomonossow-Universität. Ein zweites Mal verschlägt es ihn 1988 in die sowjetische Hauptstadt. Nach seiner Promotion sowie mehreren beruflichen Stationen an der Universität Greifswald kehrt er als Leiter der Studentenabteilung der örtlichen DDR-Botschaft zurück. Auch nach dem Ende der DDR bleibt Dr. Prahl für die Betreuung der etwa 1200 ostdeutschen Studierenden in der Sowjetunion zuständig. Als der DAAD 1992 eine neue Außenstelle in Moskau eröffnet, bewirbt sich Dr. Prahl erfolgreich als deren stellvertretender Leiter.
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Christian Reiser

Christian Reiser erlebt 1961 den Mauerbau hautnah. Die deutsche Teilung empfindet er als politische Katastrophe, der Mauerfall und die Wiedervereinigung faszinieren ihn. 1990 übernimmt er die Leitung der neu eingerichteten Arbeitsstelle des DAAD in Berlin-Mitte (ASBM).

Reiser wird 1937 in Breslau geboren, verbringt nach der Flucht seine gesamte Kindheit und Jugend jedoch in Westdeutschland. Er studiert u.a. Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin. Während seines Studiums arbeitet er im dortigen Akademischen Auslandsamt. 1969 beginnt er im Referat “Mittelasien” seine Tätigkeit beim DAAD. Aufgrund seines Interesses für die Welt reist er schon während des Studiums viel. Seine erste Reise in die DDR nach dem Mauerfall verbindet er mit einem besonderen Gefühl dafür, DDR-Boden betreten zu dürfen. Zuvor durchquerte er die DDR nur, um Breslau und andere Teile Polens zu besuchen. 1990 bietet der Generalsekretär des DAAD ihm die Leitung der ASBM an. Reiser nimmt die Stelle im Bewusstsein der Komplexität der Aufgabe an. Für ihn besteht in dieser Tätigkeit sein persönlicher Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung.
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Felix Ronda

Felix (Felicardo) Ronda verlässt 1987 sein Heimatland Mosambik, um eine Ausbildung zum Autoschlosser in der DDR zu beginnen.

Ronda wird 1969 in Mosambik geboren und wächst auf dem Land auf. 1984 wird er von seiner Schwägerin in die Landeshauptstadt Maputo geholt und lernt dort einen Freund kennen, der bereits in der DDR war. Durch diesen Freund entzündet sich in Ronda eine Faszination für die DDR. Er fasst den Entschluss, selbst in der DDR eine Ausbildung abzuschließen. 1987 erhält er schließlich die Möglichkeit, im Volkseigenen Betrieb Braunkohlekombinat Senftenberg eine Ausbildung zum Schlosser zu beginnen. Zwei Jahre später wird die Berliner Mauer geöffnet – in Rondas Augen genau zur rechten Zeit: Die DDR wäre wenig später ohnehin zusammengebrochen. Nach dem Mauerfall verschlechtert sich Rondas Verhältnis zu seinen Kollegen, die er kurz zuvor noch für seine „Kumpels“ gehalten hatte. Er wird vermehrt rassistisch angefeindet - auch von Personen, die er zuvor für echte Freunde hielt. Ronda bleibt noch einige Jahre in Ostdeutschland, bevor er nach Nürnberg zieht, wo er bis heute glücklich lebt. Trotz einiger negativer Erfahrungen erinnert sich Ronda positiv an seine Zeit in der DDR und bezeichnet sich selbst als ein „Kind der DDR“.
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Silvia Schmid

Silvia Schmid geht 2015 als DAAD-Lektorin nach Armenien. Vor Ort trifft sie auf Spuren der DDR.

Schmid wird 1970 in Pforzheim in Baden-Württemberg geboren und hat ihren ersten Sichtkontakt zur DDR über eine Klassenfahrt: Für eine Woche fahren sie nach Bayern – an die Grenze zur DDR. Für ihr Studium der Kommunikationswissenschaften und Phonetik sowie später ein Deutsch als Fremdsprache-Zusatzstudium zieht sie nach Bonn. Nach dem Studium fängt sie im Bereich der Datenbankprojekte beim DAAD an. In ihr entsteht der Wunsch, im Ausland zu arbeiten und über eine Kollegin stößt sie auf eine Ausschreibung für ein DAAD-Lektorat in Armenien, ein Land, das bis 1991 Teil der Sowjetunion und dadurch in Kontakt zur DDR ist. Schmid bewirbt sich und beginnt dort 2015 ihre Tätigkeit. Schnell bemerkt sie, dass sie als Westdeutsche von ihren armenischen Kolleginnen und Kollegen anders wahrgenommen wird als Personen aus ehemals sozialistischen Staaten.
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Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte

Die Historikerin Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte nimmt 1991 einen Ruf an die neugegründete Universität Potsdam an. Dort erlebt sie, dass das neue, westliche Wissenschaftssystem und -verständnis bei Mitarbeitenden und Studierenden nicht immer auf Gegenliebe stoßen.

Schorn-Schütte wächst in Osnabrück als Kind schlesisch-pommerscher Eltern auf. Die Vertreibungsgeschichte und der Heimatverlust der Eltern bleiben in der Familie präsent und prägen Schorn-Schüttes geschichtliches Interesse. Das bringt sie 1991 - nach Geschichtsstudium in Marburg, Promotion, Habilitation und einer Vertretungsprofessur in Basel - als Professorin an die Universität Potsdam. An der früheren Pädagogischen Hochschule “Karl Liebknecht”, Ausbildungsstätte für Lehrende in Geschichte und Gesellschaftskunde, erlebt sie den „sozialistischen Stallgeruch“ als sehr präsent. In den folgenden fünf Jahren erlebt und prägt sie, wie mit Mitarbeitenden und Studierenden aus dem alten System eine neue Universität entsteht.
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Dr. Rüdiger Stahl

Dr. Rüdiger Stahl erlebt den Mauerfall am 9. November 1989 in Berlin als Referent in der internationalen Abteilung des Ministeriums für Volksbildung (MfV) der DDR.

Stahl wird 1941 in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach dem Wehrdienst nimmt er ein Studium auf, wird Lehrer auf Rügen und später in Brandenburg. Gemeinsam mit seiner Frau unterrichtet er in den 1970er-Jahren an einer Schule für Kinder leitender Mitarbeiter eines Energieprojektes der DDR in der Ukraine. Ein Jahr nach der Rückkehr geht das Ehepaar als Lehrkräfte an eine Schule für einheimische Kinder nach Mosambik. Zurück in der DDR erhält Stahl die Möglichkeit einer Promotion in Erfurt und im Anschluss eine Stelle im MfV. Nach dem Mauerfall ist er im zusammengelegten Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MBW) der DDR beschäftigt. Die Wiedervereinigung erscheint ihm als „logische Konsequenz“, die jedoch mit Unsicherheit und Zukunftsängsten einhergeht. Stahl wird 1990 als einer von 31 Mitarbeitenden des MBW in die neu gegründete Arbeitsstelle Berlin Mitte des DAAD übernommen.
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Anke Stahl

Anke Stahl tritt 1990 ein DDR-Lektorat in Bratislava an. Mehr als 20 Jahre später trifft sie – nun als Leiterin der örtlichen DAAD-Außenstelle – in Vietnam auf das Erbe der DDR.

Stahl wird in Halle an der Saale geboren. Sie studiert Deutsch und Geschichte an der Universität Halle-Wittenberg mit dem Ziel, später zu promovieren. Doch aufgrund der politischen Vergangenheit ihres Vaters, einem sogenannten “Republikflüchtling”, darf sie nach Abschluss ihres Studiums 1985 nicht mit ihrer Promotion beginnen. Stattdessen arbeitet sie bis 1988 als Lehrerin. Ihr Wunsch, als Lektorin im Ausland zu arbeiten, scheitert an den strikten Reisebeschränkungen der DDR. Zwei Jahre später bewirbt sie sich erneut und erhält kurz vor der Wiedervereinigung die Zusage für eine Stelle als Lektorin in Bratislava. Nach dem Ende der DDR wird der DAAD ihr neuer Arbeitgeber. 2013 führt ihr Weg sie als Außenstellenleiterin nach Vietnam. Vor Ort trifft sie auf freudige Reaktionen über ihre Herkunft aus Ostdeutschland sowie auf zahlreiche ehemalige DDR-Stipendiatinnen und Stipendiaten.
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Marina Steinmann

Marina Steinmann beginnt 1990, im Jahr der Wiedervereinigung, im DAAD zu arbeiten. Dort setzt sie Förderprogramme für ostdeutsche Hochschulen um.

Steinmann zieht als Kind mit ihren Eltern von West-Berlin nach Bonn, wo ihr Vater im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen tätig ist. Mit politischen Fragen der deutschen Teilung kommt sie daher früh in Berührung und interessiert sich für die DDR, wo die Familie auch Verwandtschaft hat. Bereits während ihres Studiums der Romanistik, Slawistik und Komparatistik an der Universität Bonn beginnt Steinmann Anfang 1990, im DAAD zu arbeiten. Im Rahmen neu aufgelegter Förderprogramme bearbeitet sie zunächst Anträge ostdeutscher Hochschulen auf Informationsbesuche und Konferenzteilnahmen in der Bundesrepublik. Später wechselt sie in das Referat für Förderprogramme der Europäischen Gemeinschaft und ist für das EG-Programm COMETT inklusive dessen Sondermittel zur Integration der neuen Bundesländer in die EG zuständig.
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Geraldo Tchicungo

Geraldo Tchicungo zieht 1985 von Angola in die DDR, um dort eine Ausbildung zum Schlosser zu beginnen.

Tchicungo wird 1964 in einem kleinen Ort in Angola geboren. Nach dem Abschluss der Hauptschule erhält er 1985 die Möglichkeit, in der DDR eine Ausbildung zum Schlosser beim Industrieverband Fahrzeugbau in Ludwigsfelde zu absolvieren. Ermöglicht wird ihm dies durch ein bilaterales Abkommen, das die Entsendung angolanischer Auszubildender in die DDR regelt, die anschließend in ihr Heimatland zurückkehren sollen, um die dortige Wirtschaft zu unterstützen. In seinem Gastland erhält Tchicungo neben seiner Arbeit im Betrieb und dem Unterricht an der Berufsschule auch Deutschkurse. Als im November 1989 die Mauer fällt, befindet sich Tchicungo gerade in der Meisterausbildung. Er ist voller Freude über die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und das Ende der in seinen Augen „unnatürlichen“ Trennung. Nach der Wiedervereinigung arbeitet er in einem Luftfahrtunternehmen und zieht nach Rosenheim. Heute wohnt er in Nürnberg, wo er sein ruhiges Leben genießt.
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Wolfgang Trenn

Wolfgang Trenn arbeitet im Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen (MHF) der DDR (MHF) als Sektorleiter für die Sowjetunion, Polen und die Mongolei. Nach der Wiedervereinigung im Herbst 1990 wird er zum Experten für EU-Programme im DAAD.

Wolfgang Trenn wird 1947 im sächsischen Frankenberg geboren und zeichnet sich bereits in seiner Jugend durch hervorragende Noten und ein hohes Engagement aus. Begleitend zur Oberschule schließt er eine Ausbildung zum Elektromonteur ab. Sein Schulleiter empfiehlt ihn für ein Studium in der Sowjetunion, welches er bald nach dem Schulabschluss aufnimmt. Er studiert in Moskau Bioelektronik und lernt während des fünfjährigen Studiums seine Frau kennen. Nach seinem Abschluss zieht er mit seiner Familie nach Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz), wo er eine Anstellung an der Universität im Bereich Bionik erhält. 1981 wird er für vier Jahre als Experte nach Moskau in das Sekretariat des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) abgeordnet. Einige berufliche Stationen später wird er Sektorleiter im MHF für die Sowjetunion, Polen und die Mongolei. Nach der Wende wird er in die DAAD-Arbeitsstelle Berlin-Mitte übernommen, wechselt jedoch nach wenigen Wochen in die Zentrale nach Bonn. Dort setzt er sich für die Einführung von EU-Programmen an ostdeutschen Hochschulen ein und ist für deren Integration im Osten Deutschlands sowie in Osteuropa verantwortlich.
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Dr. Albrecht von der Heyden

Der Diplomat Dr. Albrecht von der Heyden ist zum Zeitpunkt des Mauerfalls Mitarbeiter des Hochschulreferats im Auswärtigen Amt.

Von der Heyden, 1945 geboren, zieht mit 19 Jahren von seiner Heimatstadt in Westfalen nach Westberlin, um dort ein Jurastudium zu absolvieren. Neun Jahre später beginnt er eine Ausbildung im Bonner Auswärtigen Amt, die seinen Karriereweg als Diplomat ebnet. Während seines Postens in Peking in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre erlebt Albrecht von der Heyden eine Phase der relativen Freiheit in der Volksrepublik China. Diese findet im Juni 1989 auf dem Tian’anmen-Platz in Peking ein jähes Ende: Das chinesische Militär schlägt die demonstrierende Freiheitsbewegung brutal nieder. Als wenige Monate später in der DDR ebenfalls tausende Menschen auf die Straße gehen, rechnet von der Heyden mit einem ähnlichen Ausgang. Doch die Revolution verläuft friedlich und Deutschland wird wiedervereint. Zu diesem Zeitpunkt ist er im Hochschulreferat des Bonner Auswärtigen Amtes tätig, von wo aus er die Vereinigung der beiden deutschen Bildungssysteme mitverfolgt.

Dr. von der Heyden ist am 24.09.2024 in Berlin verstorben.
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Dr. Carsten Walbiner

Der Arabist Carsten Walbiner promoviert nach dem Mauerfall an der Universität in Leipzig und erlebt die Umstrukturierungen mit.

Walbiner, geboren im Jahr 1964, wächst in Weimar auf. Mit einer bereits in der Kindheit entwickelten Affinität für den Orient beginnt er nach dem Abschluss seines Militärdienstes ein Studium der Arabistik in Leipzig. Aufgrund der bestehenden gesetzlichen Regelungen und enger familiärer Beziehungen in die Bundesrepublik ist ein Studienaufenthalt in der arabischen Welt nicht möglich. Während seiner Zeit in Leipzig erlebt er die Montagsdemonstrationen mit und befürchtet ein blutiges Ende. Als er 1989 in seiner Studentenwohnung im Radio vom Mauerfall hört, hält er die Berichterstattung zunächst für Satire. Eine lange Übergangsphase hält er nicht für sinnvoll und fiebert einer Wiedervereinigung entgegen. Nach dem Mauerfall bleibt er an der Universität in Leipzig - anders als viele seiner "Landsleute”, die es in die alten Bundesländer zieht. Er nimmt seine Promotion auf und erlebt den schrittweisen Wandel an der Universität mit. Später wird er Referatsleiter beim DAAD.
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Peter Webers

Der Jurist Peter Webers arbeitet zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung im Personalreferat des Bonner Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft (BMBW). Er erlebt die Umgestaltung der ostdeutschen Hochschullandschaft hautnah mit.

Webers wächst in Bonn, im Herzen der alten Bundesrepublik, auf. Nach seinem Abitur zieht es ihn 1974 nach Trier, wo er ein Germanistikstudium beginnt, bald jedoch an die juristische Fakultät wechselt. Nachdem er das zweite Staatsexamen in der Tasche hat, arbeitet Webers in verschiedenen Anwaltskanzleien. Im April 1986 wechselt er ins BMBW, wo er fast drei Jahrzehnte überwiegend in den Bereichen Personal und Internationales tätig ist. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik im Herbst 1990 erlebt Webers die Zusammenführung zweier Hochschulsysteme zunächst von Bonn aus – und dann aus unmittelbarer Nähe, als er Anfang der 1990er-Jahre ans Brandenburger Bildungsministerium abgeordnet wird.
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Dr. Heinz Wegener

Heinz Wegener leitet die Arbeitsstelle Berlin-Mitte von 1991 bis 1995 und sieht darin eine Lebensaufgabe. Als junger Mann aus der DDR herausgetrieben, kann er nun Menschen aus Ost und West in der Arbeit zusammenführen.

Wegener wächst in Brandenburg, geprägt durch seine Familie und seine Erfahrungen mit dem staatlichen Bildungssystem, mit großer Distanz zum politischen System der DDR auf. Trotz offensichtlicher Begabung und großem Lerneifer werden ihm sowohl das Studium als auch die Facharbeiterausbildung versagt, weshalb er 1954 die DDR verlässt. In der Bundesrepublik legt er das Abitur erneut ab, studiert und promoviert. Schon lange vor ihrem Ende betrachtet Wegener die DDR als volkswirtschaftlich, politisch und moralisch marode. Früh sieht er ihren Untergang kommen. Im Interview erinnert er sich auch an zahlreiche Erlebnisse aus seiner Schulzeit in der DDR und aus dem Westsektor des geteilten Berlins.

Dr. Heinz Wegener hat die Hintergründe der Wendezeit im DAAD ausführlich dokumentiert und belegt. Sein Werk „Förderung und Hochschulintegration in- und ausländischer Betreuungstipendiaten der DDR im Vereinigungsprozeß Deutschlands 1986-1996. Die DAAD-Arbeitsstelle Berlin-Mitte“ stellen wir Ihnen hier als PDF zur Verfügung.
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Klaus Stark

Der Afrikanist Klaus Stark koordiniert im Ministerium für Hoch- und Fachschulbildung der DDR (MHF) bis 1989 die Kulturabkommen mit verschiedenen afrikanischen Staaten.

1968 bewirbt sich Stark auf ein Studium der Afrikanistik, da ihn der Kontinent fasziniert. Sein Notendurchschnitt reicht jedoch nicht aus – er wird zunächst abgelehnt. Erst nach seinem Wehrdienst hat er mit einer erneuten Bewerbung Erfolg und kann sein Studium beginnen. Obwohl ein Auslandssemester nicht vorgesehen ist, erhält Stark die Möglichkeit, für ein Jahr als Übersetzer für den Jugendverband der DDR, die Freie Deutsche Jugend, in Guinea zu arbeiten. 1977 reist er als Attaché für Presse und Kultur an die Botschaft der DDR nach Daressalam in Tansania. Als im November 1989 die Mauer geöffnet wird, ist Stark im internationalen Bereich des MHF tätig. Den Mauerfall verfolgt er am Abend im Fernsehen. Nach der Wende arbeitet Stark in der Arbeitsstelle Berlin-Mitte und betreut die vom DAAD übernommenen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR.
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#56 - DOPPEL - Cuesta-Gelbrich

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#57 - DOPPEL - Kühn-Michael

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#58 - DOPPEL - Prahl-Berghorn

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#59 - DOPPEL - Prahl-Merzouk

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#60 - DOPPEL - Reiser-Etzold

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0.1. - Making-Of

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Die Idee für das Projekt ist im DAAD entstanden und von einem Kollektiv von Mitarbeitenden und Studierenden umgesetzt worden. Wir haben die Interviews mit einfachen Mitteln selbst aufgezeichnet, und die neunzig Stunden Bild- und Tonmaterial verarbeitet. Die zwanzig Episoden Video/Podcast moderieren Menschen aus dem DAAD und Studentinnen. Bei Aufnahme und Produktion sowie der Erstellung der Webseite unterstützten uns Martin Wenzel von Filmkartell (Berlin) und FAZIT Medien (Frankfurt). 
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